Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Berichte des Alterthums-Vereines zu Wien — 1.1854

DOI Heft:
Bildnisse österreichscher Herzoge des XIV. Jahrhunderts und ihrer Gemahlinen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.70122#0149
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bildnisse österreichischer Herzoge und Herzoginen.

103

Buch II. Blatt 30 b bis 41 b. Daz ander puech von den diennern vnd den chirchleichen orden vnd irn
ampten. Im reichen Arabeskenrahmen auf Blatt 30 b sind zehn verschiedene Figuren, Propheten mit Schrift-
rollen in den Händen, der Evangelist Johannes, ein Schreiber in grüner Kleidung u. a. Der untere breite
Querstreif enthält drei Runden, im mittleren die Darstellung der Dreifaltigkeit, vor der im Medaillon rechts
Herzog Albrecht und in dem zur Linken seine Gemahlin Beatrix von Nürnberg auf den Knien liegen. Dem
Herzog zur Seite steht der Apostel Petrus mit dem Schlüssel, neben der Herzogin der heil. Paulus mit dem
Schwerte. Albrecht, mit kurzem lichtbraunen Haupthaar und schwachem Schnur- und Kinnbart, hat eine
grüne mit einem Kleinod gezierte Mütze auf dem Kopf. Er trägt eine gleichfarbige Schaube mit weiten roth
gefütterten Ärmeln, braune Arm- und rothe Fussbekleidung. Um den Hals schlingt sich eine breite glänzende
Goldkette, in Form eines Frauenzopfes geflochten, das Abzeichen der von ihm gegründeten Gesellschaft.
B e atrix ist gleichfalls in ein grünes, am Halse reich mit Gold gesticktes Gewand gekleidet, dessen weite Ärmel
roth gefüttert sind. Ihr langes blondes Haar wallt über den Rücken hinab. Auf dem Haupte hat sie eine perlen-
besetzte Mütze unten herum mit blauer Einfassung. Die individuelle Bildung beider Köpfe macht es unzweifelhaft,
dass wir hier Porträte vor uns haben. Engelgestalten halten theils die Runden, theils die Wappenschilde von
Österreich und Hohenzollern.
Buch III. Blatt 42 a — 57 a. Hie hebent sich an die rubriken dez dritten tailes, daz dritt
puch von der wat der pischoff vnd der prister vnd der andern dynner dez goetl. (sic.) Oben in der
Mitte des Arabeskenrahmens in halber Figur steht Papst Urban VI. die Tiara auf dem Haupt, zwei Cardinäle
ihm zur Seite, abgebildet bei Lambeck 1. c. S. 782- Ringsherum halten Engel die Wappenschild e von
Steiermark, Tirol, dem Lande ob der Enns, Kärnten, der windischen March und Hohenzollern. Im Mittel-
streif in den Arabeskenranken sind drei Engelstiguren. Im untern Querstreif in der Mittelrundung schwingt
Herzog Albrecht zu Pferd in voller Rüstung das Schwert. Auf dem gekrönten Stechhelm erscheint der
Pfauenstutz des Hauses Habsburg. Das Ganze ist mit kleinen Abänderungen gewiss einem Siegel nachgebildet,
wie auch die Umschrift andeutet: S (igillum) ALBERTUS DEI GRACIA DUX AVSTRIE, STIRIE,
KARINTIE ETG. Abbildung bei Lamb e ck 1. c. In der Rundung links ein Bischof von vier Clerikern umge-
ben, welche Infel, Stab etc. halten, während derselbe im rechten Medaillon mit ihrer Assistenz das Hochamt
celebriert.
Buch IV. Blatt 57 a — 138 a. Hie hebt sich an daz vierd puech von der mess vnd von ir
zwgehörung. Die Miniaturen zu Anfang dieses Buches gehören zu den vollendetsten der ganzen Handschrift
Im obern Querstreif ist die halbe Figur eines Papstes (Urban VI?), dann Schild und Helm der Grafschaft.
Pfirt von Engeln getragen. Im linken Längenstreif zeigen sich unter einander, jedoch durch Arabesken getrennt,
ein Engel den gekrönten Helm mit dem Pfauenstutz haltend, der Apostel Paulus, die Gestalt eines Propheten
mit Schriftrolle, in der folgenden Rundung das Abzeichen der von Herzog Albrecht gestifteten Gesell-
schaft, ein Schwan im rothen Feld, umgeben von einer breiten Goldkette in Form eines Frauenzopfes
(S. No. 3 der Kupfertafel), endlich ganz unten ein Engel mit dem österreichischen Bindenschild. Im rechten
Längenstreif von oben nach unten sind Engel mit den Schilden und Helmen von Krain, der windischen March
und Hohenzollern. Die Zierde des zu letzterem gehörigen Helmes, das Brakenhaupt, dürfte als heraldisches
Curiosum einige Beachtung verdienen. Im XIV. Jahrhundert erscheint das Brakenhaupt der Burggrafen von
Nürnberg gewöhnlich von golde reich., czway oren von rubeinen, wie Suchenwirt (S. 23) sagt; hier
ist es von natürlicher brauner Farbe. Bei der reichlichen Anwendung glänzender Goldblättchen in der ganzen
Handschrift scheint diess kein zufälliges Versehen zu sein. Der untere über 3" breite Querstreif zeigt drei
runde Medaillons. Im mittleren erhebt der Priester bei der Messe die h. Hostie. Rechts und links in den beiden
andern sind die trefflich ausgeführten Bildnisse Herzog Albrechts und seiner Gemahlin (S. No. 1. 2 der
14
 
Annotationen