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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0179
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Unbekannte (laudier.

Massstab und Material endlich der Tiberiusbildnisse sind
so sehr die überall gewöhnliehen, dass in dieser Beziehung nichts
irgendwie Charakteristisches zu Tage tritt. — Eigentlich colossal
sind nur der Vejenter Kopf im Mus. Chiaramonti (Nr. 5) und
der sitzende Torso des Lateran (Nr. 8); und auch diese reichen
bei weitem nicht an die Grösse mancher Augustusdarstellungen hinan.
Wohl aber sind viele überlebensgross und oft nahe ans Colossale
anstreifend. So die Büste von Pozzuoli in Neapel (Nr. 24), der
Rondinini'sche Kopf (Nr. 19), die Pariser Togastatue (Nr. 35)
und die sitzenden Statuen im Mus. Chiaramonti (Nr. 6. und 7)
und in Madrid (Nr. 43). — Unterlebensgross bloss die zwei (ob
beide?) nicht ganz sicheren mit der Chlamys bekleideten Statuetten
im Mus. Torlonia (Nr. 10) und in Neapel (Nr. 21) und der wahr-
scheinlich unbedeutende Kopf im Stud. Jerichau zu Rom (Nr. 18).

Diese alle, wie auch die übrigen, von Marmor. Von Bronze
nur der zu Mahon gefundene Kopf im Cabinet des medailles
Nr. 40) und der ziemlich geringe in Neapel (Nr. 26).

Unbekannte oder noch nicht sicher bestimmte

Claudier.

Die Vergleichung der Bildnisse der patricischen Claudier, welche
nach Augustus eine geraume Zeit den Kaiserthron inne hatten (Ti-
berius, Gajus, Claudius), hat längst zu der Beobachtung geführt,
dass bei ihnen, wie etwa bei den Habsburgern oder bei den Bourbonen,
ein gemeinsamer, ziemlich stark prononcierter Geschlechtscharak-
te r zu Tage tritt. Derselbe documentiert sich der Hauptsache nach —
denn erschöpfend lässt er sich mit Worten nicht charakterisieren —
durch eine breite Stirn, einen flachen Schädelbau, abstehende Ohren
und einen tief in den Nacken gehenden Haarwuchs. Letzteres wird
schon von Sueton1 als gentile bezeichnet. Häufig, und grade bei
Köpfen, die dann besonders prägnant das claudische Gepräge haben,
kommt jene eigentümliche Formation des Mundes hinzu, die wir von
Tiberius her kennen, und die teils in dem Zurücktreten der Unter-

1 Suet. Tib. 68.
 
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