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Berger, Arthur; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Die Bronzezeit in Ober- und Mittelfranken — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 52: Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.73524#0061
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Bernsteinschieber dienten als trennende und stabili-
sierende Glieder in den Strängen eines Halskolliers
und begegnen in mykenischen Schachtgräbern
(16.Jahrhundert = BzA 2), in Gräbern der südeng-
lischen Wessexkultur und in denen der süddeut-
schen Hügelgräberbronzezeit. Art und Ursprung
der sich abzeichnenden Verbindungen sind viel
diskutiert: V. Milojcic 426 vermutet griechische
Herkunft komplizierter Exemplare; R. Hach-
mann427 negiert Beziehungen zwischen den einzel-
nen Verbreitungsgebieten, während S. Gerloff428
britischen Ursprung in Betracht zieht. Sie stützt sich
vor allem auf das gemeinsame komplizierte Bohr-
schema der Schieber mit V-förmig konvergierenden
zwischen parallelen Bohrungen, wie es besonders
für die Wessexkultur geläufig ist. Die Schieber des
Arbeitsgebiets sind jünger als griechische und
britische Exemplare und gehören der Stufe C an:
Einfache Schieber — also lediglich parallel durch-
bohrte — liegen mit flachem bzw. dachförmigem
Querschnitt aus Heckenhof (Kat. Nr. 38, Taf. 10,
10)und Kippenwang(Kat.Nr. 182,Taf. 58, 12— 14)
vor. Von letzterem Fundort stammt auch ein kom-
pliziert gebohrtes Exemplar (Taf. 58,15); die Bei-
funde — zwei Rollenkopfnadeln und ein vierkanti-
ger, kerbverzierter Armring — weisen auf Stufe C.
Bernsteinperlen begegnen in flacher, kugeliger und
doppelkonischer Form und variierender Größe ab
Stufe C429; die meisten sind intentionell geformt,
einige blieben außer der Durchbohrung unbearbei-
tet. Eine gewisse Bevorzugung kleiner scheibenför-
miger Perlen zeigen selbst reiche Inventare der
Spätbronzezeit, z.B. Gundelsheim (Kat. Nr.10,
Taf. 4,6), Staffelstein (Kat. Nr. 113, Taf. 40,11) und
Henfenfeld430.
12 dunkelblaue, opake Glasperlen von unregel-
mäßiger Ringform fanden sich in Hügel 7 von
Rothmannsthal (Kat. Nr. 104, Taf. 38,8). Trotz der
Störung der Grabanlage durch Raubgräber oder
eine Nachbestattung dürfen die Perlen der Bronze-

zeit zugerechnet werden431, wie eine Reihe von
Parallelen aus dem Bereich der Hügelgräberkultur
zeigt432. Unklar ist vorerst der Produktionsort;
doch deutet ein Bruchstück von verschlacktem
Glasfluß aus einem Grabhügel von Horabach (Kat.
Nr.128) an, daß lokale Herstellung nicht ausge-
schlossen werden muß.
Durchlochte Tierzähne — von Eber und Wolf —
sind häufig Bestandteil vorwiegend männlichen
Halsschmucks433. Sie sind die Fortsetzung neolithi-
scher Traditionen, wie etwa bei der Hockerbestat-
tung von Gerolfingen (Kat. Nr. 126), und bleiben
die Bronzezeit über in Mode. Den jüngsten Beleg im
Arbeitsgebiet lieferte das D-Inventar von Bojendorf
(Kat.Nr.4). — Als Manifestation einer endneolithi-
schen Primärbestattung darf das aus einem Tier-
zahn (Eber?) geschnittene und an beiden Schmal-
seiten gelochte Plättchen aus einem Hügel bei
Rothenstein (Kat. Nr.223) gelten. Ein vergleichba-
res Stück lag am Unterarm eines Hockers von
Straubing, Ziegelei Jungmeier434, wo es mit einem
Becher vom Typ Geiselgasteig vergesellschaftet war.
Eine einzelne knöcherne Pfeilspitze mit Schäftungs-
angel wurde aufder Gelben Bürg (Kat. Nr. 196, Taf.
68,14) aufgelesen und kann, wie ähnliche Stücke aus
einem Grubenkomplex von Wallerfing zeigen435,
dem Beginn der Bronzezeit zugeordnet werden.
Geschliffene und geschlagene Steingeräte finden
sich gelegentlich in Hügelinventaren, ohne daß
jedoch der Verband mit bronzezeitlichem Fundgut
gesichert wäre. Abgesehen von ihrem zufälligen
Einschluß in die Hügelschüttung können sie auch
als Indiz für eine ältere Bestattung gewertet werden,
wie es sich etwa in Schutzendorf (Kat. Nr. 187, Taf.
63,4.6) durch die beigefundene Schulterscherbe
einer schnurkeramischen Amphore bestätigt. Aus
dem Siedlungsmaterial von Zirndorf (Kat. Nr. 136)
stammen auch Steingeräte, zu deren Beurteilung
jedoch erst die Publikation der stratigraphischen
Befunde abzuwarten ist.

426) V. Milojcic, Neue Bernsteinschieber aus Griechenland. Germania 33, 1955, 316ff.
427) R. Hachmann, Bayer. Vorgeschbl. 22, 1957, I ff.
428) S. Gerloff, The Early Bronze Age Daggers in Britain. PBF IV 2 (1975) 214 ff.
429) Kat. Nr.10. 29. 31. 37. 53. 59. 64. 65. 71. 83. 104. 107. 113. 182. 183. 186. 190. 215.
430) Hennig a.a.O. (Anm. 73) Taf. 58,24.
431) Freundl. Begutachtung Th. E. Haevernick, Mainz.
432) Th.E. Haevernick, Glasperlen. In: Feustel a.a.O. (Anm. 72) 20f. — Hier auch Kritik der fälschlich als
frühbronzezeitlich bezeichneten Glasperle aus Niederösterreich. — Römhild, Thüringen (Ebd. 89 Nr. 72 Taf.
38,3.4); Vsekary, Böhmen (Cujanovä-Jilkovä a.a. 0. [Anm. 209] 115 Taf. 45,9).
433) Kat. Nr.4. 64. 71. 92. 102. 126. 171. 186. 224.
434) H.-J. Hundt, Katalog Straubing I. Materialh. Bayer. Vorgesch. 11 (1958) 17 Abb. 2 Taf. 6,24.
435) Bayer. Vorgeschbl. 37, 1972, 144f. Taf. 32,1.2.

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