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Altertumsverein zu Wien [Editor]
Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien — 50.1918

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I. Berichte
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Protokoll der am 28. April 1917 [...]
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https://doi.org/10.11588/diglit.72001#0013
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PROTOKOLL
der
am 28. April 1917 im Vortragssaale des wissenschaftlichen Klubs
um 5 Uhr abends abgehaltenen
Generalversammlung des Altertums - Vereines zu Wien
unter dem Vorsitze des
Vereinspräsidenten, des Herrn k. und 1<. Hofrates und Direktors der Münz- und Medaillen-
Sammlung des A. h. Kaiserhauses i. R.,
Dr. Friedrich Edler von Kenner,
und in Anwesenheit von 29 stimmberechtigten Vereinsmitgliedern.

Der Vorsitzende konstatiert die Beschlußfähigkeit der Versammlung, ersucht Herrn Dr. Josef
Kallbrunner das Protokoll zu führen und die Herren Landesgerichtsrat Dr. Richard Eisler und
Oberingenieur Anton Dachler dasselbe zu unterfertigen. Hierauf eröffnet er die ordentliche General-
versammlung für 1916 mit folgender Ansprache:
„Nach dem uns so schmerzlich berührenden, überraschenden Heimgange des hochverdienten
Generalsekretärs, Herrn Josef Wünsch, hat Herr kais. Rat Alois Kremel infolge einstimmiger Wahl
des Ausschusses diese Stelle übernommen. Ich erlaube mir dem genannten Herrn für die Übernahme
und die prompte und umsichtige Führung der Vereinsgeschäfte hier öffentlich den wärmsten Danl<
auszusprechen.
Der Bericht des Herrn Generalsekretärs über das abgelaufene Jahr wird zeigen, daß der Aus-
schuß in einträchtigem Wirken bemüht war, die Ziele seiner Aufgaben nach allen Richtungen zu
erreichen, ungeachtet mancher Schwierigkeiten, welche der fortdauernde Krieg den stillen Kreisen
wissenschaftlicher Bestrebungen bereitete.
Nun eben geht ein hoffnungsvolles Ahnen des kommenden Friedens durch die Völker der
Mittelmächte, das begründet ist durch die bisherigen und die neuesten Erfolge, die wir der glänzenden
Führung der Armeen, dem Opfermut und der unvergleichlichen Tapferkeit der Krieger und dem
Durchhalten des Hinterlandes zu verdanken haben.
Erinnern wir uns an Einzelheiten des großen Krieges, so dürfen wir heute in seinem dritten
Jahre wohl fragen: Wie ist denn der Spaziergang der Feinde nach Berlin, Wien und Budapest aus-
gefallen, wo ist die russische Dampfwalze geblieben? Warum sind drei benachbarte Könige, jener
von Serbien, Montenegro und Rumänien und Essad aus Albanien aus ihren Ländern geflüchtet? Ist
nicht der Zar ein Gefangener seiner Völker, von denen die meisten nach voller Autonomie ihrer
Länder streben, während die provisorische Regierung den Weltkrieg fortsetzen will, und eine dritte
Partei einen Frieden nach ihrem Geschmacke sich zum Ziele setzt, so daß der vorausgesagte Partei-
hader die Kraft dieses Riesenreiches lähmen wird? Hat Sarrail Bulgarien schon vernichtet, um
Rumänien zu retten? Ist Italien nach neun Isonzoschlachten tiefer in unsere Länder eingedrungen
als bis Görz? Was ist es mit dem Trento und mit dem „Mare nostro".
England, Frankreich und Italien haben in ihren Zusammenkünften mehrmals beschlossen,
durch einen gemeinsamen, gleichzeitigen Angriff die Mittelmächte zu Grund zu richten. Wer fügte
es, daß nur Einer eintraf, Einer zu spät kam, Einer gar nicht erschien, so daß die beiden Ersten
einzeln geschlagen werden konnten?

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