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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 1): Die Bildnisse berühmter Römer — Stuttgart, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.662#0282
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270 Nonius Baibus und seine Familie.

Es ist neben der mitgefundenen, die gewöhnlich auf den Vater bezogen
wird (s. unten), die einzige Consularstatue zu Pferde, welche erhalten
ist; in der Anlage von fast griechischer Einfachheit, das Pferd wie
bei der M. Aurelstatue mit parallel gesetzten Beinen, der Reiter ohne
Sattel, mit einem gegürteten Lederkoller oder Panzer über der Tunica,
in der Linken den Zügel, die Rechte zur Höhe des Kopfes erhoben.
Der Kopf wurde 1799 durch eine Kanonenkugel, die ihn im könig-
lichen Palaste zu Portici traf, zerstückelt, aber von Brunelli wieder
zusammengesetzt. Derselbe ist für einen Proconsul ziemlich jugend-
lich ; er hat eine rundliche Form, die Brauen etwas zusammengezogen.

Zu gleicher Zeit mit der kopflosen Togastatue waren im Theater
von Herculaneum die Statuen des gleichnamigen Vaters des Baibus,
sowie seiner Mutter Viciria Archas, und, wie man annimmt, seiner
vier Schwestern gefunden worden, die ersteren beiden mit den dazu
gehörigen Inschriften, alle jetzt im Neapler Museum: Der Vater,
in Haltung und Gewandung ganz mit dem Sohn übereinstimmend,
die Rechte an den Bausch der Toga gelegt (abg. Clarac 915 '). Die
Mutter mit übers Haupt gezogener Palla (abg. Clarac a. a. 0 2).
Die Bezeichnung der vier jugendlichen Frauenstatuen als Baibus-
töchter beruht nicht auf Inschriften, sondern nur auf der Gleich-
heit des Fundorts und der Arbeit, sowie auf einer gewissen Aehnlich-
keit der Gesichtszüge, wodurch sie jedenfalls unter sich als Schwestern
charakterisiert sinds; zwei davon mit dem bekannten Polyhymnia-
motiv, die Palla über die Schulter schlagend, eine mit emporge-
zogenem Mantelzipfel, und eine mit halb vorgestreckter Rechten.

Endlich wurde in der Basilica noch eine zweite, der andern voll-
kommen gleiche Reiterstatue gefunden, an der aber der Kopf fehlte.
Sie wurde ohne genügenden Grund als Baibus Vater ergänzt (abg.
Clarac. pl. 921)4.

Die im Theater gefundenen Statuen scheinen, obgleich wohl auch
die übrigen Familienglieder Verdienste aufzuweisen hatten, doch haupt-
sächlich nur dem Sohne zu Ehren gesetzt worden zu sein. Wenig-
stens ist der ältere Baibus in der Aufschrift mit dem blossen Titel
Vater bezeichnet: M. NONIO M. F. BALBO PATRI D. D. Dass
wir in ihm den Volkstribun des Jahres 32 zu erkennen hätten, ist

1 Sein Kopf Visconti Icon. rom. pl. XV. 3. 4; vgl. Gerhard Nr. f>4.

2 Der Kopf Visconti pl. XV. 5.

3 Vgl. Gerhard a. a. O. p. 17; Abbildungen Mus. borb. II. 40 — 43, Clarac
pl. 921 und 923.

4 Mus. borb. II. 39. Vgl. Gerhard Nr. 63; Finati Nr. 82.
 
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