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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0397
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Die Kaiserin Agrippina.

sin Grund mehr vorhanden, in dem Motiv ein Präjudiz für Agrippina
zu sehen1.

Die in Villa Albani (p. 184, Nr. 12) ist neben der Neapler
die einzige, welche sich durch die Haartracht als Claudierin docu-
mentiert2. Ihr Kopf ist meiner Erinnerung nach bestimmt von dem
der lateranischen verschieden, wie er auch von Benndorf und Schöne
in keine nähere Verbindung mit ihr gebracht wird. Er steht über-
haupt vereinzelt da: wahrscheinlich ein der Statue aufgesetztes Pri-
vatporträt.

Von den beiden Florentiner Statuen hat die eine, Nr. 36
(Dütschke Ant. Bildw. III. Nr. 136)8, einen aufgesetzten Kopf des
zweiten Jahrhunderts, der mit seinem gebrochenen Profil, seinen eckig
ansetzenden Brauen und seinem ziemlich hohen Untergesicht wie eine
freie Replik der capitolinischen aussieht. Die andere, dem Torso
nach bessere Nr. 35 (Dütschke Nr. 60)4, mit Stirnkrone, hat einen
modernen Kopf. — Ebendasselbe gilt von der sog. Olympias im
Museo Torlonia (abg. Mon. d. Inst. XI. 11), und, wie ich anzu-
nehmen geneigt bin, auch von der sog. Livia ebenda (abg. ibid.
Taf. 12).

Die sitzende angebliche Agrippina mit dem Neroknaben in der
ob. Gall. des capit. Museums Nr. 19 (abg. Clar. pl. 940 A) gehört
nicht mehr zu dieser Serie von Statuen. Sie hat einen aufgesetzten
musenartigen Idealkopf und ist ohne Zweifel nur des Knaben wegen
so genannt (vgl. Nero).

Geschnittene Steine. — Ebenso unglücklich wie in der Bestim-
mung der statuarischen Agrippinadenkmäler ist Visconti bei den Gem-
men gewesen. Statt eines von den vielen entschieden claudischen und
leicht mit den Münzen zu vereinigenden Bildnissen hebt er den da-
mals dem Baron Gavotti gehörigen Cameo hervor (abg. Op. varie
Taf. X. 1. 2)5: Ein weiblicher Kopf nach rechts mit rings herab-

1 Vgl. darüber Heibig Untersuchungen über die campanische Wandmalerei
p. 32; v. Duhn Due statue cli äonne sedenti in den Annal. des Inst. 1879 p. 17ß ff.,
dessen Deutungen der torionischen Statuen ich freilich nicht beipflichten kann.

2 Im Katalog von Morcelli-Fea-Visconti heisst sie Agrippina seniore; v.
Duhn (in den Annal. a. a. 0. p. 177) fasst sie als dieselbe Person wie die Xeapler
{Agrippina min.), was unrichtig, obgleich die in lauter kleine Löckchen geordneten
Vorderhaare allerdings mehr an sie und an die Münzen der jüngeren Agrippina
(Silbermedaillon mit Kevers des Claudiuskopfes) als an die der älteren erinnern.

3 Abg. Gori Mus. Flor. HI. 89; Clar. pl. 930.
* Abg. Gori a. a. O. 88; Clar. pl. 955.

5 Guattani Mon. ined. per 1785, marzo tav. I. p. 19; Cades V. Xr. 348.
 
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