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Springer, Anton [Gefeierte Pers.]; Benndorf, Otto [Bearb.]
Gesammelte Studien zur Kunstgeschichte: eine Festgabe zum 4. Mai 1885 für Anton Springer — Leipzig, 1885

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[Wallau, Heinrich]: Ästhetik der Druckschrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.29643#0167
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Ästhetik der Druckschrift.

Von Heinrich Wallau.

ie Buchdruckerkunft hat dem Jahrhundert ihrer Erfindung in
ähnlicher Weile ein unäuslöfchliches, leuchtendes Merkmal auf-
gedrückt, wie die Nutzbarmachung von Dampf und Elektrizität
unferer Zeit das Gepräge verleiht. Sie machte das rafch ver-
vielfaltigte Schriftbild zum Mittler des geiftigen Austaufches.
Die elektrifche Verbindung knüpft an den Taft- und Gehörfinn
an, um die weiteften Entfernungen zu tiberbrücken; die Druckkunft wendete fich
an das Auge, indem fie leicht und iicher, dem Einzelnen zugängig und bleibend
auf dem Wege der Anfchauung die Druckfchrift dem geiftigen Leben und
Verkehr darbot.

Der Buchdruck, ift damit zu einem der wichtigften Träger und Förderer
menfchlicher Geiftesarbeit geworden: wie er Welten umfpannt und verbindet
und infofern von der umfaffendften Bedeutung ift, fo befchliefst er gleichzeitig
und dauernd in feinen Erzeugniffen den ganzen ungemeflenen Schatz menfch-
lichen Wiffens und Könnens. Die Druckkunft ift darum mit gutem Recht als
Hort des Geifteslebens bezeichnet worden.

Zur Zeit ihrer Erfindung als That begrüfst, von ihren erften Pflegern im
hellen Bewufstfein ihrer Bedeutung mit Stolz geübt, durch des Kaifers Huld
zur „Kunft“ erhoben, hat fie ihren Wert erft recht durch eine ins Unglaubliche
erweiterte Thätigkeit erprobt. Grofse Ergebniffe find aus neuefter Zeit zu
verzeichnen. Die epochemachenden Fortfchritte auf dem Gebiete der Mechanik
und der Chemie hat auch der Buchdruck fich zu Nutzen gemacht. Was fchon
die alten Meifter mit freilich unzulänglichen Mitteln erftrebten, Schrift und Bild
zu künftlerifcher und zweckmäfsiger Einheit zu verbinden, ift jetzt ein gelöftes
Problem; unabläflig wird an den Forrnen felbft gebaut und gebildet, um fie
den verfchiedenften Zwecken dienftbar oder dem wechfelnden Gefchmack ge-
fällig zu machen.

Solcher Bedeutung entfpricht, dafs die Druckkunft von jeher ein Gegenftand
eifriger Forfchung war. Nur eine Seite fcheint bisher eine genügende Wür-
 
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