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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0428
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Octavia.

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wiss hat die Teilnahme an ihrem unverdienten Schicksal auch nach
ihrem Tode einige derselben vor dem Untei'gang bewahrt.

Ihr Bildnis kommt verschiedentlich auf Münzen vor, aber bloss
auf solchen, die ausserhalb Italiens geschlagen sind. Das Gepräge
derselben ist schlecht und der Typus nicht übereinstimmend gegeben.
Auf den korinthischen Bronzemünzen (Taf. XXXV. 17) \ zeigt sie die
Haartracht eines gewissen Liviatypus (vgl. die Münztafel XXXII. 10.
12). Auf denen von Sinope (Taf. XXXV. 18) und von Theos2 nähert
sie sieh in dieser Beziehung mehr den Agrippinaköpfen (gekräuselte
Stirnhaare, Zopf, Seitenlocken). Und wiederum anders auf andern8.

Nach diesen unzuverlässigen und keinen festen Anhaltspunkt
bietenden Typen können unmöglich Marmorbildnisse bestimmt werden.
Die der Octavia müssen sich ihrer Mehrzahl nach durch grosse
Jugendlichkeit ausgezeichnet haben. Denn als sie Kaiserin wurde
(54), war sie erst zwölf Jahre alt, und der mit dieser Stellung ver-
bundene Einfluss und Glanz wurde ibr nur zu bald durch andere
Weiber streitig gemacht. Aber einzelne Statuen können ihr freilich
noch später gesetzt worden sein, und so ist nicht einmal besondere
Jugendlichkeit eine vollkommen sichere Voraussetzung.

In den Catalogen begegnet man selten ihrem Namen. Bekannt
ist mir bloss eine Büste in Wilton House (Michaelis Anc. marb.
p. 691, Nr. 103) mit Haartracht der jüngeren Agrippina. Der Grad
ihres Alters ist mir nicht mehr erinnerlich.

2. Poppaea.

Poppaea, die Tochter des Titus Ollius, nach ihrem berühmteren
Grossvater Poppaea Sabina genannt, war zuerst die Gemahlin des
römischen Ritters Crispinus, dann des M. Salvius Otho (späteren
Kaisers), und als solche die Geliebte des Nero, der damals mit Octavia,
der Tochter des Claudius, verheiratet war. Nachdem die Beschützerin
dieser Ehe, Agrippina, durch Mord, und Octavia selber durch
Scheidung, der die Hinrichtung auf dem Fusse folgte, aus dem Wege
geräumt waren, erreichte Poppaea im Jahre 62 das Ziel ihres Ehr-
geizes und ward Kaiserin. Sie gebar ihrem Gemahl „zu seiner

1 Vgl. Mongez Icon. rom. pl. 30. 7; Cohen I. p 312. 1 fl'.

2 Lenormant Icon. pl. XIV. 4. 5.; Mionnet Suppl. VE. p. 383. ]STr. 1933;
San demente Num. select. p. 34. pl. XTTT. Nr. 14.

3 Z. B. mit Stirnkrone bei Clarac pl. 1056.
 
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