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Berger, Ludwig
Joh. Conrad Seekatz: ein deutscher Maler des achtzehnten Jahrhunderts : sein Leben und seine Werke — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 2: Heidelberg: Verlag Carl Winters Universitätsbuchhandlung, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.57084#0122
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dieser Krage handelt es sich indes nicht nur um den eben beschriebenen Raum,
sondern neben den beiden großen biblischen Stücken, von denen noch später
die Rede sein wird, vor allem um den angrenzenden «8aion des Orees», den
letzten der im Original erhaltenen Räume in dem ehemaligen Hotel des Seig-
neurs Albert de Eheas-Thoranc. Oie Historie war wohl für den französisch
gebildeten Grafen ein zu wichtiger Bestandteil der Runst überhaupt, als daß
er so ohne weiteres auf sie hätte verzichten können, und seine persönliche Vor-
liebe für die Seekatzsche Genrekunst mutzte daher hier hinter seiner künstlerischen
Erziehung zurücktreten. Erautmann aber, der einzige in diesem Malerkreise,
der für die.Ausführung der Historie noch hätte in Betracht gezogen werden
können, war ja hinreichend mit seinen Arbeiten für den Zosef-Zgklus beschäf-
tigt. Auch mochte seine schwerfälligere Art, die durchaus an dem Geschmacke
des 17. Jahrhunderts festhielt, dem Grafen weniger zusagen als die liebens-
würdigere Manier Seekatzens, dem hierbei immer wieder die Jahre seiner
höfischen Bildung in Mannheim sehr zu statten kamen. Oer letzte und wich-
tigste Grund aber war wohl der, daß Nothnagel, die „maßgebende Persön-
lichkeit", am liebsten im Verein mit Seekatz tätig sein mochte, dessen Schnellig-
keit und Seichtigkeit ein Zusammenarbeiten besonders vereinfachten. So ent-
hält, wie schon erwähnt, auch der Kries, der sich über allen den oben
erwähnten Einzeldarstellungen des Salons direkt unter der Decke hinzieht,
noch eine Reihe von Seekatz gemalter Historien. Dieser Kries ist durch ähnlich
dekorative Einfassungen, wie die unteren panneaux, an jeder Wand in je
vier runde und drei langgestreckte ovale Kelder eingeteilt, so daß es sich noch
einmal um 21 Darstellungen handelt, die zu den reizvollsten Malereien in diesen
Zimmern gehören, wenigstens was die Kriesbilder der Mittelwand betrifft.
Wenn sie Donner in seiner Aufzählung keiner besonderen Beachtung wür-
digt, so erklärt sich dies wohl nur aus der großen Schwierigkeit, bei der höhe
der Wand und der ziemlichen Dunkelheit des Raumes überhaupt die Bilder
zu erkennend An der ersten Seitenwand sind in den vier runden Medaillons
Einzelfiguren von Rriegern im römischen Rostüm mit Helm und Lanze oder
Bogen und Pfeil, die in die Kerne blicken, oder sich ausruhen und so eine genre-
hafte Unterbrechung der drei langen Grisaille-Gemälde bieten, die große
Schlachtenszenen vorstellen: Rümpfe an einer Brücke oder vor einem Stadt-
tor mit großem Aufwand an Einzelgruppen fallender und kämpfender Per-
sonen und Pferde. An der gegenüberliegenden Wand findet sich wieder in
zwei Källen die Historie mit der Mythologie vertauscht, und während in einem
der drei länglichen Grisaille-Gemälde sich eine Szene mit verwundeten Rrie-
gern abspielt, in deren Hintergründe noch der Rampf tobt, und die so völlig
mit den drei gegenüber befindlichen Schlachtengemälden im Zusammenhänge
steht, enthalten die beiden anderen Sängsfelder dieser Seitenwand eine „Be-
freiung der Andromeda durch Perseus" und einen „Raub der Proserpina",
und auch die vier runden Medaillons sind mit kleinen mgthologischen Szenen
gefüllt. Die Mittelwand indes enthält Rampfdarstellungen im Zeitkostüm,
i Nur mit Hilfe einer Leiter und künstlicher Beleuchtung war es mir möglich, die Varstellungen
dieser Gemälde zu erkennen.
 
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