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Berliner Kunst-Herold: wirtschaftl. Zentralorgan für bildende Künstler ; offizielles Publikations-Organ des Verbandes Deutscher Illustratoren, der Bildhauer-Vereinigung von Mitgliedern des V.B.K. und der Ortsvereine der A.D.K., sowie der Freien Vereinigung der Graphiker — 9.1909

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No. 11
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https://doi.org/10.11588/diglit.69724#0105
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No. 11 KUNST-HEROLD 101

selbst in weiterer Verblassung grün bleibt. Beide Mischungen
werden aber eine grün gedruckte Farbe nie voll ersetzen.
In dem zurzeit herrschenden Wirrwarr an Farbnamen und
deren Abtönungen, entstanden durch die unaufhaltsame Ent-
wicklung der Teerfarbindustrie, müsste ein Ausweg gefunden
werden, der nur die Verwendung von erprobten Farbstoffen
für Malerei und Druck zulässt und die nicht brauchbaren aus-
rnerzt.
Erst wenn die Farben für beide Zwecke gut ausgewählt
und richtig bezeichnet sind, so dass eine vollständige Skala
verlässlicher Farben eingeführt werden kann, kann man für
die Dauer und Lichtechtheit sowie für die genau Wiedergabe
der Entwürfe im Druck eine Gewähr übernehmen.

Persönliches.
Dresden. Dem Leiter der Dresdener Kunstschule, Herrn
Guido Richter, sowie dem Lehrer an dieser Kunstschule, Herrn
Maler Hermann Dittrich, ist der Titel als Professor verliehen
worden. Das Lehrerkollegium besteht nunmehr äusser obigen
beiden Herren aus den Herren Prof. Heyser, Bildhauer Arthur
Lange (in Stellvertretung Herr Adolf Rehm) und Maler Meltzer.
Bunte Palette.
Ein königlicher Kunsthändler.
Der königliche Geschäftsmann hat es vorzüglich verstan-
den, das Interesse der Herren mit den grossen Geldbeuteln auf
seine Sammlung zu lenken. Er liess in London ganz heimlich
einen Prachtkatalog in englischer Sprache drucken, dessen
Titel lautete: „Katalog der Sammlung Sr. Majestät des Königs
Leopold.“ Kein Wunder, dass die amerikanischen Millionäre
sich um die Kunstwerke aus dieser Sammlung rissen. Er hat
kein schlechtes Geschäft gemacht, der König der Belgier. Einen
Pi achtvollen, eine friesische Landschaft darstellenden Hobbema
hatte Leopold I. für 18 000 Francs erstanden. Leopold II. hat
ihn jetzt für 300 000 Francs verkauft. Ob er freilich für den
heiligen Benediktus von Rubens, den er 1881 in Lille für 177 000
Francs erstanden hat, die geforderte Million erzielen wird, ist
noch nicht entschieden Für das Bildnis des Bildhauers Du-
gueney von Van Dyck verlangt der König, weil die Königlichen
Museen den Antrag gestellt haben, wenigstens dieses Werk im
Lande zu belassen, nur 150 000 Francs. Kenner allerdings be-
haupten, dass diese Leinewand, die kaum einen Meter breit ist,
und gelitten hat, nur die Hälfte wert sein soll. Dass Belgien
von den Kunstschätzen des Königs irgend einen erheblichen
Anteil behält, ist nach dem Gange der Dinge ausgeschlossen.
Eine sehr interessante Frage aber ist, was eigentlich aus der
ägyptischen Sammlung des Königs werden wird. Diese Samm-
lung ist nämlich so gut wie ganz unbekannt geblieben, da sie
in den Wagenremisen der königlichen Stallung aufbewahrt
wird. Die Wissenschaft ist allerdings schon 1875 von einem
Amerikaner und 1889 von Professor Eisenlohr in Heidelberg
auf ihren hohen Wert aufmerksam gemacht worden. So be-
sitzt König Leopold drei wertvolle Grabstellen, die eines römi-
schen Legionäre, von welcher Art man nur noch ein ähnliches
Monument im Museum von Alexandrien kennt; ferner die
eines hohen Staatsbeamten und der Priesterin der Hathor und
einer königlichen Favoritin. Ein einig dastehendes Stück ist
die Grabspendentafel aus geschnitztem und bemaltem Holze,
auf welcher nicht weniger als 96 verschiedene Gerichte aufge-
führt werden, deren Auswahl dem Toten auf seinem letzten
Wege überlassen bleibt. Ein ebenso ausserordentliches Stück,
wie man seinesgleichen kaum in Louvre oder in Turin vor-
findet, ist ein Sarkophag aus rotem Granit. Die Figur des darin
Begrabenen ist auf dem Deckel künstlich ausgemeisselt und
von grosser Schönheit der Behandlung. Und so fort. Diese sehr
umfassende Sammlung ägyptischer Altertümer wurde König
Leopold, als er. noch als Herzog von Brabant, im Jahre 1863

