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Joseph Bergmann,
Äusser diesen nennen wir noch als Erzherzogs Maximilian Präceptor Thomas von Cilli *)? mit
seinem windischen Namen Prekokar, zu deutsch F e r 1 o v e r oder Perlo wer, beider Rechte Doctor, ein
gelehrter und vor allen ausgezeichneter Redner, und wie aus allem erhellet — ein tüchtiger Geschäftsmann,
der bei seinem Kaiser in grosser Achtung stand. Dieser Thomas von Zeile (Cilli), Dompropst zu Konstanz
war bei diesem und dem Erzherzog Maximilian nach deren Rückkehr von Trier und dem Rheine im Mai 1474
in Augsburg, wo der Landfriede feierlich publiciert wurde. Am 14. Juni schickte daselbst der päpstliche Le-
gat die zweifelhafte und unrichtige Antwort der reichstädtischen Gesandten wegen des gemeinen Türkenzuges
durch diesen Dompropst Thomas zum Kaiser * 2). Dann war er auch der erste Dompropst des in Wien 1469
errichteten Bisthums zu St. Stephan und Canzler der Universität 3) und wohnte mit Nikolaus von Kreu-
zenach und dem Klosterneuburger Chorherrn Thomas Herder, als vom Kaiser abgeordneter Procurator dem
zu Rom vom Papst Innocenz VIII. am 6. Jänner 1485 gehaltenen Consistorium für die Heiligsprechung des
Markgrafen Leopold IV. (-j-15. Nov. 1136) bei. S. Hieron. P ez Script, rerum Austriac. Tom. I. 577. —
Am 22. März 1491 wählte ihn das Domkapitel zu Konstanz wegen seiner moralischen und intellectuellen
Eigenschaften zu seinem Bischöfe. Als solcher suchte er die Schulden des Hochstiftes zu tilgen; ferner
lös’te er die der Gräfin Clementine von Mosax, gebornen Freiin von Höwen, verpfändete Herrschaft Gaien-
hofen im Hegau für 6500 Gulden wieder ein, besteuerte den Clerus mit dem Fünftel seines Einkommens
und starb nach allzukurzer fünfjähriger Regierung am 25. März 1496.
Worin Thomas ä Cilia den Erzherzog unterrichtete, vermag ich nicht zu bestimmen, vielleicht in
Reichssachen und Geschäften, da er als Dompropst des so ausgedehnten Konstanzer Sprengeis einen tiefen
Einblick in die Verhältnisse der obern und vordem Lande haben mochte.
Die neuesten Forschungen bringen uns noch ein Paar Lehrer des erlauchten Prinzen, deren Namen
uns um so willkommener sind, da wir nur spärliche Notizen über dessen Erziehung und Unterricht haben.
Die für die Geschichte Österreichs so wichtigen uud verdienstvollen Regesten des römischen Kaisers Fried-
rich III. von C h m e 1 nennen auch Peter G r e i s s i n g, Schulmeister des Herzogs Maximilian; in den
Regesten von den Jahren 1468—1470 4); ferner Georg Kheb oder Kheib, Seiner Gnaden Hof-
meister vom November 1469 bis zu Ende 1470 5)-
An der Zahl und dem Wechsel von Lehrern fehlte es nicht, ob aber die beste Wahl getroffen wurde,
ist sehr zu bezweifeln. Es wurde, wie es scheint, viel und streng gemeistert, ob aber psychologisch und
zweckmässig ist eine andere Frage. Wer führte die Oberaufsicht bei des Kaisers häufiger Abwesenheit?
Peter Engelbrecht? Später Bartholomä von Lichtenstein.
Der Herausgeber des Weiss-Kunig, Johann Heyrenbach, Gustos an der k. k. Hofbibliothek,
nennt S. 65 Anmerk, a) auch Georg Tan st etter, den ausgezeichneten Astronomen, als des Erzherzogs
9 Thomas von Cilli. Eine biographische Skizze von Johann Gabriel Seidl. S. Steiermärkische Zeitschrift. Neue Folge.
Grätz 1846. Jahrgang VIII. Heft II. 1—13.
2) Monumenta Habsburgica. Sammlung von Actenstücken und Briefen zur Geschichte des Hauses Habsburg, von Joseph
Chmel. Wien 1854. Bd. I. S. LXXXIX und CX.
3) Eder in Catalog. ad annum 1479: „VIII Praepositus et C an c eil ar ins Academiae Vien. Thomas ä Cilia Con-
stantien.“’ Vgl. Ogesser’s Beschreibung der Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien. Wien 1779. S. 191.
Diesem soll auf kaiserlichen Erlass, ddo. Gratz am 22. September 1469 der Bürgermeister in Wiener-Neustadt, Hans Roll,
zehn Pfund Pfenn. für Sold reichen. Chmel’s Regesten. Bd. II. Nr. 5480; desgleichen soll nach dem Erlass von Gratz vom
5. Juni 1469 Christoph i on Mörsberg demselben Meister Peter, Schulmeister des Herzogs Maximilian 30 Pfund Pfenn.
für drei Quartale ausrichten, ebend. N. 5589, und noch am 17. Mai 1470 erhält er für Sold 40 Pfund Pfenninge, nach N. 6015.
— Es gab Gr es sing von Tretschach in Kärnten , nach Megisser’s Annal. Carinth. II. 1731, dann inTamsweg, s.
Notizenblatt der histor. Commission der kais. Akademie, 1854, S. 584.
5) Am 28. Nov. 1469 nach N. 5833; am 13. Jänner 1470, N. 5891, wo er Jörg Kheib heisst; dann noch am 8. December
1470, N.6149.
