Zehn Jahre Nationalbibliothek
nalbibliothek einverleibt wurde, fielen ihr zu;
außerdem hat sie in den letzten zehn Jahren
305 abendländische und 233 morgenländische
Handschriften erworben. Diese Käufe sind schon
deshalb von großer Bedeutung, weil ein beträcht-
licher Teil derselben altes Kulturgut österrei-
chischer Klöster war, das ohne diese Intervention
in das Ausland abgewandert wäre. Ebenso ver-
hält es sich mit den Inkunabeln. Von diesen
wurden 63 erworben, was bei dem großen alten
Reichtum eine beträchtliche Anzahl darstellt.
An Autogrammen kamen 3176 dazu. Auch an
dieser Sammlung herrschte neben musealer Be-
tätigung reiches wissenschaftliches Leben. Für
die Kunstgeschichte besonders wichtig sind die
ausgezeichneten Faksimilereproduktionen illu-
minierter Handschriften, wie das Livre du euer
d'amours espris des Herzogs Rene von Anjou
und das schwarze Gebetbuch des Herzogs Ga-
leazzo Maria Sforza, die wir dem Leiter der
Sammlung, Oberstaatsbibliothekar Prof. Dr. O.
Smital, verdanken, und die neue Ausgabe der
Genesis, die Staatsbibliothekar Univ.-Doz. Dr.
H. Gerstinger besorgt hat. Von dem beschreiben-
den Verzeichnis der illuminierten Handschriften
in Österreich sind seit 1923 6 Bände aus der
Nationalbibliothek erschienen, die der erste
Direktor des Kunsthistorischen Museums, Univ.-
Prof. Dr. H. Hermann, verfaßte.
Auch die Musikaliensammlung hat unter ihrem
Leiter, Staatsbibliothekar Univ.-Prof. Dr. R. Haas,
einen außerordentlichen Aufschwung genommen.
Die sehr reichen alten Bestände wurden benütz-
bar gemacht, dazu kam eine große Anzahl
neuer Sammlungen, die ihr teils bei dem Organisa-
torischen Aufbau der Wiener Sammlungen zu-
gewiesen wurden, wie die Estensischen Musikalien
und die der Familienfideikommißbibliothek oder
andere, die sie erwerben konnte, so leihweise die
Musikarchive der größten Wiener Privattheater
und durch Kauf oder Geschenk eine Reihe ge-
schlossener Wiener Musikbibliotheken und viele
Einzelstücke. Die Neuerwerbungen sind insgesamt
so bedeutend, daß sich die Bestände mehr als ver-
doppelt haben. Dadurch und durch die intensive
wissenschaftliche Ordnung und Bearbeitung des
Materials hat sich die Sammlung zu einer leben-
digen Zentralstelle auf ihrem Gebiet in Österreich
entwickelt, die größte internationale Bedeutung
hat.
Die Kartensammlung, die der Oberstaatsbiblio-
thekar Univ.-Prof. Dr. H. Mzik leitet, ist wesent-
lich vergrößert worden, von etwa 30.000 auf
über 110.000 Blätter. Der größte Teil des Zu-
wachses fällt auf die Angliederung der Karten-
sammlungen der Fideikommißbibliothek und der
Albertina.
Ganz neu organisiert wurden zwei Sammlungen,
deren Bestände mit dem Sammelgebiet reiner
Kunstsammlungen sich ebenfalls vielfach be-
rühren: die Theatersammlung und die Porträt-
sammlung. Die Theatersammlung, deren Leiter
Staatsbibliothekar Dr. J. Gregor ist, besteht fast
zur Gänze aus Neuerwerbungen und unter den
zirka <290.000 Objekten, die sie umfaßt, befindet
sich vielfach wertvolles künstlerisches Material
an Handzeichnungen und Druckgraphik, eine
hochinteressante Sammlung von Bühnenmodellen,
weltbekannte Theatersammlungen wie die Hugo
Thimigs, die 1922 aus Mitteln der Albertina
erworben wurde, ferner wurden ihr das Archiv
des Burgtheaters und einer Reihe der größten
Privattheater Wiens eingegliedert. Seit 1929 be-
steht auch ein Archiv für Filmkunde, das be-
reits ungefähr 20.000 Nummern umfaßt. Von
ihren Katalogen ist der erste Band, Katalog der
alten Bibliothek des Theaters a. d. Wien von
F. Trojan und F. Hadamowsky, bereits erschienen,
der zweite Band, der die Handzeichnungen um-
faßt, ist im Erscheinen begriffen. Von den Denk-
mälern des Theaters, die durchaus künstlerisches
Material in Faksimilereproduktionen bringen, sind
bisher elf Bände erschienen.
