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Berger, Arthur; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]
Die Bronzezeit in Ober- und Mittelfranken — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 52: Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.73524#0023
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Anstieg des Grundwasserspiegels zu rechnen65.
Dieses Bild, das in der Stratigraphie holozäner
Süßwasserkalke seine Bestätigung findet66, bleibt
jedoch nicht ohne Widerspruch: Jüngste Aufnah-
men datierbarer Aueterrassen des Obermaintals
erbrachten eine Abfolge von Umlagerungspha-
sen67, die auf periodisch erhöhte Flußaktivität
zurückführbar sind.Dabei liegen deutliche Maxima
im Spätneolithikum und in der Hallstattzeit. Sie
werden vom Verfasser mit Waldrodungen durch
den Menschen und damit beschleunigtem Wasser-
abfluß in Verbindung gebracht68.
Aus archäologischer Sicht wären hierzu lediglich
Detailbeobachtungen anzuführen : Einmal setzt die
Errichtung von Grabhügeln waldfreies Gelände
voraus. Dies liegt schon in der Natur des umfangrei-
chen, oberirdischen Monuments; außerdem war
Sichtbarkeit jedenfalls ein Anspruch der Erbauer.
Da sich die etwa 5 000 erhaltenen und eine nicht
abschätzbare Zahl zerstörter Grabhügel auf die
schmale Zone des Albrandes konzentrieren, ist hier
fehlende oder zumindest nur lockere Bewaldung
anzunehmen.
Weiterhin wurde an Siedlungsstellen häufig eine
erhebliche Überdeckung durch natürliche Sedi-
mente festgestellt: Die Kulturreste von Nennslin-
gen (Kat. Nr. 217) wurden aus einer Tiefe von einem
Meter unter Hangschutt geborgen. Unter Flugsand-

anwehungen ebensolcher Mächtigkeit lagen regel-
mäßig die Siedlungsschichten auf den Talterras-
sen69. —Voraussetzung für derartige Überdeckun-
gen wäre eine offene Landschaft mit geringem
Bewuchs, keinesfalls jedoch ein geschlossenes
Waldgebiet.
Es läßt sich also ein Rückgang der Bewaldung
wahrscheinlich machen, der nicht mit feuchterem
Klima in Verbindung gebracht werden kann, da
dieses eher das Gegenteil bewirken würde. Vielmehr
muß die Ursache in verstärkter menschlicher
Aktivität gesehen werden: Die seit neolithischer
Zeit betriebene, extensive Bodenbewirtschaftung
im Verband mit Brandrodung erforderte auf den
nährstoffarmen, gering nachschaffenden Keuper-
böden vergleichsweise größere Anbauflächen und
häufigeren Ortswechsel. Zusätzliche Nutzung als
Waldweide, die durch Schädigung des Nachwuch-
ses den Wald erst nach längerer Frist zerstört, kann
aufgrund einschlägiger Haustierreste aus Siedlun-
gen durchaus angenommen werden70. Folgen
dieser den Wald zerstörenden Wirtschaftsweisen
sind kleinklimatische Veränderungen mit sämtli-
chen Konsequenzen für den Ackerbau. Entfallt die
wasserspeichernde Funktion des Waldes, erhöht
sich die im Keupergebiet und auf der Albhochfläche
geologisch bedingte Trockenheit während der
Wachstumsperiode.

65) Zusammenfassend in: H. Jankuhn, Einführung in die Siedlungsarchäologie (1977) 72f.

66) K.-D. Jäger u. V. Lozek, Umweltbedingungen und Landesausbau während der Urnenfelderbronzezeit in
Mitteleuropa. Mitteleuropäische Bronzezeit (1978) 211 ff. — Ob das Trockenfallen von Süßwasserkalken die Folge
einer Klimaänderung oder lediglich einer Verlagerung des Wasserlaufs darstellt, ist jedoch noch fraglich.

67) W. Schirmer, Holozäne Mainterrassen und ihr pleistozäner Rahmen.Jahresber.u.Mitt.oberrhein.geol.Ver.N.F.63,
1981, 75ff.

68) Ders., Rannen im Mainschotter. Fränkische Heimat am Obermain 16, 1979, 31 ff.

69) Vgl. Kat. Nr. 74. 132. 169.177.216. — Zu anthropogen bedingten Flugsandanwehungen auch Jankuhn a.a.O.
(Anm.65) 47 ff.

70) Zirndorf (Kat. Nr.136): Rind, Schwein, Schaf/Ziege; Alfershausen (Kat. Nr. 170): Schaf/Ziege (freundl.
Bestimmung L. Reisch, Erlangen).

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