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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0087

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Der capitolinische Greta Nr. 54 vielmehr Caracalla.

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umlaufendem Wangenbart, beide kurz abgeschnitten oder noch nicht
stärker gewachsen. Der Hauptgrund, ihn für Geta zu nehmen,
liegt hier in den frappanten Anzeichen brüderlicher Verwandtschaft
mit Caracalla. Denn dass er die gleiche Person darstelle wie die
gabinische Büste und ihre Repliken, nur in etwas reiferem Alter,
ist durchaus nicht wahrscheinlich. Auch bieten die Münzen mit den
bärtigen Getaköpfen (Münztaf. II. 6) der Bezeichnung keine nennens-
werte Stütze. Allein jene auf Blutsverwandtschaft mit Caracalla
deutende Aehnlichkeit ist so gross, dass es im Grunde näher liegt,
die Köpfe, wie es in dem betreffenden Abschnitt geschehen ist, für
Caracalla selber zu nehmen, für Darstellungen des erst am Anfang
seines Tyrannentums stehenden, wenn auch schon mit dem Bruder-
mord belasteten, doch noch nicht in die Periode des continuierlichen
Ingrimms getretenen Caracalla, daher noch ohne den Ausdruck der
ihm sonst eigenen Wildheit. Es scheint dies auch besser als die
Getabezeichnung mit dem Lebensalter der Köpfe zu stimmen, welche
denn doch nur mit Mühe dem Rahmen von 22 Jahren anbequemt
werden können.

Andere auf Geta bezogene Köpfe mit jugendlichem Bart be-
finden sich in Florenz (Dütschke III. 179 und 180), Venedig
(Dütschke V. 140 und 331; abg. Zanetti I. 40 und 38), Mantua
(Dütschke IV. 755)x, Castle Howard (ob Michaelis p. 329. 40?),
München (Cat. Kr. 201), Dresden (abg. Becker Augusteum
Taf. 141), Wien (Kr. 159: abg. v. Sacken Taf. 25. 2). — Davon
könnte wegen Aehnlichkeit mit dem gabinischen am ehesten die
Togabüste in Castle Howard richtig benannt sein; doch ist sie
hoch aufgestellt und in Bezug auf Echtheit nicht sicher zu be-
urteilen. — Die zwei in Florenz und die zwei in Venedig mögen
junge Männer aus dem Ende des 2. oder dem Anfang des 3. Jahr-
hunderts darstellen, werden aber durch nichts speciell als Geta
empfohlen, weder durch die Münzen noch durch Aehnlichkeit mit
Caracalla oder mit der gabinischen Getabüste. — Die in Mantua,
in München, in Wien sind zu alt für Geta, die mantuanische
auch wohl aus späterer Zeit.

Auf Knabenköpfe wollen wir uns lieber nicht einlassen, da
es keinen Wert hat, unbestimmte Vermutungen aufzustellen, deren 1

1 Nach Dütschke abgebildet bei Labus II. 28. 4, was nicht der Fall. Auch
bei dem modernen sogenannten Geta (Dütschke IV. 783) ist das Citat der Ab-
bildung unrichtig; sollte heissen: Labus III. 23. 2.
 
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