II. ARCHÄOLOGISCHE BESCHREIBUNG
EINIGER
RITTERBURGEN IAH SCBLOSSRUINEN im KREISE UNTER DEM WIENERWALD
VON WEILAND
FRIEDRICH OTTO edlen von LEBER.
Aichbühel.
Bewohnte Ruine eines f e s t en Hauses.
Uteratur. Zufällig trifft es sich, dass Aichbühel’s schon in einem der ersten Büchleins erwähnt wird, welche die Reihe
jener Werke und Werkchen eröffneten, die, seitdem Gaheis 1794 begonnen hatte , die näheren Umgebungen Wien’s zu
beschreiben, bald in weitere Kreise drangen, und eben am Beginne dieses Jahrhunderts einen neuen schönen Zweig
der vaterländischen Literatur eröffneten, den man den touristischen nennen könnte, jenen nämlich, der es sich zur
würdigen Aufgabe machte, durch mehr oder minder erweckte Schilderungen von reizenden Gegenden und örtlichen Merk-
würdigkeiten zu ausgedehnteren Wanderungen im schönen Heimallande anzuregen. Nachdem hierin Embel fast schüch-
tern begonnen, und, beinahe gleichzeitig mit ihm, Schultes kühn einslürmend mit seiner lebendigen, nur oft allzu
scharf gebeizten Schilderungskraft empfängliche Naturfreunde wahrhaft entzündet halte, trat noch vor dem Beginne der
Zwanzigerjahre Weidmann mit entschiedenstem Glücke und Erfolge auf; wie 20 Jahre früher Schultes, so wirkte nun er
auf die jüngere Generation gleich befeuernd. Allmälig wurde auch der bisher verfolgte Weg einer blossen Wiedergabe em-
pfangener Eindrücke und (beschreibender Erzählung von zurückgeleglen Wanderungen verlassen, und eine mehr objeclive
Behandlung des Gegenstandes aufgeriommen. Auf dieser neuen Bahn gebührt unläugbar dem kenntnissreichen Scheiger
der erste Rang, wenn auch sein Wirken, eben weil es einen ausgerüsteten Kreis vorausselzte, ein minder ausgebreiteles
war. Schmidl lieferte durch anregende (und leichtere Behandlung in seinem Schneeberg ein, auch von ihm seither
nicht mehr erreichtes Muster eines fleissigen und wahrhaft belehrenden Guide. Nachdem dieser Literaturzweig so zwischen
1820—1840 seinen Blülhesland erreicht halte, bemächtigten sich desselben leider bald auch minder befähigte Geisler, da-
für aber um so freier denkende Gewissen, zu leidiger Geldspeculation, um unter den unbescheidensten Titeln von unent-
b ehrliche n Führern und Wegweisern u. s. w. durch w ahrhaft freibeuterisches Zusammenstoppeln eines kenntnisslosen Ab-
hubes von fremder Erfahrung und fremdem Heisse, hier mit kecker Stirne, dort geschlossenen Visiers oder unter erborgter
Kappe, die gutgläubige Menge zu überlisten, und diesen schönen edlen Zweig der vaterländischen Literatur durch eine
wahre Fluth der elendesten Mache für langehin in Verruf zu bringen, so dass nur die Arbeiten bereits bewährter Namen
noch vereinzelte Oasen in diesem faulen Sandmeere bilden, und selbst wirklich berufenere Neulinge für dieses Gebiet, wenn
sie sich endlich mit überwundener Scheu vor dem abschreckenden Vorurtheile gegen diesen Literalurzweig, doch in die
Öffentlichkeit wagten, leider nicht selten unbeachtet bleiben. — Wollen wir indessen auch hierin auf eine baldige Wieder-
geburt hoffen, nnd uns sofort hier auf den Gegenstand unserer besonderen Aufgabe beschränken.
1) Der Melker Stifts-Archivar Phil. Hu eher (geb. 29. Nov. 1662 zu Wien, y zu Melk 25. Aug. 1725) hat seinem bekannten
Werke: Austria ex archivis Mellicensibus illustrata, Leipz. 1722. Fol. S. 235—288, eine Perbrevis Topographia Di-
plomatien-Austriaca beigefügt, in welcher S. 235 auch Aichpüchl’s als eines, damals dem minorennen Grafen Johann
Ernest Hoyos gehörigen Schlosses gedacht wird, dessen in Urkunden des Stiftes Melk zufällig erst von 1674 an Er-
wähnung geschieht.
2) Franz X. Embel, (geb. zu Florenz in Toscana am 10. Nov. 1770, 1787—1807 Kameral-Hauptbuchhaltungs-Beamter , 1807
ohne Ansuchen mit a. h. Entschliessung zum Wiener Stadtoberkämmerer und Magistratsrath ernannt, seit 1830 über An-
suchen jubiliert und in Wien lebend), welcher 1801 eine, im August 1800 zurückgelegte Fussreise von Wien nach dem
EINIGER
RITTERBURGEN IAH SCBLOSSRUINEN im KREISE UNTER DEM WIENERWALD
VON WEILAND
FRIEDRICH OTTO edlen von LEBER.
