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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0123
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HO Weibliche Bildnisse der augusteischen Zeit.

Weibliche Bildnisse der augusteischen Zeit.

Von Frauen aus der Zeit und Verwandtschaft des Augustus sind
abgesehen von Livia noch seine Schwester Octavia, seine Tochter
Julia und die Gemahlin seines Stiefsohnes Drusus, Antonia, auf
den Münzen vertreten, aber alle, wie wir sehen werden, ziemlich un-
genügend, so dass die Vergleichung mit den noch vorhandenen Denk-
mälern entweder gar kein, oder doch nur ein höchst unbestimmtes
Resultat liefert. Ueber diese Unbestimmtheit ist vielleicht auch mit
Hilfe der sonstigen Kriterien nicht hinwegzukommen. Dieselbe würde
aber wesentlich modificiert, wenn man sich begnügen wollte, bloss
diejenigen Monumentalbildnisse in Betracht zu ziehen, welche sicher
in die Zeit des Augustus gehören. Die Zahl der Möglichkeiten, die
sonst ins Unendliche geht, würde dann auf ein oder höchstens zwei
Dutzend reduciert und die Vergleichung auf einen leicht überseh-
baren Kreis von Fällen beschränkt. Da wir nun in der Haartracht
ein, wenn nicht vollkommen, doch nahezu untrügliches Kriterium be-
sitzen, mittelst dessen wir das Zeitalter der weiblichen Bildnisse er-
kennen können, so dürfte eine Uebersicht der hauptsächlichsten in
Frage kommenden Köpfe als eine passende Grundlage für die Ikono-
graphie der oben genannten Frauen erscheinen.

Dass jene eigentümliche und im Grunde ziemlich geschmacklose
Frisur mit den über der Stirn wulstartig vortretenden und dann
über den Kopf zurückgelegten Scheitelhaaren *, denen im Nacken ein
kleiner Zopf, seltener ein Knauf das Gegengewicht hält, die spezielle
Mode des augusteischen Zeitalters war, geht aus den Bildnissen der
Livia2 und aus den Münzen der Fulvia, Octavia, Julia zur Genüge
hervor. Wir treffen sie zuerst auf einigen numismatischen Denk-
mälern aus der Zeit des zweiten Triumvirats, auf der Fulviamünze8,
die ungefähr ins Jahr 41 v. Chr. fällt, und auf den Cistophoren des

1 Ovid Ars amat. HI. 139—140:

Exiguum summa liodum sibi fronte relinqui,
Ut pateant aures, ora rotunda volunt.

2 Bronzebüstchen im Louvre, Florentiner Gemme mit Tiberius und Livia,
kleinere Gemmen mit Augustus und Livia, Colonial münzen.

3 8. m. Köm. Ikon. I. Münztaf. IV. 98.
 
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