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Joseph Feil.
einzelnen Örtlichkeiten im alten Wien und dessen Umgegend überaus lehrreichen Bildes, wird ohnehin von
einem diese Vorzüge sorgsam würdigenden Text begleitet sein.
IV. Im Jahre 1539 erschien eine sogenannte: „Wahrhaftige beshreibung (les andern Zugs
in Österreich wider den Türchen gemeyner Christenheit Erbfeinde vergangene 1532. jares
thatlich beschechen.“ Die Seltenheit dieses für die Geschichte des erwähnten Ereignisses belangreichen
Druckstückes hat bereits vor nahe an 100 Jahren den Wiederabdruck desselben in Göbel’s „Beiträgen
zur Staatsgeschichte von Europa“ veranlasst. Das Original selbst war mit mehreren zierlichen Bildern
im Holzschnitt ausgestattet; die aber jenem zweiten Abdruck fehlen. Auch ist zur Stunde in Österreich selbst
noch kein vollständiges Exemplar davon zum Vorschein gekommen. Jenes dahin gehörige Blatt von Osten-
dorfer aber., welches die am 3. October 1532 durch Kaiser Carl V. auf der Ebene von Wien vorgenom-
mene Musterung des Reichsheeres anschaulich macht; befindet sich glücklicherweise in den Händen Came-
sina’s; der die im Hintergrund des Bildes befindliche nette Abbildung der Stadt Wien wohl ebenfalls bald
zum Gemeingute machen wird. Sonderbarerweise wurde die Zeichnung in vergriffener Richtung auf den Holz-
stock übertragen und zeigt uns nur im Spiegel betrachtet die wahre Stellung; die denn auch bei der
Vervielfältigung dieser; in mehrfacher Beziehung reiche Belehrung bietenden Ansicht Wien’s eingehalten
werden wird.
V. In fünfter Linie reihen sich an die bisher angedeuteten Wiener-Prospecte des tüchtigen Kupfer-
stechers und Ingenieurs Augustin Hirschvogel zwei schönen Langansichten Wien’s vom Jahre 1547; —
nach Süden hin die eine; die andere nach Mitternacht. Wie lehrreich diese beiden, schon mehrfach copierten
Bilder sind; bedarf nunmehr desweiteren Rühmens nicht; seitdem vor wenigen Jahren erst die bisher besten
Copien davon durch Jacob Morcrette in die Öffentlichkeit gelangt; den zahlreichen Freunden der Vorzeit
Wien’s ohnehin; wo nicht schon bekannt; doch leicht zugänglich sind.
VI. Die beiden Ansichten von Wien vom Kärnthnerthore aus, die sich in zwei Hautreliefs auf dem
Grabmonumente des Heldengreises Niclas Salm befinden; einst in der Dorotheerkirche Wien’s; nun zu RaitZ;
sind zu typisch und ideal gehalten; um als eigentliche Abbildungen Wien’s gelten zu können.
Nun nach diesen sechs Vorläufern, worunter allerdings zwei von minderem Belange; tritt endlich nach
der Zeit der Aufnahme auch jenes grosse schöne Bild Hans Sebald Lautensack’s vom Jahre 1558 in
die Reihe; dessen Herausgabe der provisorische Ausschuss beschlossen hat. — An Schönheit der Ausführung,
an Grösse des dabei eingehaltenen Massstabes, Reichthum und Richtigkeit der belehrenden Einzelheiten, ge-
bührt diesem Abbild Wien’s unbestritten der erste Rang unter allen bis dahin ans Licht getretenen. Erst die
kurze Frist von kaum drei Jahren ist verflossen, seitdem die reiche Kupferstichsammlung der wahrhaft kaiser-
lichen Hofbibliothek auch ein vollständiges Exemplar dieses, bereits zur gesuchten Seltenheit gewordenen
Kunstw erkes durch die Vermittlung des nunmehrigen Innsbrucker Universitäts - Professors Heinrich Glax
erwarb l).
Das an Wichtigkeit der segensreichen Folgen nicht hoch genug anzusetzende Ereigniss des heldenmüthi-
gen Widerstandes der Stadt Wien gegen den zu wilder Zerstörung andringenden Erbfeind der Christenheit
im Jahre 1529, wo Österreichs schützender Genius die Übermacht der osmanischen Barbaren an den Mauern
dieses festen Bollwerkes — fürs deutsche Reich nicht bloss, auch für die europäische Gesittung und die
ganze Christenheit, — gebrochen, und Europa vor jahrhundertlanger Barbarei gerettet hat, — ein solches
Ereigniss musste noch langehin ein gern ergriffner, würdiger Gegenstand bleiben, — den Zeitgenossen zu
erhebender Genugthuung, den Nachkommen aber als mächtiger Sporn zu gleicher Thatenkraft — in Bild undLied
9 Fr. R. v. Bartsch, „Die Kupferstichsammlung der k. k. Hofbibliothek in Wien.“ Wien 1854. S. 143—145 No. 1644.
Joseph Feil.
einzelnen Örtlichkeiten im alten Wien und dessen Umgegend überaus lehrreichen Bildes, wird ohnehin von
einem diese Vorzüge sorgsam würdigenden Text begleitet sein.
