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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0369
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356 Messali]

Messalina.

Valeria Messalina, die dritte Gemahlin des Kaisers Claudius, war
die Tochter des Valerius Messala Barbatus und der Domitia Lepida,
einer Schwester jenes Domitius, der die jüngere Agrippina geheiratet.
Sie gehörte also den vornehmsten Kreisen von Rom an; mütterlicher-
seits war sie eine Urenkelin des Marc Anton und der Octavia. Die
Jahre ihrer Geburt und ihrer Vermählung mit Claudius sind nicht
bekannt. Letztere scheint gleich nach der Thronbesteigung desselben
(Ende Januar 41 n. Chr.) stattgefunden zu haben. Denn am 12. Februar
42 gebar sie ihm den Britannicus und noch in demselben Jahre die
Octavia. Von da an war ihr Leben dem Laster und der Befriedigung
der niedrigsten Leidenschaften gewidmet. Messalina verband mit
Geist und Schönheit so rasende Wollust und so unerhörte Scham-
losigkeit, dass sie sich von einer gemeinen Buhldirne nur durch ihre
hohe Stellung unterschied l. Manche glauben daher, dass sie an der
Nymphomanie litt. Ihr Sturz erfolgte im Jahre 48, als sie ein
Verhältnis mit dem schönen Silius anknüpfte, bei dem es auf die Be-
seitigung ihres kaiserlichen Gemahls abgesehen war. Die einfluss-
reichen Freigelassenen wollten das Regiment des Claudius nicht mit
dem des Silius vertauschen und setzten fast gegen den Willen des Kai-
sers das Todesurteil des bisher allmächtigen Weibes durch. — Schon
aus der Rolle, die sie gespielt, und aus der römischen Gewohnheit, die
Mädchen früh zu verehelichen, müsste man schliessen, dass Messalina
als Kaiserin noch die ganze Blüte ihrer Jugendschönheit einzusetzen
hatte, was bei Agrippina bekanntlich nicht mehr der Fall war. Es
geht dies aber mit Sicherheit auch daraus hervor, dass ihre Mutter
Domitia Lepida als ungefähr gleichaltrig mit Agrippina bezeichnet
wird2; und die letztere war beim Sturz der Messalina erst 32 Jahre
alt. Dagegen fehlte ihr total der Zug der Grösse, den wir an Agrip-
pina noch bewundern; sie gieng unter Thränen und Klagen ihrem
selbstheraufbeschworenen Tode entgegen 3.

Auf Befehl des Senats wurden die öffentlichen und die Privat-

1 Meretrix Augwta, wie sie Juvenal nennt (Sat. VI. 118), aus welcher
Stelle wir auch erfahren, dass sie schwarze Haare hatte.

2 Tac. Annal. XU «4.

3 Tac. Annal. XI. 37: Animo per libidines comipto nihil honestum inerat.
 
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