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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — Band 7.1925

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Strzygowski, Josef: Das Osebergschiff und die Holzkunst der Wikingerzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.69286#0153
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JOSEF STRZYGOWSKI

gearbeitet wurde, so erhalten wäre wie im Wüstenboden Ägyptens oder Zentralasiens,
dann würden wir wohl weniger überrascht sein von dem Kunstschaffen, das durch das
Osebergschiff und die Stabkirchen belegt wird.
In der Totenkammer lag die vierzig- bis fünfzigjährige »Königin« auf den Decken des
Bettes; der Raum war mit kostbaren Stoffen ausgestattet. Die zweite Frau, dreißigjährig,


5. Das Osebergschiff IQ04, bis auf Deck freigelegt

war wohl eine Dienerin. Man denke an das griechische Hegesorelief und wird die in
der nordischen Grabkammer Bestatteten im Lichte eines mehr als tausend Jahre älteren,
auch von einer nordisch empfindenden Hand hergestellten Grabdenkmales leibhaftig
vor sich zu sehen glauben.
Auf dem Vorder- und Hinterdeck wurden nun alle die zum Teil herrlichen Geräte
gefunden, die jetzt den größten Schatz nordischer Kunst bilden, den wir besitzen. Ich
werde einzelne Stücke zunächst in ihrer Gesamterscheinung beschreiben und dann erst
auf die künstlerische Ausstattung eingehen. Auf dem Hinterschiff fand man eine Küche:

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