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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0377
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364 Britannicus.

Dergleichen Taufen sind in kurz gefassten Katalogen, die sich
nicht speciell an das gelehrte Publicum richten oder die sich zuge-
standenermassen an die Tradition halten, bis zu einem gewissen Grad
verzeihlich. In wissenschaftlich angelegten Beschreibungen aber, wie
die Dütschke'sche der Uffizien, sollten sie entweder motiviert, oder
wenn man sie der Bequemlichkeit halber beibehalten will, mit einem
„angeblich" versehen werden. Es ist daher Unrecht, dass die Büste
Nr. 63 zu Florenz (abg. oben p. 188) bei Dütschke (Nr. 125) kurz-
weg Messalina genannt wird, als ob sich der Name von selbst ver-
stände. Sie ist es grade so gut oder so wenig wie die drei vorigen,
und wenn eine von ihnen es ist, so sind es die anderen sicher nicht;
denn alle stellen verschiedene Personen dar.

Diesen ganz in der Luft schwebenden Hypothesen und Traditionen
gegenüber käme mit relativ grösserer Wahrscheinlichkeit, oder, da
von einer solchen kaum gesprochen werden kann, mit relativ grösserer
Berechtigung der von Brunn auf Messalina bezogene Münchener
Kopf mit der Stirnkrone (abg. p. 193) in Betracht, für den Fall, dass
er nicht die jüngere Agrippina darstellt. Die Stirnkrone ist in
römischer Zeit die specifische Auszeichnung für Kaiserinnen, und
Messalina trägt dieselbe wirklich auf ein paar (allerdings griechischen)
Münzen H Auch mit dem Gemmentypus würde sich der Kopf leidlich
vertragen; in den gewellten Stirnscheiteln und Wangenbüscheln, sowie
in der zum Schmuck verwandten Perlenschnur liegen sogar ent-
schiedene Berührungspunkte vor. Wir haben indes gesehen 2, dass
zugleich eine nahe Verwandtschaft zwischen dem Münchener Kopf
und dem der Agrippinastatue im Lateran besteht; und wenn diese
Verwandtschaft auf Gleichheit der dargestellten Person beruhen sollte,
so müsste wohl von Messalina abstrahiert werden. Die Stirnkrone
passt natürlich gleich gut zur einen wie zur anderen.

Britannicus.

Britannicus, der Sohn des Claudius und der Messalina, ist haupt-
sächlich nur bekannt durch das tragische Ende, das ihm sein Stief-

1 Vgl. die bei Leiiormant Iconogr. XIV. 4.

2 Vgl. oben p. ISN».
 
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