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Altertumsverein zu Wien [Editor]
Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien — 1.1856

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Miscellen
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D. Aus dem Hausruckkreis in Osterreich ob der Enns
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https://doi.org/10.11588/diglit.73999#0364

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306

Miscellen.

D. AUS DEM HAUSRUCKKREIS IN OESTERREICH OR DER ENNS.

Stadtpfarrliirclie zu Wels.
VOM COHRESPONDIEBENDEN MIT GLIEDE
LUDWIG FURTMOSER.
Die Sage überweiset die Zeit der Erbauung dieses Gotteshauses in die Tage des heiligen Rupertns um das Jahr 696—718
unter dem Schutze des Herzogs Otto von Baiern, und zwar zu Ehren der Heiligen Georg und Moritz. (Altes Manuscript in dem
städtischen Archive zu Wels.)
Kaiser Arnulph übergibt zu Regensburg 13. April 888 seinem Hofcaplan Zazko für getreulich geleistete Dienste die zur
Capelle in Wels (ad Welas) gehörigen Güter als Eigenthum (er besass sie früher als Beneficium), und zwar die Capelle mit den
Gebäuden und dazu gehörigen Grundstücken und Erträgnissen, mit den Leibeigenen beiderlei Geschlechts, allen Zehenten, be-
bauten und unbebauten Gründen, Feldern, Weiden, Wiesen, Wäldern und Bächen, mit Mühlen und Fischrechten, mit allen
zur Capelle gehörigen Gerechtsamen ohne alle Ausnahme, jedoch unter der Bedingung, dass Zazko jene Capelle sammt den dazu
gehörigen Gütern nach seinem Tode an das Kloster Kremsmünster zu seinem (des Kaisers) Seelenheil übergeben soll, auf dass
die Klosterbrüder in ihrem Gebelbe der Wohlthäter gedenken. (Rettenbacher: Annales Cremifan. p. 41—42. Pachmayr:
Series Abbatum et Relig. Mon. Cremifan. p. 24. Hagn: Urkundenbuch des Stiftes Kremsmünster, Wien 1852, S. 9.)
In der Kirche selbst verdienen Beachtung drei Fenster, 30' hoch, mit Glasmahlerei, angeblich aus dem 14. Jahrhun-
dert, darstellend die vier Evangelisten, mit der Inschrift: Adjuvat orantes patronus uterque Joannes, nebst Darstellungen aus
der Lebensgeschichte der beiden Johannes, das Abendmahl, das Bild des Erlösers, eines Pelikans und eines Löwen. — Darstel-
lungen aus der Leidensgeschichte. — Verschiedenes aus dem alten und neuen Testamente. — Einige nothwendig gewordene
Restaurationen stechen im Colorite von der alten Malerei bedeutend ab.
Das Portal, aus Sandstein, welches vor einigen Jahren, von vielen Übertünchungen bis zur Unkenntlichkeit bedeckt,
gereiniget wurde, ist sehr roh gearbeitet; auf den Säulenknäufen sind verschiedene — nicht mit Sicherheit zu erkennende
Thiere — als Verzierung angebracht. Das Ganze ist ziemlich gut erhalten und dürfte für den Sachkundigen von Interesse sein
und einen Beleg für das hohe Alter dieser Kirche liefern.
Mehrere in der von den Pollheimern 1230 gestifteten, nunmehr aufgehobenen Minoriten-Kirche theils eingemauerte, theils
sonst herumliegende Grabsteine und Särge des genannten Geschlechtes haben in neuerer Zeit unter dem berührten Portale
einen sehr passenden, sie vor muthwilliger Verstümmlung schützenden Platz gefunden. Sie liefern eine Ergänzung zur Polheim’-
schen Genealogie bei Hoheneck II, 55—159.
1. Ein Sculpturwerk von rothem Marmor, 1<> 3' 6" hoch, io 6' breit, und 8" dick. Christus am Kreuze, umgeben von drei
Engeln, die aus den fünf Wunden das Blut in einen Kelch auffangen. Unter dem Kreuze stehen Maria und Johannes in
halber Lebensgrösse, und ihnen zur Seite knieen, in bethender Stellung, ein Priester im bischöflichen Ornate und ein Ritter
in Rüstung, zwischen beiden die Wappenschilde derselben aufgestellt. Es ist das Wappen der Pollheimer, und dürfte
daher den Priester Bernard von Pollheim, Bischof von Stuhlweissenburg und Wien (Hoheneck II, 130—132;
Ogesser: Beschr. d. Metrop.-Kirche %u St. Stephan in Wien p. 208—209) darstcllen.
2. Ein Marmor-Sarg mit dem Pollheimer Wappen an der Vorderseite, an der Kopf- und Fussseite mit Arabesken verziert.
Das Innere enthält noch die Gebeine und das Schwert des Verstorbenen. Der Deckel hat die Umschrift:
Anno dnt MCCCC. CHII. Die tredeeiä. januarij. obijt. Reverend ac generös, dominus dns Bernardus de polhay
et Watt’burk
Ecle wienesis. administrato. albe. Regal, ao’ . . . eficij pposit. hie annulat cuius aiä requiescat. i pace.
Es stellt einen Cadaver vor. der von den Würmern verzehret wird.
3. Ein Grabstein aus rothem Marmor, mit einem mehr als mannsgrossen Ritter in vollkommener Rüstung, zu seinen Füssen
ein Löwe liegend. Die Inschrift :
^ie liegt begraben ber woljlgeborne ^err ^err Sigmunb Hubwig ^err von Pollbeim etc. romifeß. Raif. ITIay.
“Katb unb ber lobl. ^errenßanbt «^errenßanbs Verorbneter. 5Ü geßorben
Ist nicht ausgefüllt. Erstarb am 16. Februar 1622. (Hoheneck II. 90 — 93.)
4. Grabstein mit geharnischtem Ritter in mehr als Mannsgrösse, mit dem Pollheimer Wappen und der Umschrift:
^ie liegt begraben ber woblgeborne ^err *?err 2lnbre ^err )u pollbehn, breyer rbm. Raifer getreuer Ityat.
3ß geßorben ben 31tcn £ag Tlugußi im 1589 , feines lllters 63 3abr.
(Hoheneck II, 88—90.)
5. Grabstein von weissem Marmor, lohoch, 5'breit, mit dem Wappen der Pollheimer und der Freiherren Hoffmann
von Grünbüchl und der Inschrift:
 
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