83
fast nur durch Umrisslinien angedeutet sind. Die Ungleichheit der Schristzüge und
der Orthographie in der Inschrift, der Heiligenschein um den Kopf der mittlern Fi-
gur und das Erscheinen des Localheiligen selbst beweisen, dass das wohlerhaltene ')
Bildchen nicht zu den ältesten in diesen Grüften gehört.
Was sonst noch an halbverblichenen oder durch den Rauch der Fackeln fast
unkenntlich gewordenen Bildern und Inschriften sich findet, zeichnet sich durch
nichts Besonderes aus. Es sind nur noch ein paar einzelne Köpfe, Blumengewinde
und andere kleine Verzierungen. Ein weibliches Brustbild hat am Rande noch die
lesbaren Worte:H.R.ITALIA IN PACE, hier ruhet Italia in Frieden. Eine Mar-
mortafel, die in zwei Stücke zerbrochen in den Katakomben aufbewahrt wird, ohne
dass man ihre ursprüngliche Stelle mehr kennt, bezeichnet das Grab eines jungen
Mädchens und lautet also: Hier ruhet Charitosa, welche vierzehn Jahre und drei
und dreissig Tage lebte; sie starb zehn Tage vor den Kalenden des Mai, d. i. am
22 April. 2) Der Stein ist 6, Palmen lang, 3 P. hoch. Die Buchstaben sind zwar
mit grossem Fleisse geschrieben, einige derselben erscheinen aber doch schon in
der spätem runden Form, die auf guten, vorchristlichen Inschriften nicht vorkommt.
Das zweimal angebrachte Blättchen als verschönerndes Interpunctionszeichen, das
erst am Ende des zweiten christlichen Jahrhunderts gebraucht zu werden anfängt,
und endlich der Ausdruck der Sprache selbst, der in der vorletzten Zeile schon
eine christliche Farbe annimmt, dies alles sind Merkmale genug, um die Inschrift
nicht vor den Anfang des dritten Jahrhunderts zu setzen.
') Pelliccia erwähnt des Bildchens nicht, auch war es den Führern, die die Fremden durch die Kata-
komben begleiten, unbekannt geblieben und verdankt diesem Umstande sein besseres Aussehn. Als der Verf.
es zum erstenmale sähe und die Inschrift las, war der gute, alte Hospitalbruder, der die Fackel trug, höchst
erfreut über diesen Fund, verlangte die Deutung der Inschrift und zeigt von jetzt an mit frommen Eifer
jedem neuen Besucher der Katakomben die neue Heilige Cominia, die ein Forestiere aufgefunden hat
2) Sie erscheint im Originale also:
€N0AA€K€ITAI
XAPITWCA_ZH
CACA 6TH 0 ia HM- AF
ANenAYCATO
nP.T KAA- MAI. 0
fast nur durch Umrisslinien angedeutet sind. Die Ungleichheit der Schristzüge und
der Orthographie in der Inschrift, der Heiligenschein um den Kopf der mittlern Fi-
gur und das Erscheinen des Localheiligen selbst beweisen, dass das wohlerhaltene ')
Bildchen nicht zu den ältesten in diesen Grüften gehört.
Was sonst noch an halbverblichenen oder durch den Rauch der Fackeln fast
unkenntlich gewordenen Bildern und Inschriften sich findet, zeichnet sich durch
nichts Besonderes aus. Es sind nur noch ein paar einzelne Köpfe, Blumengewinde
und andere kleine Verzierungen. Ein weibliches Brustbild hat am Rande noch die
lesbaren Worte:H.R.ITALIA IN PACE, hier ruhet Italia in Frieden. Eine Mar-
mortafel, die in zwei Stücke zerbrochen in den Katakomben aufbewahrt wird, ohne
dass man ihre ursprüngliche Stelle mehr kennt, bezeichnet das Grab eines jungen
Mädchens und lautet also: Hier ruhet Charitosa, welche vierzehn Jahre und drei
und dreissig Tage lebte; sie starb zehn Tage vor den Kalenden des Mai, d. i. am
22 April. 2) Der Stein ist 6, Palmen lang, 3 P. hoch. Die Buchstaben sind zwar
mit grossem Fleisse geschrieben, einige derselben erscheinen aber doch schon in
der spätem runden Form, die auf guten, vorchristlichen Inschriften nicht vorkommt.
Das zweimal angebrachte Blättchen als verschönerndes Interpunctionszeichen, das
erst am Ende des zweiten christlichen Jahrhunderts gebraucht zu werden anfängt,
und endlich der Ausdruck der Sprache selbst, der in der vorletzten Zeile schon
eine christliche Farbe annimmt, dies alles sind Merkmale genug, um die Inschrift
nicht vor den Anfang des dritten Jahrhunderts zu setzen.
') Pelliccia erwähnt des Bildchens nicht, auch war es den Führern, die die Fremden durch die Kata-
komben begleiten, unbekannt geblieben und verdankt diesem Umstande sein besseres Aussehn. Als der Verf.
es zum erstenmale sähe und die Inschrift las, war der gute, alte Hospitalbruder, der die Fackel trug, höchst
erfreut über diesen Fund, verlangte die Deutung der Inschrift und zeigt von jetzt an mit frommen Eifer
jedem neuen Besucher der Katakomben die neue Heilige Cominia, die ein Forestiere aufgefunden hat
2) Sie erscheint im Originale also:
€N0AA€K€ITAI
XAPITWCA_ZH
CACA 6TH 0 ia HM- AF
ANenAYCATO
nP.T KAA- MAI. 0