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Pallium und die Stola, und streckt die Hände zum Gebete aus. Die beiden Sei-
tenfiguren sind zu ihm in Verehrung hingewendet. Die Kleidung des Mannes ist
etwas undeutlich, da an dieser Stelle das Bild sehr gelitten hat; die weibliche Fi-
gur ist mit einem langen weiten Gewände angethan, und trägt den Schleier über
dem Haupte, wie die Frauenbilder in den Katakomben oft erscheinen. ') Uebrigens
gehört das Bild wie alle Darstellungen von Bischöfen zu den späteren Gemälden
und dürfte wohl nicht vor das siebente Jahrhundert zu setzen sein, obgleich es
mit einer gewissen Freiheit in der Zeichnung behandelt ist. Von den übrigen
Gemälden, mit denen diese Märtyrerkirche ausgeschmückt war, ist jetzt wenig mehr
zu erkennen. Am deutlichsten sind noch die beiden Figuren Taf. XI. in langen
rothen Gewändern, ohne Zweifel auch Heilige darstellend. Sie haben beide den
Nimbus um das Haupt; der Eine mit der Stola angethan hält ein Buch in der
Hand, der Andere breitet die Hände zum Gebete aus. Die seltsame Kleidung ge-
hört eher der griechischen als der römischen Kirche an, und dies entspricht den
wirklichen Verhältnissen der ältern neapolitanischen Kirche. Endlich erscheint dicht
am Eingänge in der kuppelartigen Wölbung der Decke das Brustbild des Erlösers,
Taf. XII. Sein Haupt ist mit dem Heiligenschein umgeben; in der Linken hält er
ein Buch, die Rechte ist zum Segnen erhoben. Offenbar ist das Bild nicht mehr
in seiner Ursprünglichkeit vorhanden, und hat durch spätere Uebermalungen viel ge-
litten. Man hat ihm bei einer solchen Gelegenheit noch eine Einlassung gegeben
und zwei Engel an den Seiten beigefügt, die nun das Bild zu halten scheinen.
Diese offenbar späteren Zusätze sind bei unserer Copie weggelassen worden, um
dem Bilde so viel als möglich seinen ersten Charakter zu lassen. Uebrigens spricht
aus der ganzen Haltung der Figur noch jener frühere, einfache Typus, in welchem
die ältesten Christusbilder erscheinen. 2)
Fragt man nun, welchem Märtyrer besonders die in dieser unterirdischen Kirche
gehaltenen Gedächtnissfeiern galten, so nennt die spätere Tradition den in der nea-
politanischen Kirche hochgefeierten Bischof von Benevent Januarius, welcher in der
') Man kann damit die Abbildungen bei Bosio pag. 405. und bei Bottari Taf. CXXV vergleichen.
2) Es werde hierbei bemerkt, dass das Weglassen der Nebenwerke auf diesem Gemälde die einzige
Freiheit ist, die sich der Künstler, welcher unsere Tafeln zeichnete, erlaubt hat. Alle übrige Gemälde sind
vollständige Copieen, bei denen der Künstler bemüht war, dem Original streng treu zu bleiben, und weder
etwas hinweg zu thun, noch auch etwas Fremdartiges in Geist oder Manier hineinzulegen.
Pallium und die Stola, und streckt die Hände zum Gebete aus. Die beiden Sei-
tenfiguren sind zu ihm in Verehrung hingewendet. Die Kleidung des Mannes ist
etwas undeutlich, da an dieser Stelle das Bild sehr gelitten hat; die weibliche Fi-
gur ist mit einem langen weiten Gewände angethan, und trägt den Schleier über
dem Haupte, wie die Frauenbilder in den Katakomben oft erscheinen. ') Uebrigens
gehört das Bild wie alle Darstellungen von Bischöfen zu den späteren Gemälden
und dürfte wohl nicht vor das siebente Jahrhundert zu setzen sein, obgleich es
mit einer gewissen Freiheit in der Zeichnung behandelt ist. Von den übrigen
Gemälden, mit denen diese Märtyrerkirche ausgeschmückt war, ist jetzt wenig mehr
zu erkennen. Am deutlichsten sind noch die beiden Figuren Taf. XI. in langen
rothen Gewändern, ohne Zweifel auch Heilige darstellend. Sie haben beide den
Nimbus um das Haupt; der Eine mit der Stola angethan hält ein Buch in der
Hand, der Andere breitet die Hände zum Gebete aus. Die seltsame Kleidung ge-
hört eher der griechischen als der römischen Kirche an, und dies entspricht den
wirklichen Verhältnissen der ältern neapolitanischen Kirche. Endlich erscheint dicht
am Eingänge in der kuppelartigen Wölbung der Decke das Brustbild des Erlösers,
Taf. XII. Sein Haupt ist mit dem Heiligenschein umgeben; in der Linken hält er
ein Buch, die Rechte ist zum Segnen erhoben. Offenbar ist das Bild nicht mehr
in seiner Ursprünglichkeit vorhanden, und hat durch spätere Uebermalungen viel ge-
litten. Man hat ihm bei einer solchen Gelegenheit noch eine Einlassung gegeben
und zwei Engel an den Seiten beigefügt, die nun das Bild zu halten scheinen.
Diese offenbar späteren Zusätze sind bei unserer Copie weggelassen worden, um
dem Bilde so viel als möglich seinen ersten Charakter zu lassen. Uebrigens spricht
aus der ganzen Haltung der Figur noch jener frühere, einfache Typus, in welchem
die ältesten Christusbilder erscheinen. 2)
Fragt man nun, welchem Märtyrer besonders die in dieser unterirdischen Kirche
gehaltenen Gedächtnissfeiern galten, so nennt die spätere Tradition den in der nea-
politanischen Kirche hochgefeierten Bischof von Benevent Januarius, welcher in der
') Man kann damit die Abbildungen bei Bosio pag. 405. und bei Bottari Taf. CXXV vergleichen.
2) Es werde hierbei bemerkt, dass das Weglassen der Nebenwerke auf diesem Gemälde die einzige
Freiheit ist, die sich der Künstler, welcher unsere Tafeln zeichnete, erlaubt hat. Alle übrige Gemälde sind
vollständige Copieen, bei denen der Künstler bemüht war, dem Original streng treu zu bleiben, und weder
etwas hinweg zu thun, noch auch etwas Fremdartiges in Geist oder Manier hineinzulegen.