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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0238

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226 Sextus Pompejus.

Karneol des Agathangelos, jetzt in Berlin (Cades V. 182), für ein
Bildnis des Sextus Pompejus erklärt, und Tölken (Verz. p. 459)' istihm
darin nachgefolgt. Allein abgesehen davon, dass die Gesichtszüge
und der Charakter des Haares nicht im mindesten dazu berechtigen,
und dass höchstens der dichte kurze Bart und die Fülle des Kinns
eine gewisse Aehnlichkeit aufweisen, ist bekanntlich ein Streit um
die Echtheit des Steines entbrannt, der bis jetzt noch nicht als ge-
schlichtet betrachtet werden kann 2.

Der ebenfalls von Einigen auf S. Pompejus gedeutete Aqua-
marin des Agathopus in Florenz (Cades V. 190) s zeigt eine da-
von ganz verschiedene Person und wiederum nicht die der Münze.

Sicher identische Gemmenköpfe giebt es überhaupt keine. Am
nächsten möchten ein Wiener Chalcedon (Nr. 754) und ein Pariser
Sardonyx (Chabouillet Nr. 184)* kommen.

Ein einzelner Münztypus ist immer eine prekäre Grundlage für
Bildnisbestimmungen. Denn erst durch Vergleichnng mit andern
sieht man, welches die bezeichnenden, stets wiederkehrenden Züge
sind. Wo eine solche Controle nicht möglich ist, kann selbst unan-
fechtbare Aehnlichkeit täuschen.

Die französischen Archäologen (Visconti, St. Victor, Clarac) haben
eine heroische Statue des Louvre (Descr. Nr. 150)5, die durch den
Panzertronk als Feldherr bezeichnet ist; wegen angeblicher Aehnlich-
keit mit der Münze Sextus Pompejus genannt. Dieselbe ist bei
Monte Porzio in der Nähe von Tusculum gefunden und trägt auf der
Rückseite die Künstlerinschrift: Ophelion, des Aristonidas Sohn6. An
dem Mangel eines Bartes brauchte man sich nicht zu stossen. Dagegen
sind die Gesichtszüge weder von überzeugender Aehnlichkeit, noch
überhaupt zuverlässig, weil schon im Altertum restauriert7. Die ver-
hältnismässig mageren Formen und der schlanke Hals machen auf
den unbefangenen Betrachter den Eindruck, dass es sich um eine
von der des Münztypus verschiedene Person handle. Man würde

1 Vgl. Sendschreiben an die k. Akad. zu Petersburg p. 75—88.

2 Vgl. Brunn Gesch. der griech. Künstler IL p. 539 ff. Sicher modern sind
wohl alle Wiederholungen des Steines, z. B. Cades V. Nr. 183; von einer be-
sonders schönen in Florenz (Cades IX. 16) ist Natter als Urheber bekannt.

3 Brunn a. a. 0. p. 470.

* Abg. Duruy Hist. d. Rom. III. p. 462.

8 Abg. Bouillon II; Clarac pl. 332. 2320, der Kopf pl. 1101.

6 0&EAUIN . . nziTÜMJA. Vgl. Brunn Künstlergesch. I. p. 465. Corp.
Inscr. Graec. Nr. 6177.

7 Visconti Mon. Gab. p. 22.
 
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