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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0237

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Cn. Pompejus. 225

Ein mit der Münze genau übereinstimmender Gemmenkopf, nur
unbärtig, befand sich auf einem Karneol des Fulvius Ursinus (abg.
bei Faber Imagg. P *).

Sextus Pompejus.

(Mnztaf. II. 61. 52.)

Sextus, der jüngere und berühmtere Bruder des vorigen
(geboren 75 v. Chr.), war 27 jährig Zeuge der Ermordung seines
Vaters, und focht dann in den unglücklichen Schlachten bei Thapsus
(46) und Munda (45). Nach dem Tode Caesars erhielt er vom Senat
den Oberbefehl über die Flotte. Er zog die Proscribierten an sich,
setzte sich in Sicilien fest und zwang die Triumvirn zu dem Vertrag
von Misenum (39), worin ihm Sardinien, Sicilien und der Peloponnes
überlassen wurden. Nach dem Abgang des Antonius und Lepidus
brach sofort zwischen Octavian und S. Pompejus der Krieg aus.
Letzterer war anfangs siegreich, und nannte sich Sohn des Neptun;
aber der Seesieg des Agrippa bei Naulochos (36) machte seinem
Uebermut ein Ende. Er floh nach Asien und wurde bald darauf
von einem Legaten des Antonius in Milet ermordet, 40 Jahre alt
(35 v. Chr.). — Sextus war der Rolle, die ihm das Schicksal zuteilte,
nicht gewachsen. Gleich seinem Vater durch die Umstände empor-
getragen, aber ohne dessen Glück und Feldherrntalent, musste er
bald seinem klügeren und energischeren Gegner weichen. Persönlich
war er, wie auch sein Bruder, von fast wilder Tapferkeit, aber es
fehlte ihm an sittlichem Mut2.

Die einzige ikonographische Grundlage für Sextus ist die bereits
erwähnte seltene Goldmünze (Münztaf. II. 51. 52), auf deren Avers
in vortrefflichem Stil der Kopf desselben in der Umfassung eines
Eichenkranzes geprägt ist, wahrscheinlich aus dem Jahre 38, wo
Sextus auf Sicilien eine gebietende Machtstellung einnahm. Er hat
volles, schlichtes, gleichsam in Stufen abgeteiltes Haar und einen
fast die ganze Wange bedeckenden kurzen Bart. Die Kopfform ist
der seines Vater ähnlich. Die zurückliegende Stirn quillt über dem
Auge etwas vor, die Nase ist gerade, die Formen sind die eines
reifen zur Beleibtheit neigenden Mannes.

Nach dieser Münze hat Winckelmanns auch den wundervollen



1 Und danach auch bei Gronov Thes. ant. graec. III. aaa.

2 Vgl. über ihn Drumann G. R. IV. p. 560 ff.

3 Winckelm. W. VI. 1. p. 211, vgl. Tf. VIII. c.
Bemoulli, Ikonographie I. 15
 
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