Die Porträtsammlung unter dei Leitung des
Oberstaatsbibliothekars Hofrat Dr. H. Röttinger
ist mit ihren rund 200.000 Blättern wohl die
bedeutendste der Welt. Ihren Grundstock bildet
die Sammlung der Fideikommißbibliothek, die
etwa 120.000 Blätter umfaßte, 22.000 entfallen
auf die Sammlung des bekannten Physiognomi-
kers J. C. Lavater, die Kaiser Franz 1828 er-
worben hat. Dazu kam das entsprechende Material
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nalbibliothek einverleibt wurde, fielen ihr zu;
außerdem hat sie in den letzten zehn Jahren
305 abendländische und 233 morgenländische
Handschriften erworben. Diese Käufe sind schon
deshalb von großer Bedeutung, weil ein beträcht-
licher Teil derselben altes Kulturgut österrei-
chischer Klöster war, das ohne diese Intervention
in das Ausland abgewandert wäre. Ebenso ver-
hält es sich mit den Inkunabeln. Von diesen
wurden 63 erworben, was bei dem großen alten
Reichtum eine beträchtliche Anzahl darstellt.
An Autogrammen kamen 3176 dazu. Auch an
dieser Sammlung herrschte neben musealer Be-
tätigung reiches wissenschaftliches Leben. Für
die Kunstgeschichte besonders wichtig sind die
ausgezeichneten Faksimilereproduktionen illu-
minierter Handschriften, wie das Livre du euer
d'amours espris des Herzogs Rene von Anjou
und das schwarze Gebetbuch des Herzogs Ga-
leazzo Maria Sforza, die wir dem Leiter der
Sammlung, Oberstaatsbibliothekar Prof. Dr. O.
Smital, verdanken, und die neue Ausgabe der
Genesis, die Staatsbibliothekar Univ.-Doz. Dr.
H. Gerstinger besorgt hat. Von dem beschreiben-
den Verzeichnis der illuminierten Handschriften
in Österreich sind seit 1923 6 Bände aus der
Nationalbibliothek erschienen, die der erste
Direktor des Kunsthistorischen Museums, Univ.-
Prof. Dr. H. Hermann, verfaßte.
Auch die Musikaliensammlung hat unter ihrem
Leiter, Staatsbibliothekar Univ.-Prof. Dr. R. Haas,
einen außerordentlichen Aufschwung genommen.
Die sehr reichen alten Bestände wurden benütz-
bar gemacht, dazu kam eine große Anzahl
neuer Sammlungen, die ihr teils bei dem Organisa-
torischen Aufbau der Wiener Sammlungen zu-
gewiesen wurden, wie die Estensischen Musikalien
und die der Familienfideikommißbibliothek oder
andere, die sie erwerben konnte, so leihweise die
Musikarchive der größten Wiener Privattheater
und durch Kauf oder Geschenk eine Reihe ge-
schlossener Wiener Musikbibliotheken und viele
Einzelstücke. Die Neuerwerbungen sind insgesamt
so bedeutend, daß sich die Bestände mehr als ver-
doppelt haben. Dadurch und durch die intensive
wissenschaftliche Ordnung und Bearbeitung des
Materials hat sich die Sammlung zu einer leben-
digen Zentralstelle auf ihrem Gebiet in Österreich
entwickelt, die größte internationale Bedeutung
hat.
Die Kartensammlung, die der Oberstaatsbiblio-
thekar Univ.-Prof. Dr. H. Mzik leitet, ist wesent-
lich vergrößert worden, von etwa 30.000 auf
über 110.000 Blätter. Der größte Teil des Zu-
wachses fällt auf die Angliederung der Karten-
sammlungen der Fideikommißbibliothek und der
Albertina.
Ganz neu organisiert wurden zwei Sammlungen,
deren Bestände mit dem Sammelgebiet reiner
Kunstsammlungen sich ebenfalls vielfach be-
rühren: die Theatersammlung und die Porträt-
sammlung. Die Theatersammlung, deren Leiter
Staatsbibliothekar Dr. J. Gregor ist, besteht fast
zur Gänze aus Neuerwerbungen und unter den
zirka <290.000 Objekten, die sie umfaßt, befindet
sich vielfach wertvolles künstlerisches Material
an Handzeichnungen und Druckgraphik, eine
hochinteressante Sammlung von Bühnenmodellen,
weltbekannte Theatersammlungen wie die Hugo
Thimigs, die 1922 aus Mitteln der Albertina
erworben wurde, ferner wurden ihr das Archiv
des Burgtheaters und einer Reihe der größten
Privattheater Wiens eingegliedert. Seit 1929 be-
steht auch ein Archiv für Filmkunde, das be-
reits ungefähr 20.000 Nummern umfaßt. Von
ihren Katalogen ist der erste Band, Katalog der
alten Bibliothek des Theaters a. d. Wien von
F. Trojan und F. Hadamowsky, bereits erschienen,
der zweite Band, der die Handzeichnungen um-
faßt, ist im Erscheinen begriffen. Von den Denk-
mälern des Theaters, die durchaus künstlerisches
Material in Faksimilereproduktionen bringen, sind
bisher elf Bände erschienen.
Die Porträtsammlung unter dei Leitung des
Oberstaatsbibliothekars Hofrat Dr. H. Röttinger
ist mit ihren rund 200.000 Blättern wohl die
bedeutendste der Welt. Ihren Grundstock bildet
die Sammlung der Fideikommißbibliothek, die
etwa 120.000 Blätter umfaßte, 22.000 entfallen
auf die Sammlung des bekannten Physiognomi-
kers J. C. Lavater, die Kaiser Franz 1828 er-
worben hat. Dazu kam das entsprechende Material
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