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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0315
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302

Gajus Caesar (Caligula).

mahlin Caesonia und seinem erst kurz geborenen Töchterchen ermordet
(41 n. Chr.), noch nicht 29 Jahre alt.

Sein Aeusseres beschreibt Sueton folgendermassen: „Caligula
war von hoch aufgeschossenem Wuchs, von blasser Gesichtsfarbe,
von übermässig grossem Leib, im Gegensatz zu dem schlanken Hals
und den schmächtigen Schenkeln. Er hatte hohle Augen und ein-
gesunkene Schläfen, eine breite und finstere Stirn, dünnes Haar, das
auf dem Scheitel ganz ausgefallen, während er an den übrigen
Teilen des Körpers behaart war *. Daher galt es für ein Verbrechen
und für lebensgefährlich, von oben auf ihn herabzublicken, wenn er
vorbei gieng, oder überhaupt aus irgend einem Grunde das Wort
Ziege auszusprechen. Er pflegte aber das Wilde und Widerwärtige,
das schon von Natur in seinen Gesichtszügen lag, noch absichtlich
zu übertreiben, indem er ihnen vor dem Spiegel den Charakter des
Schreckhaften und Furchtbaren gab." Im Anschluss hieran wird
von seinen Schwindelanfällen, seinen Schlaflosigkeiten, seiner ner-
vösen Furcht vor Gewittern und Aehnlichem gesprochen, endlich von
seiner unmännlichen und der Sitte Hohn sprechenden Bekleidung.

Man wäre beinahe versucht, diese Schilderung für carikiert zu
nehmen, wenn nicht die meisten Züge, zum Teil mit noch drastische-
ren Worten, schon von Seneca, dem unmittelbaren Zeitgenossen des
Kaisers, überliefert würden. Auch er sagt, die Erscheinung des G.
Caesar sei ein äusserst dankbarer Stoff für Spöttereien gewesen. „So
abstossend und auf so unsinnige Ausschweifungen hindeutend war die
Blässe seines Angesichts, so grimmig der Ausdruck seiner tief unter
greisenhafter Stirn verborgenen Augen, so gross die Hässlichkeit
seines kahlen oder nur notdürftig mit Haaren überstreuten Hauptes.
Dazu dann der mit Borsten besetzte Nacken, die dünnen Schenkel
und die colossalen Füsse" 2. Von den starrenden Augen des Cali-
gula spricht ausserdem Plinius3. Und Seneca an einer andern Stelle
sagt, dass er die Leute mit seinem Blick sogar zu foltern wusste *. —
Auf den Münzen erscheint er, wie alle früheren Kaiser, unbärtig;

1 Sueton Calig. 50: Statuta fuit eminenti, colore expallido, corpore enormi,
graeilitate maxima cenicis et crurum, oculis et temporibus concavis, fronte lata et
torva, capülo mro ac circa terticem nullo, hirsutns cetera.

2 Seneca De const. sap. 18: Tanta Uli palloris insaniam testantis foeditas
erat, tanta oculorum sub fronte anili latentium torvitas, tanta capitis destitati et
emendicatis capillis aspersi deformitas. Adjice obsessam setis cervicem et exilitatem
crurum et enormitatem pedum.

3 Plinius H. BT. XI. 144: Cajo prineipi rigentea (oculi).

4 Seneca De ira III. 19: Torserat per omnia, quae^ in rermu natura tri-
stimima sunt, fidiculis, tabtilaribiis, eculeo, igne, rultn suo.
 
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