Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — Band 11.1927

DOI Heft:
Heft 56
DOI Artikel:
Buchbesprechungen
DOI Artikel:
Frey, Dagobert: [Rezension von: Beschreibender Katalog der Handzeichnungen in der graphischen Sammlung der Albertina, Band 1, Die Zeichnungen der venezianischen Schule]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.55197#0108
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
BUCHBESPRECHUNGEN

die Stifterporträts am Dornenkrönungsfresko der
Ambrosiana oder an dem Altarbilde des Doms
von Como. Endlich halte ich bei Nr. 82, dem
schönen Porträtkopf, die alte Zuschreibung an
Giov. Ant. Bazzi für richtig.
Lebhafte Diskussion wogt um die Tizian zu-
geschriebenen Zeichnungen. Von den fünf Blät-
tern, welche die Verfasser dem Meister selbst
geben, ist es mir nur bei Nr. 39, der Ent-
hauptungsszene, nicht möglich, ihrer Meinung
zu folgen. Der barocke Beleuchtungseffekt und
die von demselben abhängige Komposition kann
ich mit Tizian nicht in Einklang bringen. Daß
die Verfasser Nr. 47, den knienden hl. Hiero-
nymus, ebenso wie das verwandte Blatt im
British Museum aus der kleinen Zahl der eigen-
händigen Zeichnungen Tizian ausschließen,
scheint mir durchaus berechtigt zu sein. Bei
Nr. 148, der schönen, dem Minziano zugeschrie-
benen Darstellung des hl. Hieronymus, halte
ich die Verwandtschaft mit des Paolo Veroneses
Altarbild in S. Pietro Martire in Murano aus-
schlaggebend für die Zuweisung dieses vorzüg-
lichen Blattes, an den großen Meister selbst. Die
Albertinazeichnung dürfte frühere Fassung der
später im Gegensinn aus gleichen Grundelementen
noch konziser aufgebauten Komposition sein.
Bezüglich der Provenienz der einzelnen Blätter
lehrt der Katalog, daß zu herrlichen Stücken
alten Bestandes eine erstaunlich große Zahl von
Zeichnungen allerersten Ranges im Verlaufe der
letzten Jahre hinzugekommen ist: Pisanello,
Stefano da Zevio, Jacopo Bellini, Mantegna,
Tizian, Tintoretto, Veronese, die Mehrzahl der
Blätter von G. B. Tiepolo, alle von Guardi. Die
außerordentliche Bereicherung der Bestände der
Albertina ist eine Tatsache, welche allgemein
genannt und gewürdigt zu werden verdient. Der
vorliegende Katalog, von dem bekannten Verlage
vorzüglich ausgestattet, ist eines jener Bücher,
die für jede graphische Sammlung und jeden
Sammler absolut unentbehrlich sind. Der Text
ist in englischer und französischer Übersetzung
beigelegt worden.
W. Sui da

MONOGRAFIE SÜLLE CHIESE DI ROM AIS. AGATA
DEI GOTI DI C. HUELSEN, C. CECCHELLI, G. GIO-
VANNONI U.MONNERETDE VILLARD, A. MUNOZ
Wir können diese Folge, die von der Associazione
artistica fra i cultori di architettura di Roma
mit dem vorliegenden Band begonnen wird, nur
auf das lebhafteste begrüßen. Damit scheint end-
lich das lange gehegte Desideratum einer Kunst-
topographie Roms zumindest für die kirchlichen
Bauten in Erfüllung zu gehen. Nach streng hi-
storischer Methode soll die Geschichte der ein-
zelnen Denkmäler nach topographischen, hagio-
graphischen, epigraphischen, archivalischen und
kunstgeschichtlichen Gesichtspunkten von beson-
deren Fachmännern untersucht und bearbeitet
werden. So stellt sich jede Monographie, wie die
erste uns vorliegende, als eine Zusammenarbeit
verschiedener Spezialisten dar: und man muß
gestehen, daß die besten Männer ihres Faches
für die große Sache eingetreten sind. So behan-
delt C. Huelsen, der bekanntlich eine großange-
legte Topographie der römischen Kirchen im
Mittelalter vorbereitet, die Topographie des Um-
kreises der Kirche seit der Antike, Cecchelli die
Geschichte der Kirche und des Klosters, Gio-
vannoni den Bau vom künstlerischen und tech-
nischen Standpunkt, wozu Monneret de Villard
einen interessanten Beitrag über die Verwen-
dung von Tongefäßen und Tonrohren in den
Gewölben beisteuert, schließlich Munoz die ba-
rocken Malereien. In einem Anhang sind die
wichtigsten Dokumente und die Grabinschriften
angeschlossen.
Das der Folge damit zugrunde gelegte Programm
kann als mustergültig bezeichnet werden, wenn
auch vom kunsttopographischen Standpunkt die
mobilen Kunstwerke, Meßgeräte, Paramente usw.
fehlen und wohl grundsätzlich ausgeschieden
wurden. Wir möchten dem Unternehmen, dem
größte wissenschaftliche Bedeutung zukommt,
einen glücklichen Fortgang, wünschen, denn neben
wissenschaftlicher Gründlichkeit und Vollständig-
keit im einzelnen ist ebenso die Durchführung
des Gesamtprogrammes in menschlich absehbarer
Zeit von Wichtigkeit. Dagobert Frey
 
Annotationen