IV. Im Jahre 1539 erschien eine sogenannte: „Wahrhaftige beshreibung (les andern Zugs
in Österreich wider den Türchen gemeyner Christenheit Erbfeinde vergangene 1532. jares
thatlich beschechen.“ Die Seltenheit dieses für die Geschichte des erwähnten Ereignisses belangreichen
Druckstückes hat bereits vor nahe an 100 Jahren den Wiederabdruck desselben in Göbel’s „Beiträgen
zur Staatsgeschichte von Europa“ veranlasst. Das Original selbst war mit mehreren zierlichen Bildern
im Holzschnitt ausgestattet; die aber jenem zweiten Abdruck fehlen. Auch ist zur Stunde in Österreich selbst
noch kein vollständiges Exemplar davon zum Vorschein gekommen. Jenes dahin gehörige Blatt von Osten-
dorfer aber., welches die am 3. October 1532 durch Kaiser Carl V. auf der Ebene von Wien vorgenom-
mene Musterung des Reichsheeres anschaulich macht; befindet sich glücklicherweise in den Händen Came-
sina’s; der die im Hintergrund des Bildes befindliche nette Abbildung der Stadt Wien wohl ebenfalls bald
zum Gemeingute machen wird. Sonderbarerweise wurde die Zeichnung in vergriffener Richtung auf den Holz-
stock übertragen und zeigt uns nur im Spiegel betrachtet die wahre Stellung; die denn auch bei der
Vervielfältigung dieser; in mehrfacher Beziehung reiche Belehrung bietenden Ansicht Wien’s eingehalten
werden wird.
V. In fünfter Linie reihen sich an die bisher angedeuteten Wiener-Prospecte des tüchtigen Kupfer-
stechers und Ingenieurs Augustin Hirschvogel zwei schönen Langansichten Wien’s vom Jahre 1547; —
nach Süden hin die eine; die andere nach Mitternacht. Wie lehrreich diese beiden, schon mehrfach copierten
Bilder sind; bedarf nunmehr desweiteren Rühmens nicht; seitdem vor wenigen Jahren erst die bisher besten
Copien davon durch Jacob Morcrette in die Öffentlichkeit gelangt; den zahlreichen Freunden der Vorzeit
Wien’s ohnehin; wo nicht schon bekannt; doch leicht zugänglich sind.
VI. Die beiden Ansichten von Wien vom Kärnthnerthore aus, die sich in zwei Hautreliefs auf dem
Grabmonumente des Heldengreises Niclas Salm befinden; einst in der Dorotheerkirche Wien’s; nun zu RaitZ;
sind zu typisch und ideal gehalten; um als eigentliche Abbildungen Wien’s gelten zu können.
Nun nach diesen sechs Vorläufern, worunter allerdings zwei von minderem Belange; tritt endlich nach
der Zeit der Aufnahme auch jenes grosse schöne Bild Hans Sebald Lautensack’s vom Jahre 1558 in
die Reihe; dessen Herausgabe der provisorische Ausschuss beschlossen hat. — An Schönheit der Ausführung,
an Grösse des dabei eingehaltenen Massstabes, Reichthum und Richtigkeit der belehrenden Einzelheiten, ge-
bührt diesem Abbild Wien’s unbestritten der erste Rang unter allen bis dahin ans Licht getretenen. Erst die
kurze Frist von kaum drei Jahren ist verflossen, seitdem die reiche Kupferstichsammlung der wahrhaft kaiser-
lichen Hofbibliothek auch ein vollständiges Exemplar dieses, bereits zur gesuchten Seltenheit gewordenen
Kunstw erkes durch die Vermittlung des nunmehrigen Innsbrucker Universitäts - Professors Heinrich Glax
erwarb l).
Das an Wichtigkeit der segensreichen Folgen nicht hoch genug anzusetzende Ereigniss des heldenmüthi-
gen Widerstandes der Stadt Wien gegen den zu wilder Zerstörung andringenden Erbfeind der Christenheit
im Jahre 1529, wo Österreichs schützender Genius die Übermacht der osmanischen Barbaren an den Mauern
dieses festen Bollwerkes — fürs deutsche Reich nicht bloss, auch für die europäische Gesittung und die
ganze Christenheit, — gebrochen, und Europa vor jahrhundertlanger Barbarei gerettet hat, — ein solches
Ereigniss musste noch langehin ein gern ergriffner, würdiger Gegenstand bleiben, — den Zeitgenossen zu
erhebender Genugthuung, den Nachkommen aber als mächtiger Sporn zu gleicher Thatenkraft — in Bild undLied
9 Fr. R. v. Bartsch, „Die Kupferstichsammlung der k. k. Hofbibliothek in Wien.“ Wien 1854. S. 143—145 No. 1644.