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Amtsbezirk Weinheim [Hrsg.]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (6) — 1854

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Nro. 51 - Nro. 59 (2. Juli - 30. Juli)
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Bergsträßer Bote.

Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim

_ Sechster Jahrgang.

R': 54.

Weinheim, den 12. Juli

1854.



Nachrichten vom Kriegsſchauplatz.
Von der untern Donau.

Von der untern Donau, 29. Juni.
Cinzig der Mangel an Transportmitteln iſt Schuld,
daß Buchareſt noch nicht vollſtändig von den Ruſſen
geräumt worden iſt. Von allen Seiten strömt
Militär dahin zuſammen und es braucht Zeit,

bis daſſelbe wieder abläuft. Am 25. Nach-

mittags haben die letzten ruſſiſchen Truppen ihre
Stellungen vor Siliſtria verlaſſen und ſich von

Kalaraſch gerade auf Ursitſchein gezogen, \ ohne

Buchareſt zu berühren. In Urſsitſcheni, einem 12
Meilen von Buchareſt gegen Fokſchan zu gelegenen
Städtchen, iſt für die nächſten Tage eine große

Musterung über alle dort zuſammengezogenen und ,

bei dem Angriffe gegen Siliſtria thätig gewesenen
Truppen angesagtz der Fürſt Gortſchakoff wird
dieselbe persönlich abhalten z zugleich ſoll ein kaiſer-
licher Ukas veröffentlicht werden, welcher den Trup-
pen für ihre vor Siliſtria bewiesene Bravour und

" Ausdauer dankt. Daß die Walachei und vielleicht
auch die Moldau geräumt werden, iſt jetzt sicher.

Die nöthigen Vorkehrungen sind übrigens voll-
ständig getroffen, um die Moldau mit ganzer

Macht halten zu könnenz vorzugsweise gelten die.

Aufstellungen. der ſiebenbürgiſchen Grenze, wo allen
Berichten zufolge, ein eben so reges, militärisches
Leben herrſcht, als am rechten Donauufer. Die
Konzentrationen der türkiſchen Truppen in Bulga-
rien werden ununterbrochen fortgesetzt; selbſt aus
. Bosnien und der Herzegowina ziehen die Truppen
scharenweise gegen die Donau. ;

Siliſtria. In einem Brief aus Konsſitan- .

tinopel, 22. Juni, in Daily News- , heißt es :
Ein engliſcher Offizier, der aus Siliſtria ange-
kommen iſt, bestätigt die Berichte über den erſtau-
nenswerthen Heroismus der Türken während der





Belagerung. Kein französischer . obèr englischer
Soldat, behaupten Viele, hätte die Gefahren und
Entbehrungen inmitten eines fortwährenden und so

Tang. anhaltenden Bombardements mit gleichem

Heldenmuth ertragen können. Es soll kaum cinen
Mann in der Feſtung geben, der nicht irgend ein

ehrenvolles Zeichen seiner Tapferkeit in Geſtalt

vernarbter Wunden, Brandspuren und Quetſchun-
gen aller Arten und Größen aufzuweisen hat.
Wie es ſcheint, leidet die Besatzung an einem alle.
gemeinen Defizit an Fingern, Ohren, Nasen und
andern Anhängseln. Alles , was unverletzt blieb,

_iſt das eiſerne Herz mit dem vollſten Vertrauen

auf sein Talik oder Schickſalsbeſtimmung, das in
unsichtbaren Buchstaben jedem türkischen Soldaten
auf die Stirn geschrieben iſ. So pflegten ſie,

wenn ihnen gelegentlich das Feuer des Feines. .
eine Weile Ruhe ließ, hinter ihren Kanonen eiüe..

Art Kaffechaus zu improviſiren, wo ſie ihren

Tschibuk schmauchend süße Raſt hiellen. Einmal

verirrte ſich eine Bombe dahin und tödtete acht

Personen, doch, so versichert ein Augenzeuge,

saßen nach kaum einer Stunde wieder eben so
viele Raucher auf der verhängnißvollen Stelle wie
vor dem traurigen Unfall. tus

“sss . Aus dem Norden. .
Königsberg , 2. Juli. Nach Privatbriefen
aus St. Petersburg liegen 30 Kriegsſchiffe der
vereinigten engliſch-franzöſiſchen Flotte , unter dem
Kommando Napier's, kampfgerüſtet nur wenige

Scemeilen vor Kronstadt, woſelbſt jeden Augen-
blick einem Angriffe entgegengeschen wird. (?)

Die Stimmung in St. Prctersburg ſoll ſehr ge-
rechte fi rg §: Juli. Das ruſſiſche Kauf-
fahrteiſchiff eCeſarewitschr , auf welches mehrere
kleinere englische Kriegsschiffe im Kanal Jagd
 
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