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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0143
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130 Julia, die Tochter des Augustus.

begegnen wir bei den auf Julia bezogenen Büsten, von denen denn
auch keine einzige mit der andern in der Person identisch. Doch
wird im Ganzen nicht so viel Missbrauch mit ihrem Namen ge-
trieben, wie mit dem der Livia. Am bestimmtesten haftet der Name
an einer Florentiner und an einer Berliner Büste.

Die Florentiner in den Uffizien Nr. 49 (Dütschke A. B. III.
Nr. 131)1 ist ein sonst nicht mehr vorkommendes Porträt mit glatt
gekämmtem, hinter den Ohren umgeschlagenem und dann in einen ab-
wärts gerichteten Wulst geknotetem Haar. Das Gesicht zeigt volle,
doch jugendliche Formen, schmale nach aussen abwärts gezogene
Augen, eine gerade Nase und ein senkrechtes Profil. Nach Dütschke
von interessanter Aehnlichkeit mit Augustus, was eine durchaus sub-
jective Behauptung, obgleich schliesslich der Name darauf beruhen
wird. Ich gestehe mit dem besten Willen keine solche Aehnlichkeit
haben entdecken zu können. Abgesehen von den Ohrrändern ist der
Kopf vollkommen erhalten, auf ungebrochenem Bruststück, an dem
nur die linke Schulter fehlt; das Ganze in eine grössere moderne
Büste von buntem Marmor eingelassen. Allein der Charakter der
Arbeit, die Behandlung des Haares, die Unterhöhlung der den Chiton
tragenden Schulterschnur, welche teilweise frei vom Gewände ab-
springt, sowie die auffallend gute Erhaltung machen den Kopf über-
haupt verdächtig.

Relativ noch eher zu dem Namen berechtigt scheint mir die
Berliner Büste Nr. 433 (abg. p. 114, Fig. 15), die jüngere der zwei
Polignac'schen sog. Julien, von denen wir die ältere bei Anlass der Livia
besprochen haben (oben p. 104). Ihre Haare sind über der Stirn in
einen künstlichen, fruchtbüschelartigen Knoten geschlungen, von
welchem eine glatte Flechte rückwärts über den Scheitel (auf der Ab-
bildung nicht sichtbar) und je ein gedrehter Strang seitwärts nach
hinten in den breiten zopfartigen Knauf läuft. An den Schläfen sind
sie aufwärts gekämmt, so dass die Ohren frei bleiben. Dieser Kopf
ist nicht nur im Allgemeinen ein mutmassliches, ja man kann sagen
ein offenkundiges Denkmal der augusteischen Zeit, sondern er er-
innert in der Frisur unmittelbar an die Julia-Diana der Mariusmünze
(Taf. XXXII. 15), und in der Künstlichkeit derselben an die Putz-
sucht und Eitelkeit der Kaisertochter. Ob man freilich in den Stirn-
löckchen der Mariusmünze eine bestimmte Absicht erkennen und ihnen
typische Bedeutung geben darf, steht sehr dahin. — Ein ähnlicher
(identischer?) Kopf im Museo Chiaramonti Nr. 424. A. (s. oben
pag. 111, Nr. 4).

1 Phot. Brogi 11276; Cfypsabguss in d. Ec. d. beaux arts zu Paris.
 
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