FORSCHUNGSGESCHICHTE
1. Chronologie der süddeutschen Bronzezeit
Basis der süddeutschen Bronzezeit-Chronologie
sind die Forschungen P. Reineckes, der 1902 eine
vierstufige Abfolge von Früh- (Bz A)und Hügelgrä-
berbronzezeit (Bz B, C, D) durch charakteristische
Materialkomplexe beschrieb und sie in ihrer relati-
ven Stellung zum nordischen und ägäischen Kreis
fixierte1. Diesem Stufensystem ordnete Reinecke
weitere Funde zu und gliederte 1924 Bz A und C in
jeweils zwei Phasen, nachdem er bereits 1905 eine
Teilung von .Bz B angedeutet hatte2. Ergänzend
erschien 1916 durch G. Behrens ein umfassender
Katalog süddeutschen Fundstoffs3. Reineckes
Chronologie dagegen blieb bruchstückhaft über
zahlreiche Aufsätze verstreut und erfuhr nie eine
klärende Zusammenfassung durch den Autor4.
In der Folgezeit ging die Entwicklung der Chrono-
logie für Früh- und Hügelgräberbronzezeit — nicht
zuletzt wegen des zunehmenden Fundanfalls an
Hockerflachgräbern — getrennte Wege.
Mit den Hortfunden von Gaubickelheim und
Neuenheiligen für die Phase Al und denen von
Trassem, Langquaid und Tinsdahl für A 2 gliederte
Reinecke die Frühbronzezeit, ohne die Zeitstellung
der Grabfunde, besonders der Straubinger Kultur,
festgelegt zu haben5. F. Holstes Meinung von einer
Abfolge Aunjetitz-Straubing wurde erst von R.
Hachmann und S. Junghans korrigiert6, die beide
Gruppen der Phase A 1 zuordneten. E. Vogt bezog
Straubing in einen von der Schweiz bis Ungarn
reichenden nordalpinen Kulturkreis ein, der sich
durch kupfernen Blechschmuck auszeichnet und
sich damit vom Aunjetitzer Bronzeguß absetzt7. —
Verbindende Elemente zwischen Straubing, Aunje-
titz und dem Donauraum legte H.-J. Hundt 1961
anhand importierter Schmuckformen dar8.
W. Torbrügge unterschied für die Stufe BzA
lediglich zwei Waffenkombinationen9: Die ältere
mit Dolch, Pfeil und Bogen aus Gräbern der
Straubinger Kultur wird abgelöst durch eine jünge-
re mit Dolch, Beil und teils Nadel, wie sie in Gräbern
von Manching und Köschinger Forst repräsentiert
ist und sich die folgende Hügelgräberbronzezeit
über erhält.
Auf der horizontalstratigraphischen Auswertung
der Gräberfelder von Gemeinlebarn, Unterwölb-
ling und Straubing basiert die vierfache Frühbron-
zezeit-Gliederung durch R. Christlein10, die sich
jedoch nach Meinung seiner Kritiker wieder auf die
1) P. Reinecke, Zur Chronologie der zweiten Hälfte des Bronzezeitalters in Süd- und Norddeutschland. Korrbl. Dt.
Ges. Anthr. Ethn. u. Urgesch. 33, 1902, 17ff.
2) P.Reinecke, Zwei Grabfunde der älteren Bronzezeit aus Oberbayern.Altbayer. Monatsschr. 5,1905,11Off. - Ders.,
Grabfunde vom Ende der reinen Bronzezeit aus Süddeutschland. AuhV 5, 1911, 359 ff. - Ders., Zur
chronologischen Gliederung der süddeutschen Bronzezeit. Germania 8, 1924, 43 f.
3) G. Behrens, Bronzezeit Süddeutschlands (1916).
4) Hier liegen die Wurzeln terminologischer Mißverständnisse, die sich bis heute auswirken.
5) P. Reinecke, Germania 8, 1924,43. Zur Forschungsgeschichte der Frühbronzezeit ausführlich W. Torbrügge, Die
Bronzezeit in Bayern. Ber. RGK 40, 1959, 5 ff. und W.Ruckdeschel, Die frühbronzezeitlichen Gräber Südbayerns
(1978) 5 ff.; 293 ff.
6) S. Junghans, H. Klein, E. Scheufele, Untersuchungen zur Kupfer- und Frühbronzezeit Süddeutschlands. Ber. RGK
34, 1951/53, 77 ff. — R. Hachmann, Die frühe Bronzezeit im westlichen Ostseegebiet und ihre mittel- und
südosteuropäischen Beziehungen (1957) 112.
7) E. Vogt, Die Gliederung der schweizerischen Frühbronzezeit. Festschr. O. Tschumi (1948) 53 ff.
8) H.-J. Hundt, Beziehungen der „Straubinger" Kultur zu den Frühbronzezeitkulturen der östlich benachbarten
Räume. In: Kommission für das Äneolithikum und die ältere Bronzezeit, Nitra (1958) 145ff.
9) W. Torbrügge, Ber. RGK 40, 1959, Uff.
10) R. Christlein, Beiträge zur Stufengliederung der frühbronzezeitlichen Flachgräberfelder in Süddeutschland. Bayer.
Vorgeschbl. 29, 1964, 25 ff.
