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Benndorf, Otto ; Hirschfeld, Otto
Festschrift zur fünzigjährigen Gründungsfeier des Archäologischen Instituts in Rom — Wien, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.661#0049
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erkennen ist oder zu vermuthen steht. Aber sein bestes Wollen und Können
war gestreift durch jene unvermeidlichen Schatten, welche die taghell auf-
gehende Vollendung der Kunst durch Pheidias über alles Vergangene warf.
Es muss den älteren Meistern jener Zeit zu Muth gewesen sein, als ob sich
der Boden unter ihren Füssen verlöre, als die nämlichen Gedanken und die
nämlichen Formen, in deren Ausgestaltung sie die Kraft ihres Lebens ein-
gesetzt hatten, wie durch ein Wunder seiner Hand mit einem Male eine
Grösse gewannen, die eine ungeahnte Welt neuer Erscheinungen 2u be-
gründen schien; und man begreift nach den tragischen Schicksalen des Phei-
dias, dass nicht Alle die Haltung fanden, welche in freiwilliger Unterordnung
und schrankenloser Anerkennung fremder Ueberlegenheit für redlich Wollende
die einzig mögliche Rettung bietet. Auch Pheidias hatte in seiner Parthenos
der Idee nach eine Athena Nike geschaffen; aber sein Werk lag darüber
hinaus wie eine endliche Erfüllung über die Verheissungen gebundener Ver-
suche. Die Beschränkung, welche durch bestimmte Örtliche und zeitliche Be-
ziehungen dieser altern Bildung anhaftete, war gefallen; nicht die Göttin einer
Schlacht, nicht die Glück und Ruhm im Kampfe verleihende Athena, nicht
überhaupt das Wirken einzelner Seiten ihres Wesens, sondern Sieghaftigkeit
in der ruhig waltenden Fülle ihres ganzen Wesens bedeutete das Ideal, dem
Pheidias Gestalt verliehen hatte, und diese Gestalt selbst war ein Sieg der
Vollendung, dessen Tragweite zu ermessen Niemand im Stand war. Athena
Nike hat ihren Öffentlichen Werth und sogar ihr Öffentliches Verstandniss
verloren, als rasch genug die geschichtliche Spur und das Gedächtniss der
Perserkriege sich verlor; unter dem Zeichen der Parthenos traten die Athener
eine Herrschaft an, deren Grenzen noch heute s

wegen geweiht war, kann nur unter den ersten Namen der Zeil gesucht werden. Eine be-
rühmte Quadriga aus Erz, von welcher Phnius 3^, 71 berichtet, ohne den Ort ihrer Aufstellung
und den Anlass ihrer Stiftung tu erwähnen , hatte Kaiamis gearbeitet, gemeinschaftlieh mit
Praxiteles (dem atiischen Bildhauer des fünften Jahrhunderts, wie Wilhelm Klein treffend
bemerkt hat, in ähnlicher 'I htilung der Arbeit, wie er mit Onatas das Viergespann für Hieron
in Olympia ausführte). War d:ese Quadriga des Plinius identisch mit derjenigen der Akro-
polis, so würde sich dadurch sehr gui erklaren, wie an diesem besuchtesten Orte der sprich-
wörtliche Ruhm des Kaliirii* alt PlcrJebildner und in späten Zeiten die pikante Cieeroni-
anekdote über die Beihei'u;. :i.: :.s •';.;•. st.f. -.n'-tti.vn kutniv — l)a;.s:;en ist die weiterhin
bei Plinius erwähnte lAlcumeoa« aus der Liste der Werke des Kaiamis mindestens als zwei-
felhaft auszuscheiden. Die Stelle ist verderbt, und was die Ueber lieferung bietet (Alchimena G
alcamen etB', alcame et B*), sichtlich entstanden durch den unmittelbar folgenden »Alcamenes.*
 
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