Aichbühel.
Bewohnte Ruine eines f e s t en Hauses.
Uteratur. Zufällig trifft es sich, dass Aichbühel’s schon in einem der ersten Büchleins erwähnt wird, welche die Reihe
jener Werke und Werkchen eröffneten, die, seitdem Gaheis 1794 begonnen hatte , die näheren Umgebungen Wien’s zu
beschreiben, bald in weitere Kreise drangen, und eben am Beginne dieses Jahrhunderts einen neuen schönen Zweig
der vaterländischen Literatur eröffneten, den man den touristischen nennen könnte, jenen nämlich, der es sich zur
würdigen Aufgabe machte, durch mehr oder minder erweckte Schilderungen von reizenden Gegenden und örtlichen Merk-
würdigkeiten zu ausgedehnteren Wanderungen im schönen Heimallande anzuregen. Nachdem hierin Embel fast schüch-
tern begonnen, und, beinahe gleichzeitig mit ihm, Schultes kühn einslürmend mit seiner lebendigen, nur oft allzu
scharf gebeizten Schilderungskraft empfängliche Naturfreunde wahrhaft entzündet halte, trat noch vor dem Beginne der
Zwanzigerjahre Weidmann mit entschiedenstem Glücke und Erfolge auf; wie 20 Jahre früher Schultes, so wirkte nun er
auf die jüngere Generation gleich befeuernd. Allmälig wurde auch der bisher verfolgte Weg einer blossen Wiedergabe em-
pfangener Eindrücke und (beschreibender Erzählung von zurückgeleglen Wanderungen verlassen, und eine mehr objeclive
Behandlung des Gegenstandes aufgeriommen. Auf dieser neuen Bahn gebührt unläugbar dem kenntnissreichen Scheiger
der erste Rang, wenn auch sein Wirken, eben weil es einen ausgerüsteten Kreis vorausselzte, ein minder ausgebreiteles
war. Schmidl lieferte durch anregende (und leichtere Behandlung in seinem Schneeberg ein, auch von ihm seither
nicht mehr erreichtes Muster eines fleissigen und wahrhaft belehrenden Guide. Nachdem dieser Literaturzweig so zwischen
1820—1840 seinen Blülhesland erreicht halte, bemächtigten sich desselben leider bald auch minder befähigte Geisler, da-
für aber um so freier denkende Gewissen, zu leidiger Geldspeculation, um unter den unbescheidensten Titeln von unent-
b ehrliche n Führern und Wegweisern u. s. w. durch w ahrhaft freibeuterisches Zusammenstoppeln eines kenntnisslosen Ab-
hubes von fremder Erfahrung und fremdem Heisse, hier mit kecker Stirne, dort geschlossenen Visiers oder unter erborgter
Kappe, die gutgläubige Menge zu überlisten, und diesen schönen edlen Zweig der vaterländischen Literatur durch eine
wahre Fluth der elendesten Mache für langehin in Verruf zu bringen, so dass nur die Arbeiten bereits bewährter Namen
noch vereinzelte Oasen in diesem faulen Sandmeere bilden, und selbst wirklich berufenere Neulinge für dieses Gebiet, wenn
sie sich endlich mit überwundener Scheu vor dem abschreckenden Vorurtheile gegen diesen Literalurzweig, doch in die
Öffentlichkeit wagten, leider nicht selten unbeachtet bleiben. — Wollen wir indessen auch hierin auf eine baldige Wieder-
geburt hoffen, nnd uns sofort hier auf den Gegenstand unserer besonderen Aufgabe beschränken.
1) Der Melker Stifts-Archivar Phil. Hu eher (geb. 29. Nov. 1662 zu Wien, y zu Melk 25. Aug. 1725) hat seinem bekannten
Werke: Austria ex archivis Mellicensibus illustrata, Leipz. 1722. Fol. S. 235—288, eine Perbrevis Topographia Di-
plomatien-Austriaca beigefügt, in welcher S. 235 auch Aichpüchl’s als eines, damals dem minorennen Grafen Johann
Ernest Hoyos gehörigen Schlosses gedacht wird, dessen in Urkunden des Stiftes Melk zufällig erst von 1674 an Er-
wähnung geschieht.
2) Franz X. Embel, (geb. zu Florenz in Toscana am 10. Nov. 1770, 1787—1807 Kameral-Hauptbuchhaltungs-Beamter , 1807
ohne Ansuchen mit a. h. Entschliessung zum Wiener Stadtoberkämmerer und Magistratsrath ernannt, seit 1830 über An-
suchen jubiliert und in Wien lebend), welcher 1801 eine, im August 1800 zurückgelegte Fussreise von Wien nach dem