seine Orientreise machte, vom damaligen Khedive Said zum
Geschenk gemacht. --
Zwiespalt in der Wiener Künstlerschaft, Wie in allen
grossen Kunstmetrcpolen, haben sich' auch in Wien die Gegen-
sätze zwischen Anhängern der Moderne und der akademischen
Schule zu einer auch äusserlich erkennbaren Trennung ver-
schärft. Bei der letzten Frühjahrsausstellung trat dieser Kon-
trast besonders deutlich in die Erscheinung. Es handelte sich
um die Nichtverleihung der Reichel-Preise. Sie gelangen je
einer für Maler und Bildhauer alljährlich durch die Akademie
der bildenden Künstler auf Grund der Frühjahrsausstellungen
zur Verteilung und sind wegen der relativen Höhe von je
5000 Kr. eine auch materiell bedeutsame Auszeichnung. Ueber
die Motive, die bestimmend waren, von einer Verleihung ab-
zusehen, teilt die Neue Freie Presse folgendes mit: Von Malern
kamen nur zwei Künstler in Betracht: JungvHrth und Klimt.
Keiner von beiden vermochte indes die erforderliche Zwei-
drittelmajorität auf sich zu vereinigen. Jene Mitglieder des
Professorenkollegiums, die für Klimt votierten, konnten sich
nicht entschliessen, ihre Stimmen Jungwirth zuzuwenden, und
ebenso war es umgekehrt der Fall, so dass schliesslich nach
einigen ergebnislosen Wahlgängen nichts anderes übrig blieb,
als den Preis diesmal ganz zurückzustellen, da eine Teilung
laut Stiftsbericht unzulässig ist. Das Bild Klimts, welches für
den Reichel-Preis vorgeschlagen war, ist die vielumstrittene
„Hoffnung“. Die malerischen Qualitäten des Werkes wurden
allseits gewürdigt, mit dem Sujet und besonders der sichtlichen
Gesuchtheit dei Auffassung konnten sich indes mehrere Ju-
roren absolut nicht befreunden. Von einer Verleihung des
Plastiker-Preises wurde ohne weitere Debatte, abgesehen. Es
darf indes keineswegs als eine Aburteilung der ausgestellten
Kunstwerke in Bausch und Bogen aufgefasst werden. Es
waren vielmehr einige ganz vortreffliche Plastiken zu sehen,
deren Schöpfer indes teils deswegen äusser Bewerb bleiben
mussten, weil sie'nicht im Inland wirken, teils weil sie bereits
einmal den Preis erhielten und eine wiederholte Auszeichnung
nicht zulässig ist. — Der Wettbewerb Jungwirth-Klimt zeigt
jedenfalls deutlich die zwei Strömungen innerhalb der Aka-
demie. Es ist bemerkenswert, das vor wenigen Jahren auf
wiederholtes Einschreiten der Akademie die Bedingungen der
Verleihung des Reichel-Preises dahin abgeändert wurden, dass
an Stelle der früher vorgeschriebenen Einstimmigkeit die
Zweidrittelmajorität gesetzt wurde. Mit dem Einzuge von
Vertretern der „Sezession“ in die Akademie — besonders seit
der Ernennung Otto Wagners zum Professor — war diese
Aenderung unbedingt nötig geworden; da bei dem schroffen
Gegensatz der Anschauungen sonst eine Verleihung überhaupt
völlig unmöglich gewesen wäre.

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