Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Altertumsverein zu Wien [Editor]
Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien — 1.1856

DOI article:
Feil, Joseph: Über Burgen und Schlösser im Lande unter der Enns: I. Einleitendes
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73999#0062

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ÜBER

BURGEN tiD SCHLÖSSER in LANDE I NTER DER ENNS.

I. EINLEITENDES.
VON
JOSEPH FEIL.

Zu den wichtigsten Baudenkmalen des Mittelalters gehören unstreitig die Burgen und Schlösser,
die einstigen Wohnsitze der vollfreien Genossen (der freien Grundherren), des Adels oder der sogenann-
ten Geschlechter.
Die bei weitem grösste Anzahl dieser Baudenkmale aber, soweit sie nicht gewaltsamer Zerstörung durch
Feindeshand erlagen, gehen nun selbst in den auf uns gekommenen Resten, mit geringen Ausnahmen, wo liebe-
volle Pflege und richtiges Verständniss für die Erhaltung sorgen, theils unter dem zerstörenden Einflüsse der Zeit
überhaupt, theils unter den Händen unbekümmerter, oder ultra-öconomisierender, oder sinnlos restaurierender
Besitzer, allmälig und mit immer rascheren Schritten dem gänzlichen Verfall entgegen, bevor noch die kritische
Forschung aus diesen, für die Kunde der Vergangenheit so vielfach lehrreichen Überresten erschöpfenden Stoff
zu eindringlicher Würdigung gezogen hat. Denn darüber kann kein Zweifel sein, dass der Kern einer der
bezeichnendsten Eigentümlichkeiten des Mittelalters wohl in nichts schärfer ausgeprägt erscheint, als eben in
der Anlage und inneren Einrichtung jener Dynastensitze, unter deren sicherer Hürde der Lehenadel endlich zu
jener Übermacht gelangt war, von der sich nicht selten der Landesfürst selbst in unvermeidliche Abhängigkeit
gedrängt fühlte, und unter deren Drucke hinwieder die Untervasallen und Leibeigenen, weil nicht bloss zeit-
weise, darum um so schwerer seufzten. Auf diesen ihren Berghorsten geb or gen, — daher diese befestigten
Herrensitze auch Burg e n hiessen Ü), — behaupteten sie langehin eine fast unnahbare Stellung, durch die
*) Die Wurzel des Wortes Burg (mittelhochdeutsch Bure) ist BIRGE, eine sichere Berge (Verschluss). Unter Bure
wurde aber nicht bloss das verstanden , was wir zumeist als festes S chlos s bezeichnen, sondern auch jede befe-
stigte Stadt, sowie insbesondere in dieser wieder das, innerhalb der Ringmauer derselben besonders befestigte C ast eil,
(Be necke-Müller: Mittelhochdeutsches Wörterbuch, I. 165), so z. B. die Wiener, die GratzerBurg, die Burg zu
Wiener - Neustadt u. s. w. Daher denn auch im Mittelaller die Stadtthore durchaus Burgthore genannt wurden, wie
z. B. noch das Wiener Stadtrecht vom J. 1435 ausdrücklich der heus er d ie v or ain e r stadt ausserhalb der
pur ckhtör gelegen sind, erwähnt (Rauch: Script. Ber. Aust. III, 220). Zum Unterschiede von den, an den alten
Ringmauernder Städte, meist unter massiven Steinthürmen, befindlich gewesenen mehreren derartigen Thoren, wurden
die einzelnen derselben, — theils nach den Ländern, wohin die durch selbe ausmündenden grösseren Strassen zunächst
führten, theils nach anderen nahean gelegenen Örtlichkeiten, — nebstdem auch noch mit besonderen Beinamen belegt. So
wird z. B. das, von der Richtung gegen Kärnten hin, welches bis ins 12. Jahrhundert unmittelbar an Österreich grenzte, söge-
 
Annotationen