1. Cornelis Bos, Kupferstich nach Michelangelos Leda, Wien, Albertina
GARZONI MICHELANGELOS
VON ANNY E. POPP
Unter den Michelangelo zugeschriebenen oder ihm einst zugeteilten Bildern sind zwei:
die Madonna mit Engeln in der National Gallery in London (Abb. 5) und das Tondo
der Madonna mit dem kleinen Johannes in der Galerie der Akademie in Wien (Abb. 4)
unzweifelhaft von derselben Hand. In beiden Fällen die Madonna mit den enffen Schultern,
dem unten zu schmalen, eckig in die Schultern übergehenden Hals, die gleiche Behandlung
der Gewänder mit dem kleinlichen wirren Faltengerinnsel ohne Unten und Oben (vgl. den
Oberkörper der Wiener Madonna mit dem Engel rechts in London), das kleinliche Ein-
rollen der Säume (bei dem Tuch, das das Christuskind auf der Wiener Madonna hält
über der Hand, bei dem Hemd des Christuskindes der Londoner Madonna über dem
Gurt, beim Halsausschnitt des rückwärtigen Engels rechts usw.), die grazilen Gliedmaßen,
die zu kleinen Hände und Füße, die gleiche Behandlung der Farbe, die im Licht fast
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