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Berichte des Alterthums-Vereines zu Wien — 1.1854

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Erzherzog Maximilian I. und Maria von Burgund, und deren älteste Porträte in der K. K. Ambraser- Sammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.70122#0112
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Joseph Bergmann,

ein rothes Stück Lündisch Tuch, ein Schwert und eine Armbrust zu einem Rosslauf ausgesetzt hatte, gewann
der Prinz die Armbrust, und zeigte sich als jungen Meister einen Preis sattelfest zu Pferd zu erjagen, und
gewiss nicht minder mit Sicherheit Armbrust, Bogen und Schwert zu führen. Fugger sagt S. 769 ausdrück-
lich dass der Erzherzog auf dieser Reise angefangen, sich in Ritterspielen zu üben, und damit bei
Jedermann grosses Lob erworben habe.
Von da folgten sie der Einladung der Basler, zumal es noch lang bis St. Michaelis war, und zogen
über Freiburg hinauf. Auf die Anrede des dortigen Bürgermeisters antwortete für den Erzherzog der ge-
wandte Graf Hugo von Werdenberg (S. 71, Anm. 3). Wie in den frühem Städten erhielten sie auch hier Ehren-
geschenke, so M. ein silbernes Trinkgeschirr mit 800 Gulden, dann Wein, Ochsen, Fische und Haber. Am
9. September verliess der Kaiser Basel, zog durch das Elsass und Lothringen, und hielt am 18. seinen Einzug
in Metz, wo er im Palaste des Bischofs Georg, eines jüngern Bruders seines Schwagers Karl Markgrafen
von Baden, abstieg. Durch neun Tage verweilten sie in dieser Grenzstadt des deutschen Reichs und erhielten
grosse Geschenke. Am 29« Abends hielt der Kaiser mit einem Geleite von 2500 Rossen in einem verdeckten
Wagen zu Trier seinen Einzug, neben ihm sass sein Vertrauter, Graf Hugo von Werdenberg, und nahm Quar-
tier im erzbischöflichen Palaste, beim Kurfürsten Johann, gleichfalls einem Bruder des Markgrafen von Baden.
Nach etlichen Tagen rückte Herzog Karl mit einem prachtvollen Heere heran. Der Kaiser holte ihn
am 5. October im feierlichsten Aufzuge ein. Der Erzherzog, der Aller Augen auf sich zog, ritt auf einem
braunen Hengst, begrüsst den Herzog und bewundert seine Person, indess sein Vater besonders die präch-
tigen Truppen im Auge hält. Karl wohnte vor der Stadt im Kloster St. Maxim in. Den folgenden Tag
am 6. October machte der Herzog dem Kaiser den ersten Besuch, sie blieben über eine Stunde beisammen,
und bei ihnen Maximilian, dessen Art und Wesen dem Herzog sehr gefiel. Am nächsten Tage holte der
Herzog den Kaiser, der ihm den Gegenbesuch machen wollte, im glänzendsten Aufzuge ins Kloster ab, wo
sie lange Unterredungen über den Türkenkrieg, die Heirat des Erzherzogs mit der Herzogin Maria, und
über die burgundische Königskrone hielten. Den 15. October war grosse Tafel heim Herzog für den Kaiser,
die Kurfürsten sammt dem ganzen Hofstaate in grösster Pracht uud Herrlichkeit. Der Kaiser und sein Sohn
trugen den Orden der Mässigkeit x) bei dieser so luxuriösen Tafel, bei der der Herzog und Maximi-
lian neben einander sassen. An der zweiten Tafel speis’te sein Obersthofmeister Bartholomä von Lichten-
stein 1 2). Darauf war Rennen und Stechen. In Bezug auf den Türkenkrieg liess der Herzog durch seinen
obersten Schreiber äussern, dass ihn der Christen Noth schmerze, doch sei er fern seiner Macht soviel Ge-
wicht beizulegen. Sein unersättlicher Ehrgeiz gelüstete nicht König von Burgund zu heissen, sondern römi-
scher König zu sein, um nach des Kaisers Tode Kaiser zu werden, worauf ihm der Erzherzog der-
einst nachfolgen sollte. (Chmel. LXIX.) Da er diess beim nüchternen Kaiser nicht durchzusetzen ver-
mochte, wollte er sich mit Erhebung seiner Niederlande zu einem Königreiche einstweilen begnügen, was aber
nicht in der Macht des von den Reichsständen beschränkten Kaisers stand. Ja er nahm am 6. November das
durch List und Gewalt erworbene Herzogthum Geldern und die Grafschaft Zütphen vom Kaiser öffent-
lich und feierlich als Reichslehen.
Karl’s ostensibler Zweck der Zusammenkunft, nämlich die Belehnung mit Geldern und Zütphen, war
erfüllt, nicht aber der geheime eigentliche, die Königswürde zu erhalten; des Kaisers Absicht hingegen,
1) Über diesen Ordern der Mässigkeit s. im Anhänge II.
2) Er erhielt zuerst unter allen Edelleuten der österreichischen Erblande am 1. Mai 1478 vom Erzherzoge Maximilian den
Orden des goldenen Vliesses. Von Maximilian’s Sohne, dem König Philipp von Castilien, erhielt am 17. December 1505
in der Stadt Middelburg Paul von Lichtenstein, nach Ilübner III. 749, des Vorigen Enkel, denselben Orden. Über
dieses all historische Geschlecht s. im Anhänge I. N. 9.
 
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