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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0431
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418

Die Gemahlinnen des Nero.

Fast überflüssig ist es, den Einfall abzuweisen, dass die Büste
der sog. Vestalin zu Neapel (Gerb.. Neapels aDt. Bildw. Nr. 378)
wegen der angeblich koketten Verhüllung (velata parte oris) auf
Poppaea bezogen werden dürfte. Dieselbe hat, ohne deshalb eine
Vestalin darzustellen, einen so durch und durch edlen und züchtigen
Ausdruck, dass die Verhüllung nur eben als das ihr entsprechende
Bekleidungsmotiv erscheint.

Um nichts besser endlich sind die Namen zweier Statuen moti-
viert, die man aus äusseren Gründen für Poppaea erklären wollte,
nämlich die zu einer Hygieia restaurierte römische Dame in der
Statuengallerie des Vaticans (als Domitia abg. Pio Clem. III. 5)1, die
beim sogenannten Grabmal des Nero an der Via Cassia gefunden sein soll;
und eine zweite Statue mit verstümmeltem Gesicht in Constantinopel,
die zu Aptera auf Kreta zusammen mit einer KkavSCa &tri (Tochter
der Poppaea?), wenn anders die Inschrift auf der Plinthe richtig ge-
lesen wird, ans Licht gekommen ist2. Die sog. sepoUura di Nerone
ist eine ganz apokryphe Bezeichnung. Wenn man aber auch wüsste,
wo Nero begraben, so wäre eine in der Nähe (non lungi) gefundene
Statue, welche zufällig die Haartracht des claudischen Zeitalters auf-
weist, immer noch eine sehr zweifelhafte Poppaea3. — Und was das
andere Denkmal betrifft, so liegt es allerdings nahe, in der KlavSia
&er/ die unter die Götter versetzte, diesen Namen führende Tochter
der Poppaea zu vermuten. Dieselbe starb aber, wie wir wissen, als
dreimonatliches Kind. Es ist daher nicht wohl möglich, dass die be-
treffende (Mädchen- oder Frauen-) Statue diese Claudia darstellt.
Folglich fällt auch der Grund hinweg, die mitgefundene andere Statue
auf Poppaea und ihre Verstümmelung auf die Vorkommnisse heim
Tode Nero's zu beziehen. Hier wie bei der vaticanischen ist übrigens
der Kopf aufgesetzt, und vielleicht erst nachträglich an den Torso
gefügt, auf welchen sich die Fundnotiz oder die Inschrift bezieht.

3. Statilia Messalina.

Gleich nach dem Tode der Poppaea (65) vermählte sich Nero
in dritter Ehe mit Statilia Messalina, einer seiner bisherigen Maitressen,

1 Vgl. oben p. 188, Nr. 9. Im Katalog von 1861 (Nr. 408) lieisst sie noch
Poppaea.

2 Gaz. arch. III. p. 38.

3 "Vgl. oben p. 378, wo dem Fundort irrtümlich noeh einige Bedeutung
beigemessen wird.
 
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