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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0139
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Julia, die Tochter des Augustus.

Julia, die Tochter des Augustus *).

Julia, die Tochter des Augustus aus seiner Ehe mit Scribonia,
war geboren 39 v. Chr.2. Sie wurde 25 v. Chr., wenig über 14 Jahre
alt, mit ihrem jungen Vetter Mareellus und nach dessen Tode (23)
mit dem 42jährigen Agrippa verheiratet, dem sie fünf Kinder gebar,
alle dem Vater ähnlich, die beiden ältesten Cajus und Lucius Caesar,
die späteren Adoptivsöhne des Augustus. Doch führte sie schon
damals ein ausschweifendes Leben. Als Agrippa nach zehnjähriger
Ehe starb, wurde ihr als dritter Gemahl Tiberius gegeben (11 v.
Chr.), obgleich er und sie die Verbindung nur mit Widerwillen ein-
giengen. Julia war putzsüchtig und kokett und passte nicht zu dem
ernsten Manne. Sie war ausserdem notorisch untreu, was Agrippa
aus Klugheit ignoriert hatte, während es den Stolz des Claudiers
empörte. Da noch Anderes hinzu kam, so verliess Tiberius Rom
(6 v. Chr.). Während seiner Abwesenheit in Rhodus wurden dem
Augustus die Augen über das sittenlose Leben seiner Tochter ge-
öffnet. Sie hatte mit Julius Antonius, dem Sohne des Triumvirs,
dem man hochverräterische Absichten Schuld gab, Buhlschaft ge-
trieben. In den Prozess desselben verwickelt, wurde sie nach der
Insel Pandataria verbannt (2 v. Chr.), eine Strafe, die später nur
dahin gemildert wurde, dass sie den öden Aufenthaltsort mit Rhe-
gium vertauschen durfte. Tiberius, kaum zur Herrschaft gelangt,
verurteilte sie zum Hungertode (14 n. Chr.).

Trotz dieser tragischen Wendung ihres Lebens und trotzdem,
dass Augustus testamentarisch verboten hatte, die Asche seiner
Tochter im Familiengrab aufzunehmen, ist es doch keineswegs un-
möglich, dass noch Bildnisse von ihr vorhanden sind. Bis zu ihrer
Verbannung, die erst in ihrem 38. Lebensjahre erfolgte, war sie
neben Livia die erste Frau am kaiserlichen Hofe, geliebt von ihrem
Vater, hochgefeiert von der Männerwelt wegen ihrer Schönheit und

1 Vgl. besonders Macrob. Sat. IL 5; Mongez Ieon. rem. IL p. 66; Hock Rom.
Gesch. I, 2. Abt, p. 41 fi'.; Schiller B8m. Kaiserzeit I. p. 183.

2 Dio XLYIIL 34.
 
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