44 K. 0. von Leber,
Burg verdiente, sondern nur als festes Haus zu betrachten war. In den Zeiten seiner Blüthe mochte
noch der südliche räumlichere Bau sich anschliessen, wohl im XVI. Jahrhundert erstanden, der mit seinen
zwei niederen Stockwerken und kleinen Fenstern niemals einem hohen Geschlechte zu eigen gewesen
sein mag. Es ist jetzt mehr als der älteste Theil des Hauses Ruine. Die Aussicht ist nicht von Bedeutung;
im Osten waldumkränzte Gebirgshöhen, im Norden die eintönige Neustädter Heide, — in der Nähe Wein-
gärten und die „allzeit getreue“ Neustadt.
Erwägt man noch hierbei die elenden Strassen der Umgebung, das öftere Austreten des Leitha-
flusses, das elende Nest vom Dorfe, das jeder Bequemlichkeit entbehrt — und die Nähe der ungarischen
Grenze, folglich auch der Strauchdiebe, Zigeuner, Schwärzer, wesshalb ein Finanzwachposten im Dorfe
liegt, so bedarf die Verödung des Hauses und die Seltenheit der Besuche, die ihm von Seite der Natur -
und Alterthumsfreunde zu Theil werden, keiner Erklärung.
Aichhof.
Trümmer eines festen Hauses.
Literatur. Dieselbe ist in Betreff dieser Örtlichkeit bald erschöpft; denn keine der niederöst. Topographien, topogr. Land-
schemen, Reiseschilderungen, oder älteren Karten (auch jene Vischer’s v. J. 1680 nicht ausgenommen) erwähnt der-
selben. Nur die Generalstabskarte, Blatt 29, zeigt in der Nähe von Wart und Scheiblingkircben zur Linken,
aber ohne Benennung, die Stelle, wo Aichhof liegt, durch ein Zeichen an, welches jedoch noch auf keine Ruine
deutet. — Die erste bestimmte Notiz über Eichof findet sich erst auf der (oben S. 41 n. 6) erwähnten Perspectiv-
karte, Section L; der zugehörige Text enthält (S. 12) die, vielleicht nicht ganz unbegründete Bemerkung, dass
die Ruine Eichhof von einem alten Wirthschaftshofe herstammen dürfte, sowie dass die nahe gelegene Ruine von
Stubenberg am Biribach, deren Gemäuer 18 Kl. breit und 22 lang sind, und wobei sich ein zerfallener Thurm
befindet, von einer einstmaligen Veste herrühre, über deren Schicksale aber nichts weiter bekannt sei. F.
Südlich von Sebenstein, eine kleine Stunde von diesem entfernt, an der Stelle, wo sich der aus
dem Thernberger Thale hervorbrechende Schlattenbach in die Leitha ergiesst, liegt das Dorf Scheibling-
kirchen mit seiner alten, aus Quadersteinen erbauten Kirchenrotunde, welche Unerfahrne für einen Hei-
dentempel erklärten, die aber dem Kenner auf dem ersten Blicke sich als ein christliches Bauwerk im ro-
manischen Style, etwa aus dem XII. Jahrhundert darstellt Q, deren Säulenfüsse überdiess in ihrer Form
*) Bei der grossen Wichtigkeit, das Alter noch vorhandener älterer Bauwerke so nahe als möglich sicher zu stellen, um
eindringlichen archäologischen Forschungen, durch die urkundliche Bestimmung der Erbauungszeit noch bestehender
Denkmäler, sichere Anhaltspunkte für die Zeit der Entstehung solcher Bauwerke zu bieten, deren Styl wohl mit jenen
übcreinslimml, deren Entstehungszeit aber nicht bekannt ist, will ich den Anlass benützen, um über die Rotunde zu
Scheiblingkircben die eben aufgefundenen urkundlichen Daten so bald als möglich der archäologischen Forschung zur
Kenntniss zu bringen. — S ch ei b lingkir ch en hiess ursprünglich Buchberg, und hat die erstere Benennung erst im
Laufe der Zeit, ohne Zweifel eben von dieser Kirchenrotunde erhalten, da die Volkssprache häufig Scheibe, scheib-