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1. Chronologie der süddeutschen Bronzezeit
Basis der süddeutschen Bronzezeit-Chronologie
sind die Forschungen P. Reineckes, der 1902 eine
vierstufige Abfolge von Früh- (Bz A)und Hügelgrä-
berbronzezeit (Bz B, C, D) durch charakteristische
Materialkomplexe beschrieb und sie in ihrer relati-
ven Stellung zum nordischen und ägäischen Kreis
fixierte1. Diesem Stufensystem ordnete Reinecke
weitere Funde zu und gliederte 1924 Bz A und C in
jeweils zwei Phasen, nachdem er bereits 1905 eine
Teilung von .Bz B angedeutet hatte2. Ergänzend
erschien 1916 durch G. Behrens ein umfassender
Katalog süddeutschen Fundstoffs3. Reineckes
Chronologie dagegen blieb bruchstückhaft über
zahlreiche Aufsätze verstreut und erfuhr nie eine
klärende Zusammenfassung durch den Autor4.
In der Folgezeit ging die Entwicklung der Chrono-
logie für Früh- und Hügelgräberbronzezeit — nicht
zuletzt wegen des zunehmenden Fundanfalls an
Hockerflachgräbern — getrennte Wege.
Mit den Hortfunden von Gaubickelheim und
Neuenheiligen für die Phase Al und denen von
Trassem, Langquaid und Tinsdahl für A 2 gliederte
Reinecke die Frühbronzezeit, ohne die Zeitstellung
der Grabfunde, besonders der Straubinger Kultur,
festgelegt zu haben5. F. Holstes Meinung von einer
Abfolge Aunjetitz-Straubing wurde erst von R.
Hachmann und S. Junghans korrigiert6, die beide
Gruppen der Phase A 1 zuordneten. E. Vogt bezog
Straubing in einen von der Schweiz bis Ungarn
reichenden nordalpinen Kulturkreis ein, der sich
durch kupfernen Blechschmuck auszeichnet und
sich damit vom Aunjetitzer Bronzeguß absetzt7. —
Verbindende Elemente zwischen Straubing, Aunje-
titz und dem Donauraum legte H.-J. Hundt 1961
anhand importierter Schmuckformen dar8.
W. Torbrügge unterschied für die Stufe BzA
lediglich zwei Waffenkombinationen9: Die ältere
mit Dolch, Pfeil und Bogen aus Gräbern der
Straubinger Kultur wird abgelöst durch eine jünge-
re mit Dolch, Beil und teils Nadel, wie sie in Gräbern
von Manching und Köschinger Forst repräsentiert
ist und sich die folgende Hügelgräberbronzezeit
über erhält.
Auf der horizontalstratigraphischen Auswertung
der Gräberfelder von Gemeinlebarn, Unterwölb-
ling und Straubing basiert die vierfache Frühbron-
zezeit-Gliederung durch R. Christlein10, die sich
jedoch nach Meinung seiner Kritiker wieder auf die
1) P. Reinecke, Zur Chronologie der zweiten Hälfte des Bronzezeitalters in Süd- und Norddeutschland. Korrbl. Dt.
Ges. Anthr. Ethn. u. Urgesch. 33, 1902, 17ff.
2) P.Reinecke, Zwei Grabfunde der älteren Bronzezeit aus Oberbayern.Altbayer. Monatsschr. 5,1905,11Off. - Ders.,
Grabfunde vom Ende der reinen Bronzezeit aus Süddeutschland. AuhV 5, 1911, 359 ff. - Ders., Zur
chronologischen Gliederung der süddeutschen Bronzezeit. Germania 8, 1924, 43 f.
3) G. Behrens, Bronzezeit Süddeutschlands (1916).
4) Hier liegen die Wurzeln terminologischer Mißverständnisse, die sich bis heute auswirken.
5) P. Reinecke, Germania 8, 1924,43. Zur Forschungsgeschichte der Frühbronzezeit ausführlich W. Torbrügge, Die
Bronzezeit in Bayern. Ber. RGK 40, 1959, 5 ff. und W.Ruckdeschel, Die frühbronzezeitlichen Gräber Südbayerns
(1978) 5 ff.; 293 ff.
6) S. Junghans, H. Klein, E. Scheufele, Untersuchungen zur Kupfer- und Frühbronzezeit Süddeutschlands. Ber. RGK
34, 1951/53, 77 ff. — R. Hachmann, Die frühe Bronzezeit im westlichen Ostseegebiet und ihre mittel- und
südosteuropäischen Beziehungen (1957) 112.
7) E. Vogt, Die Gliederung der schweizerischen Frühbronzezeit. Festschr. O. Tschumi (1948) 53 ff.
8) H.-J. Hundt, Beziehungen der „Straubinger" Kultur zu den Frühbronzezeitkulturen der östlich benachbarten
Räume. In: Kommission für das Äneolithikum und die ältere Bronzezeit, Nitra (1958) 145ff.
9) W. Torbrügge, Ber. RGK 40, 1959, Uff.
10) R. Christlein, Beiträge zur Stufengliederung der frühbronzezeitlichen Flachgräberfelder in Süddeutschland. Bayer.
Vorgeschbl. 29, 1964, 25 ff.
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