Joseph Bergmann,
Äusser diesen nennen wir noch als Erzherzogs Maximilian Präceptor Thomas von Cilli *)? mit
seinem windischen Namen Prekokar, zu deutsch F e r 1 o v e r oder Perlo wer, beider Rechte Doctor, ein
gelehrter und vor allen ausgezeichneter Redner, und wie aus allem erhellet — ein tüchtiger Geschäftsmann,
der bei seinem Kaiser in grosser Achtung stand. Dieser Thomas von Zeile (Cilli), Dompropst zu Konstanz
war bei diesem und dem Erzherzog Maximilian nach deren Rückkehr von Trier und dem Rheine im Mai 1474
in Augsburg, wo der Landfriede feierlich publiciert wurde. Am 14. Juni schickte daselbst der päpstliche Le-
gat die zweifelhafte und unrichtige Antwort der reichstädtischen Gesandten wegen des gemeinen Türkenzuges
durch diesen Dompropst Thomas zum Kaiser * 2). Dann war er auch der erste Dompropst des in Wien 1469
errichteten Bisthums zu St. Stephan und Canzler der Universität 3) und wohnte mit Nikolaus von Kreu-
zenach und dem Klosterneuburger Chorherrn Thomas Herder, als vom Kaiser abgeordneter Procurator dem
zu Rom vom Papst Innocenz VIII. am 6. Jänner 1485 gehaltenen Consistorium für die Heiligsprechung des
Markgrafen Leopold IV. (-j-15. Nov. 1136) bei. S. Hieron. P ez Script, rerum Austriac. Tom. I. 577. —
Am 22. März 1491 wählte ihn das Domkapitel zu Konstanz wegen seiner moralischen und intellectuellen
Eigenschaften zu seinem Bischöfe. Als solcher suchte er die Schulden des Hochstiftes zu tilgen; ferner
lös’te er die der Gräfin Clementine von Mosax, gebornen Freiin von Höwen, verpfändete Herrschaft Gaien-
hofen im Hegau für 6500 Gulden wieder ein, besteuerte den Clerus mit dem Fünftel seines Einkommens
und starb nach allzukurzer fünfjähriger Regierung am 25. März 1496.
Worin Thomas ä Cilia den Erzherzog unterrichtete, vermag ich nicht zu bestimmen, vielleicht in
Reichssachen und Geschäften, da er als Dompropst des so ausgedehnten Konstanzer Sprengeis einen tiefen
Einblick in die Verhältnisse der obern und vordem Lande haben mochte.
Die neuesten Forschungen bringen uns noch ein Paar Lehrer des erlauchten Prinzen, deren Namen
uns um so willkommener sind, da wir nur spärliche Notizen über dessen Erziehung und Unterricht haben.
Die für die Geschichte Österreichs so wichtigen uud verdienstvollen Regesten des römischen Kaisers Fried-
rich III. von C h m e 1 nennen auch Peter G r e i s s i n g, Schulmeister des Herzogs Maximilian; in den
Regesten von den Jahren 1468—1470 4); ferner Georg Kheb oder Kheib, Seiner Gnaden Hof-
meister vom November 1469 bis zu Ende 1470 5)-
An der Zahl und dem Wechsel von Lehrern fehlte es nicht, ob aber die beste Wahl getroffen wurde,
ist sehr zu bezweifeln. Es wurde, wie es scheint, viel und streng gemeistert, ob aber psychologisch und
zweckmässig ist eine andere Frage. Wer führte die Oberaufsicht bei des Kaisers häufiger Abwesenheit?
Peter Engelbrecht? Später Bartholomä von Lichtenstein.
Der Herausgeber des Weiss-Kunig, Johann Heyrenbach, Gustos an der k. k. Hofbibliothek,
nennt S. 65 Anmerk, a) auch Georg Tan st etter, den ausgezeichneten Astronomen, als des Erzherzogs
9 Thomas von Cilli. Eine biographische Skizze von Johann Gabriel Seidl. S. Steiermärkische Zeitschrift. Neue Folge.
Grätz 1846. Jahrgang VIII. Heft II. 1—13.
2) Monumenta Habsburgica. Sammlung von Actenstücken und Briefen zur Geschichte des Hauses Habsburg, von Joseph
Chmel. Wien 1854. Bd. I. S. LXXXIX und CX.
3) Eder in Catalog. ad annum 1479: „VIII Praepositus et C an c eil ar ins Academiae Vien. Thomas ä Cilia Con-
stantien.“’ Vgl. Ogesser’s Beschreibung der Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien. Wien 1779. S. 191.
Diesem soll auf kaiserlichen Erlass, ddo. Gratz am 22. September 1469 der Bürgermeister in Wiener-Neustadt, Hans Roll,
zehn Pfund Pfenn. für Sold reichen. Chmel’s Regesten. Bd. II. Nr. 5480; desgleichen soll nach dem Erlass von Gratz vom
5. Juni 1469 Christoph i on Mörsberg demselben Meister Peter, Schulmeister des Herzogs Maximilian 30 Pfund Pfenn.
für drei Quartale ausrichten, ebend. N. 5589, und noch am 17. Mai 1470 erhält er für Sold 40 Pfund Pfenninge, nach N. 6015.
— Es gab Gr es sing von Tretschach in Kärnten , nach Megisser’s Annal. Carinth. II. 1731, dann inTamsweg, s.
Notizenblatt der histor. Commission der kais. Akademie, 1854, S. 584.
5) Am 28. Nov. 1469 nach N. 5833; am 13. Jänner 1470, N. 5891, wo er Jörg Kheib heisst; dann noch am 8. December
1470, N.6149.