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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0140
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Münzen und Gemmen. 127

ihres Witzes. Eine solche Stellung setzt notwendig öffentliche und
private Ehrenstatuen in Rom und in den Provinzen voraus. Die
öffentlichen mögen bei ihrem Sturze wieder entfernt worden sein,
obgleich man dabei schwerlich methodisch zu Werke gieng; denn
im Ganzen folgte ihr eher Mitleid als Hass. Von den Privatbildnissen
aber blieb jedenfalls ein Teil unversehrt.

Mit dem Kopf der Julia auf den Münzen ist es schlimm be-
stellt. Wir treffen ihn zweimal auf Denaren des C. Marius Tro-
mentina vom Jahre 17—13 v. Chr.; das eine Mal (abg. Taf. XXXII.
15)1 mit den Attributen der Diana, zwar deutlich als Porträt charak-
terisiert, aber in wenig sorgfältiger Ausführung; das andere Mal2
in so winzigem Massstab zwischen den Köpfen ihrer Söhne Cajus
und Lucius, dass er schon der Kleinheit wegen ikonographisch fast
unbrauchbar. Ausserdem in ganz flüchtigem Gepräge auf ein paar
griechischen Münzen, z. B. auf der Bronze des Charinos von Per-
gamon: Julia-Aphrodite als Gegenbild der Livia-Hera (abg. Mongez
Icon. pl. 20. 4)3. Man darf daraus im Allgemeinen auf die Haar-
tracht mit Stirnwulst und Zopf oder Nackenknauf schliessen. An
der Julia als Diana sind die Haare seitwärts um eine Binde ge-
wunden und bilden über der Stirn mehrere perlenartige Löckchen.

Von Gemmen bildnissen kommt in Betracht ein mit dem Namen
IVL1A bezeichneter Kopf, dessen Aufbewahrungsort mir unbekannt
(abg. Taf. XNVII. 10)4, mit Scheitelflechte und knospenförmigem
Nackenknauf, neben dem einige Locken herabfallen. Ob die Tochter
oder die Gemahlin des Augustus (Julia Augusta) gemeint sei, scheint
zweifelhaft; man denkt natürlich eher an die Tochter, um so mehr,
da in dem senkrechten Profil des Gesichtes keine Anklänge an Livia
zu erkennen sind. Uebrigens ist die Echtheit der Beischrift höchst
verdächtig.

Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist ferner auf sie zu beziehen
der weibliche Kopf auf dem zweiseitigen Agat des Cabinet des
medailles, Chabouillet Nr. 200 (abg. Lenormant Icon. pl. VI. 11),
vorausgesetzt, dass der Kopf auf der Vorderseite den Agrippa dar-
stellt5. Doch könnte auch eine von den früheren Gemahlinnen des

1 Cohen med. imp. I. p. 180. 1.

2 Cohen I. p. 186. 1. 2.

8 Lenormant Icon. VI. 12.

4 Lenormant Icon. pl. VI. 16; bei Cades V. 317; Lippert Dakt. 1. 2.
303.

5 S. m. Böm. Ikon. I. pl. 263 Kr. 3.
 
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