lings u. s. w. für rund gebraucht, sonach Scheiblingkircben einen Ort mit einer runden Kirche andeutet. Wir haben
bereits in Heider’s Werk: Die Romanische Kirche zu Schöngrabern in Niederösterreich (Wien 1855, 4. mit 34 in
den Text eingedruckten Holzschnitten und drei Tafeln), S. 94, Anm. 7 bemerkt, dass der Ahnherr der österreichischen
Genealogie, Johann Wilhelm Graf von. Wurmbrand (geb. 1670, f 1750) in seinem durchaus quellensicheren, zumeist
aus dem n. ö. ständischen Archiv geschöpften Werke: Collectanea genealogico - historica ex archivo inclyt. Austriae
inf. statuum, Wien 1705, Fol., in der Genealogie des Grafen von Lamberg, S. 32, Folgendes anführt: Albertus Salis-
burgensis Archiepiscopus (er war der 21. in der Reihe der Salzburger Erzbischöfe von 1169—1200) in diplomate fun-
dationis (?) Capellae in Buchberg, vulgo S cheiblin gkir chen a rotunditate dictae, concesso, inter alios festes
Ottonem de Lamberg adducit. Datum est privilegium Lybnitzae Anno Domini M. C. L XXXIX, regiminis Archi-Episcopi
vigesimo secundo, et ass er vatur in Parochia Putte,nsi (Pütten) Austriae quae Abbatiae Reichersbergensi in Bavaria
subjecta est. Hansiz, welcher in seiner Germania Sacra II, 306, den Inhalt dieser Anführung, wenn auch ohne Be-
rufung der Quelle, aus der er schöpfte, wiedergibt, beruht gleich Wissgrill’s Schauplatz des n. ö. Adels, V, 364,
Burg verdiente, sondern nur als festes Haus zu betrachten war. In den Zeiten seiner Blüthe mochte
noch der südliche räumlichere Bau sich anschliessen, wohl im XVI. Jahrhundert erstanden, der mit seinen
zwei niederen Stockwerken und kleinen Fenstern niemals einem hohen Geschlechte zu eigen gewesen
sein mag. Es ist jetzt mehr als der älteste Theil des Hauses Ruine. Die Aussicht ist nicht von Bedeutung;
im Osten waldumkränzte Gebirgshöhen, im Norden die eintönige Neustädter Heide, — in der Nähe Wein-
gärten und die „allzeit getreue“ Neustadt.
Erwägt man noch hierbei die elenden Strassen der Umgebung, das öftere Austreten des Leitha-
flusses, das elende Nest vom Dorfe, das jeder Bequemlichkeit entbehrt — und die Nähe der ungarischen
Grenze, folglich auch der Strauchdiebe, Zigeuner, Schwärzer, wesshalb ein Finanzwachposten im Dorfe
liegt, so bedarf die Verödung des Hauses und die Seltenheit der Besuche, die ihm von Seite der Natur -
und Alterthumsfreunde zu Theil werden, keiner Erklärung.
Aichhof.
Trümmer eines festen Hauses.
Literatur. Dieselbe ist in Betreff dieser Örtlichkeit bald erschöpft; denn keine der niederöst. Topographien, topogr. Land-
schemen, Reiseschilderungen, oder älteren Karten (auch jene Vischer’s v. J. 1680 nicht ausgenommen) erwähnt der-
selben. Nur die Generalstabskarte, Blatt 29, zeigt in der Nähe von Wart und Scheiblingkircben zur Linken,
aber ohne Benennung, die Stelle, wo Aichhof liegt, durch ein Zeichen an, welches jedoch noch auf keine Ruine
deutet. — Die erste bestimmte Notiz über Eichof findet sich erst auf der (oben S. 41 n. 6) erwähnten Perspectiv-
karte, Section L; der zugehörige Text enthält (S. 12) die, vielleicht nicht ganz unbegründete Bemerkung, dass
die Ruine Eichhof von einem alten Wirthschaftshofe herstammen dürfte, sowie dass die nahe gelegene Ruine von
Stubenberg am Biribach, deren Gemäuer 18 Kl. breit und 22 lang sind, und wobei sich ein zerfallener Thurm
befindet, von einer einstmaligen Veste herrühre, über deren Schicksale aber nichts weiter bekannt sei. F.
