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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0341
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328 Claudius.

sehen, mit schönem weissem Haar und fleischigem Nacken. Doch
beim Gehen Hessen ihn seine schwachen Kniee zuweilen im Stich, und
Manches entstellte ihn beim Reden, gleichviel, ob er heiter oder ernst-
haft sein wollte. Sein Lachen war gradezu unanständig; noch häss-
licher sein Zorn, indem er dann mit aufgesperrtem Munde schäumte
und seine Nasenlöcher troffen. Hiezu kam noch das Stottern seiner
Zunge und eine beständige, auch die unbedeutendsten Handlungen
begleitende zitternde Bewegung des Hauptes 1." — Auch Juvenal, wo
er von der Vergiftung des Claudius spricht, weiss ihn nicht besser
zu charakterisieren als durch das zitternde Haupt und die von langem
Speichel triefenden Lippen2. Und Seneca im Ludns\äe morte Clau-
dii lässt ihn in scherzhaft spöttischer Weise folgendermassen durch
einen Diener bei Jupiter anmelden: „Es sei ein Mann draussen von
guter Statur und weissen Haaren (bonae staturae, bene canum). Er
(der Diener) wisse nicht, was derselbe vorhabe; denn er bewege in
einem fort den Kopf und schleppe den rechten Fuss nach (assiclue
Caput movere, peclem dextrum trahere). Er habe ihn gefragt, von
welcher Nation er sei. Darauf habe er ängstlich und verwirrt etwas
geantwortet, aber er verstehe seine Sprache nicht; es sei weder
griechisch noch römisch, noch die Sprache irgend eines bekannten
Volkes." — Fügen wir, als sein Aeusseres betreffend, noch die kurze
und etwas undeutlich ausgedrückte Notiz des Plinius hinzu, dass seine
Augen bei sonst fleischfarbigem Glänze von Zeit zu Zeit an den
"Winkeln mit Blut unterlaufen waren3.

Diese Züge, von denen einige mit den Merkmalen des Blödsinns
nahe verwandt sind, erklären hinlänglich den halb lächerlichen, halb
jämmerlichen Eindruck, den Claudius auf seine nähere Umgebung
machen musste, und lassen die Verachtung, mit der er bis zu seiner
Thronbesteigung von seiner eigenen Familie behandelt wurde, wenn
auch nicht gerechtfertigt, doch natürlich erscheinen. Denn vollkom-
men verdiente er die Verachtung allerdings nicht. Er war nur schein-

1 Suet. Claud. 30: Auctoritas dignitasque formae non deficit vel stanti vel
sedenti ac praecipue quiescenti; nam et prolixo nee exili empöre erat, et specie
canitiecpie pulcra, opimis cervieibus. Ceterum et ingredientem destituebant poplites
minus ftrmi, et remisse quid vel serio ageutem multa dehonestabemt: risus inäecens,
ira turpior spumante rictu, imientibus naribus, praeterea linguae titubantia, caput-
que cum semper, tum in quantuloeunque actu vel maxime tremiäum.
* Juven. Sat. VI. 620: Minus ergo noeens erit Agrippimae

Boletus: siquidem unius praecordia pressit
Ille senis, tremulumque Caput descendere jussit
In coelum, et longa manantia labra saliva.
3 Plinius H. N. XI. 144: Claudio Caesari ab angidis candore carnoso san-
yuineis tenis subinde suffusi (beulij.
 
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