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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Bericht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung: im Jahre ... — 3.1906/​7(1909)

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Dragendorff, Hans: Bericht über die Tätigkeit der Römisch-Germanischen Kommission im Jahre 1096
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Schumacher, Karl: Die Erforschung des römischen und vorrömischen Strassennetzes in Westdeutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.26255#0020
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gegolten und entsprechende Beaehtnng gefunden. Sehon iin Jahre 1622 hat
N. Bergier in Paris ein Werk iiber histoire des grands chemins de l’empire
Romain herausgegeben, das nocli heute einen gevvissen Wert besitzt, und
unzählige Gelehrte sind ihm bis auf unsere Tage gefolgt. Aber auch dieser
Forschungszweig teilte das Schicksal der gesamten deutsehen Altertumskunde :
nacli vereinzelten gliicklichen Anläufen, namentlich infolge des nationalen Auf-
schwungs zu Anfaug des vorigen Jahrhunderts, verfiel er in unfruehtbaren
Doktrinisinus nnd schuf namentlich unter dem Einfluss der Keltomanen (Mone,
Vctter ctc.) Phantasiegebilde, die bei der ersten Priifung durch den Spaten
in sich zusammenstiirzten. Erst Männern der Praxis wie F. W. Schmidt, von
Cohausen, L. Jacobi, E. Paulus, 0. Ammon u. a. gelang es, durch gute technische
Beobachtungen und systematische Ausgrabungen wieder eine sichere Grundlage
und neuerliches Interesse für die Römerstrassen-Untersuchung zu gewinnen.

Zahlreiche Gelehrte, Korporationen, ja einzelne Staatsregierungen nahmen
sich jetzt der Sache wieder energischer an. Forscher wie F. Kofler, F. Back,
J. Schneider erwarben sich unbestreitbare Verdienste um die vorbereitende
Aufklärung des antiken Strassennetzes in Hessen, ftir den Hunsriick, am Nieder-
rhein, wenn ihre Aufstellungeu und Schlussfolgerungen der heutigen Kritik auch
vielfach nicht mehr standhalten. Die bayrische Akademie der Wissenschaften
liess durch General v. Popp, die wiirttembergische und badisehe Regierung
durch E. Paulus, K. Miller, 0. Ammon u. a. umfäuglichere Rekognoszierungen,
Aufnahmen und auch gelegentliche Schiirfungen vornehmen. Aber wie alle
friiheren Untersuchungen des riimischen Grenzwalls Stiickwerk geblieben waren,
nicht nur weil sie die finanziellen Kräfte der cinzeluen Korporationen und
Staaten iiberstiegeu, sondern weil jene Aufgaben iiberhaupt nur in einheitlicher
Zusammenarbeit sämtlicher beteiligten Staaten gelost werden konnten, genau
so verhielt es sich auch mit der Strassenforschung : die in den verschiedenen
Gebieteu gewonnenen Ergebnisse konnten nicht gentigend gegenseitig gepriift
und infolgedessen aucli nicht fiir grössere Zusammenhänge verwertet werden.

Diese Unzulänglichkeit klar erkannt zu haben, ist das Verdienst der
Mäuner, welche das Reichslimes-Unternehmen zustande brachten, vor allem
Th. Mommsens und K. Zangemeisters. Infolge ihrer Bemiihungen wurde bei der
Organisation des Limesunternehinens die Strasscnforschung als gleichwichtige
Aufgabe anerkannt und neben den Streckenkommissaren Strassenkommissare
ernannt, die uickt nur dem Strassennetz in der Näbe der Kastelle, sondern
auch den wichtigeren Verbindungen mit Rhein und Donau uacbzuspiiren hatten.
Gttnstig traf es sicli auch, dass der militärische Dirigent bei der Reichslimes-
Kommission, General v. Sarwey, gerade ftir das Strassenwesen lebhaftes
Interesse und besonderen Blick hatte. In seiner vorläufigen Übersicht iiber
die römischen Strassen im Limesgebiet (Westd. Ztschr. XVIII [1899] S. 1 f.)
betont er mit Recht, dass die Strasscn nicht nur cinen wesentlichen Bestand-
teil der militärischen Einrichtungen ausmachen und bisweilen klarer als die
Kastelle selbst die Absichten der obersten Heeresleitung verrateii, sondern dass
sie iu ilirer allmählichen Entstehung auch die wichtigsten Anhaltspunkte fiir
 
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