Südlich von Sebenstein, eine kleine Stunde von diesem entfernt, an der Stelle, wo sich der aus
dem Thernberger Thale hervorbrechende Schlattenbach in die Leitha ergiesst, liegt das Dorf Scheibling-
kirchen mit seiner alten, aus Quadersteinen erbauten Kirchenrotunde, welche Unerfahrne für einen Hei-
dentempel erklärten, die aber dem Kenner auf dem ersten Blicke sich als ein christliches Bauwerk im ro-
manischen Style, etwa aus dem XII. Jahrhundert darstellt Q, deren Säulenfüsse überdiess in ihrer Form
*) Bei der grossen Wichtigkeit, das Alter noch vorhandener älterer Bauwerke so nahe als möglich sicher zu stellen, um
eindringlichen archäologischen Forschungen, durch die urkundliche Bestimmung der Erbauungszeit noch bestehender
Denkmäler, sichere Anhaltspunkte für die Zeit der Entstehung solcher Bauwerke zu bieten, deren Styl wohl mit jenen
übcreinslimml, deren Entstehungszeit aber nicht bekannt ist, will ich den Anlass benützen, um über die Rotunde zu
Scheiblingkircben die eben aufgefundenen urkundlichen Daten so bald als möglich der archäologischen Forschung zur
Kenntniss zu bringen. — S ch ei b lingkir ch en hiess ursprünglich Buchberg, und hat die erstere Benennung erst im
Laufe der Zeit, ohne Zweifel eben von dieser Kirchenrotunde erhalten, da die Volkssprache häufig Scheibe, scheib-
lings u. s. w. für rund gebraucht, sonach Scheiblingkircben einen Ort mit einer runden Kirche andeutet. Wir haben
bereits in Heider’s Werk: Die Romanische Kirche zu Schöngrabern in Niederösterreich (Wien 1855, 4. mit 34 in
den Text eingedruckten Holzschnitten und drei Tafeln), S. 94, Anm. 7 bemerkt, dass der Ahnherr der österreichischen
Genealogie, Johann Wilhelm Graf von. Wurmbrand (geb. 1670, f 1750) in seinem durchaus quellensicheren, zumeist
aus dem n. ö. ständischen Archiv geschöpften Werke: Collectanea genealogico - historica ex archivo inclyt. Austriae
inf. statuum, Wien 1705, Fol., in der Genealogie des Grafen von Lamberg, S. 32, Folgendes anführt: Albertus Salis-
burgensis Archiepiscopus (er war der 21. in der Reihe der Salzburger Erzbischöfe von 1169—1200) in diplomate fun-
dationis (?) Capellae in Buchberg, vulgo S cheiblin gkir chen a rotunditate dictae, concesso, inter alios festes
Ottonem de Lamberg adducit. Datum est privilegium Lybnitzae Anno Domini M. C. L XXXIX, regiminis Archi-Episcopi
vigesimo secundo, et ass er vatur in Parochia Putte,nsi (Pütten) Austriae quae Abbatiae Reichersbergensi in Bavaria
subjecta est. Hansiz, welcher in seiner Germania Sacra II, 306, den Inhalt dieser Anführung, wenn auch ohne Be-
rufung der Quelle, aus der er schöpfte, wiedergibt, beruht gleich Wissgrill’s Schauplatz des n. ö. Adels, V, 364,