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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0035

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Postumius Regillensis. 23

Postumius Regillensis.

(Münztaf. I. 11.)

Von historischen Persönlichkeiten aus der Gründungszeit der
Republik besitzen wir ferner auf römischen Denaren die Bildnisse
des A. Postumius Regillensis und des L. Domitius Ahenobarbus; auf
einer Gemme, wie einige glauben, das des P. Valerius Poplicola l.

Die Münzen mit dem Bildnis des Dictators Postumius, des
Siegers in der Regillerschlacht (496 v. Chr.), sind von Dec. Brutus
im Jahre 44 v. Chr. geschlagen worden (abg. Münzt. I. 11)2. Dieser
war durch Adoption in die gens Postumia gekommen; daher nennt
er sich auf dem Revers nach dem Beinamen seines Adoptivvaters
Albinus. Postumius selber wird durch die Beischrift bloss als Consul
bezeichnet, was von Seiten der Mörder Caesars, denen der Name
Dictator verhasst war, erklärlich erscheint. Nur könnte man sich
wundern, warum Brutus das Bild eines Mannes auf seine Mün-
zen setzte, der auch ohne Beischrift an die Dictatur erinnern musste.
Der Kopf ist der eines bejahrten unbärtigen Mannes mit kurzem
Haar, von groben Zügen, dicker Stumpfnase, durchfurchtem Gesicht.
Ob, wie Visconti meinte, der alten in der Familie aufbewahrten
Wachsmaske nachgebildet, oder ein conventioneller Typus aus der
Spätzeit der Republik, wird nicht auszumachen sein; der Bartlosig-
keit nach eher das letztere, aber auch im ersteren Fall kein irgend-
wie authentisches Porträt.

Im Museum von Neapel, Gruppe der Römerbüsten (Gerhard
Neap. ant. Bildw. Nr. 51), wird der Kopf eines grämlichen Alten mit
vorstehender Unterlippe Postumius Albinus genannt. Es soll offen-
bar der Dictator gemeint sein und zwar auf Grund der vorliegenden
Münze. Dann sollte man ihn nur wenigstens mit seinem richtigen
Namen Postumius Albus nennen. Allein es handelt sich bloss um
eine jener Taufen, die, weil sie sich auf einen Schein von Aehnlich-
keit basieren, deswegen nicht weniger willkürlich sind als pure Er-
findungen.

1 Unbeachtet lassen wir den Sardonyx der Sammlung Beverley (Cades V.
116J mit der Beischrift L. T. COL. (L. Tarquinius Collatinus), welch letz-
tere ohne Zweifel modern. Der danach ebenfalls Collatinus genannte Kopf eines
grossen Cameo in Florenz (Cades V. 117) stellt nicht die gleiche Person dar.

2 Cohen M. cons. XXXV Postumia 10, vergrößert bei Weisser Bilder-
atlas Tf. XXXVI Nr. 37.
 
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