Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
30 Domitilla und Vespasia.

liegende Locken gelegt; im Nacken ein Zopf. — Aehnlich die sogen.
Messalina im Mus. Torlonia Nr. 442, die an der Yia Nomentana
gefunden sein soll. — Und dieselbe Person könnte auf einem Ame-
thyst bei Cades V. 422 (abg. Lenormant Iconogr. pl. 24. 9) gemeint
sein, welche Lenormant ohne Grund für Domitia erklärt.

In Rom wird unter Anderm eine cliiaramontische Büste Nr. 157, in
Paris eine G'ampana'sche des Lonvre (abg. D'Escamps pl. 79) ' für Domitilla
ausgegeben, letztere, weil angeblich zu Pozzuoli mit einem Domitian (mit
welchem ?) zusammen gefunden. Es sind aber unbekannte Bildnisse, von denen
es nicht einmal sicher, dass sie aus dieser Zeit stammen. Ihre eigentümlichen
Frisuren sind im Grunde weder claudisch noch flavisch.

"Wenn ausserdem die früher so genannte Plutia Vera von Gabii im Louvr'e
(Descr. Nr. 685) •, jetzt den Namen Domitilla führt, so soll damit wohl ihre
gleichnamige Tochter bezeichnet sein; denn für die Gemahlin des Vespasian
erscheint die Büste zu jugendlieh. Aber wer wird unter unsern Resten noch
ein Bildnis der i'rühverstorbenen Tochter suchen?3

Als Kaiser war Vespasian nicht mehr verheiratet; doch scheint
seine Geliebte OAENIS so ziemlich die Macht einer Kaiserin aus-
geübt zu haben 4. Für nachweislich aus vespasianischer Zeit stam-
mende Büsten müsste sie daher fast noch vor Domitilla in Frage
kommen.

Ueber VESPASIA POLLA, die Mutter des Vespasian, erfahren
wir aus Sueton, dass sie einer angesehenen Familie aus Nursia an-
gehörte, dass ihr Vater dreimal Kriegstribun und Lagerpräfect, ihr
Bruder Senator von prätorischer Würde war. Für den Glanz und
das Alter der Familie zeugten mehrere Denkmäler an der Strasse
zwischen Nursia und Spoletium5. Man hat sogar Münzen mit dem
Namen der Vespasia gefunden haben wollen: doch sind dieselben
längst als unecht nachgewiesen6.

Wegen physiognomischer Verwandtschaft mit Vespasian wird
der Kopf einer alten Frau von Pozzuoli im brit. Museum (Rom.

1 Duruy Gesch. der röm. Kaiserz. II. p. 190.

2 Abg. Mon. Gab. 33; Bouillon II.

3 Ueber ein ganz zweifelhaftes Stockholmer Relief mit zwei Büsten
en face, Vespasian und Domitilla genannt, s. bei Tespasian (oben p. 26. Nr. 49).

4 Post nxoris excessum Caenidem Antoniae libertam et a manu, dilectatn
qiiondam sibi, revocavit in contabernium, habuitqae ettam imperator paene justae
nxoris loco. Suet. Vesp. 3, vgl. 21- — Dio 66. 14.

5 Suet. Vesp. 1.

8 Vgl. Eckhel D. N. VI. p. 394 f.
 
Annotationen