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Einem unbefangenen Auge fällt ohne weiteres die quattro-
centistische Formengebung der Figuren und der Landschaft
auf. Und eine Vergleichung mit Cimas Beweinung Christi
in Modena ergibt,1) dass der Maler des Bildes einzelne
Typen direkt Cima entlehnt hat. Hierhin gehört vor allem
die heilige Magdalena, die in Frisur, Gesichtszügen und Tracht
sich übereinstimmend auf beiden Bildern findet und die
Gestalt Christi. Auch die alte Frau, die in Modena hinter der
ohnmächtigen Maria zu sehen ist, treffen wir auf dem Bilde
bei Lady Lagard als Nachbarin der Magdalena an.
Der Vergleich des Gemäldes mit dem Bild in San
Giovanni Crisostomo lässt keinen Zweifel über die Irrigkeit
der Zuschreibung an Sebastiano. Die Verschiedenheiten weisen
nicht nur auf zwei unterschiedene künstlerische Persönlich-
keiten, sondern auf zwei verschiedene Stilphasen hin. Man
vergleiche die Akte von Christus und Johannes dem Täufer.
Hier quattrocentistische Genauigkeit in der Einzelbeobachtung,
dort die nach grossen Flächen geordnete Form des XVL
Jahrhunderts. Man sehe wie scharf und trocken auf der
Beweinung bei Layard der hagere linke Arm Christi gezeichnet
und modelliert ist und wie weich abrundend Sebastiano die
vollen fleischigen Formen seiner Gestalten in Licht und
Schatten modelliert und belebt.
Das Gleiche wie für die Körperformen, gilt für die
Gewandung. Man werfe einen Blick auf die Trachten der
Magdalena hier und dort. — Sebastiano sieht es ab auf Fülle
und malerisch breite Wirkung der grossen schillernden Sammet-
flächen, Cima auf die bescheidenen Reize wie sie durch
die Stickerei eines zierlichen Musters hervorgebracht werden;
der Arm der Magdalena ist in einem schlauchähnlichen Ärmel
gepresst, während Sebastiano in breit, fallenden Falten die
') R. Burckhardt: Cima da Conegliano, pag. 52 ff.
Einem unbefangenen Auge fällt ohne weiteres die quattro-
centistische Formengebung der Figuren und der Landschaft
auf. Und eine Vergleichung mit Cimas Beweinung Christi
in Modena ergibt,1) dass der Maler des Bildes einzelne
Typen direkt Cima entlehnt hat. Hierhin gehört vor allem
die heilige Magdalena, die in Frisur, Gesichtszügen und Tracht
sich übereinstimmend auf beiden Bildern findet und die
Gestalt Christi. Auch die alte Frau, die in Modena hinter der
ohnmächtigen Maria zu sehen ist, treffen wir auf dem Bilde
bei Lady Lagard als Nachbarin der Magdalena an.
Der Vergleich des Gemäldes mit dem Bild in San
Giovanni Crisostomo lässt keinen Zweifel über die Irrigkeit
der Zuschreibung an Sebastiano. Die Verschiedenheiten weisen
nicht nur auf zwei unterschiedene künstlerische Persönlich-
keiten, sondern auf zwei verschiedene Stilphasen hin. Man
vergleiche die Akte von Christus und Johannes dem Täufer.
Hier quattrocentistische Genauigkeit in der Einzelbeobachtung,
dort die nach grossen Flächen geordnete Form des XVL
Jahrhunderts. Man sehe wie scharf und trocken auf der
Beweinung bei Layard der hagere linke Arm Christi gezeichnet
und modelliert ist und wie weich abrundend Sebastiano die
vollen fleischigen Formen seiner Gestalten in Licht und
Schatten modelliert und belebt.
Das Gleiche wie für die Körperformen, gilt für die
Gewandung. Man werfe einen Blick auf die Trachten der
Magdalena hier und dort. — Sebastiano sieht es ab auf Fülle
und malerisch breite Wirkung der grossen schillernden Sammet-
flächen, Cima auf die bescheidenen Reize wie sie durch
die Stickerei eines zierlichen Musters hervorgebracht werden;
der Arm der Magdalena ist in einem schlauchähnlichen Ärmel
gepresst, während Sebastiano in breit, fallenden Falten die
') R. Burckhardt: Cima da Conegliano, pag. 52 ff.