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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0158

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Philippus sen. Otacilia.

Da nun bei der Berliner am meisten Momente zusammen
kommen, welche auf einen Kaiser und auf Philippus weisen, und
in ihrer Gesammtheit auch wohl genügende — die Grösse des
Massstabs, der bedeutende Ausdruck, verbunden mit einem gewissen
barbarischen Charakter (Arabs), die Aehnlichkeit mit dem Durch-
schnittstypus der Münzen, der Stil der Mitte des 3. Jahrhunderts —.
so müssen wir uns in erster Linie für diese entscheiden und die
damit incompatible Pariser, die von alle dem höchstens den Stil
gemein hat, preisgehen. In zweiter kommt aber auch noch die des
Braccio nuovo in Betracht, von der wir freilich auf Grund der
Formen und der Gesichtszüge nicht mit Sicherheit behaupten können,
dass sie in der Person mit jener identisch. Wir können dies nur
unter der Voraussetzung, dass die erwähnte Stirnfurche bei der
Berliner richtig als Karbe gefasst wird und als solche bei der des
Braccio nuovo wiederkehrt. Denn dass zwei für Philippus präjudi-
cierte Köpfe zufällig die gleiche Stirnnarbe trügen und doch nicht
dieselbe Person darstellten, ist kaum denkbar. Wenn es aber mit
der Narbe seine Richtigkeit hat, und beide Bildnisse also eine und
dieselbe Person, so gewinnt auch die Annahme eines Kaisers, und,
da kein anderer passt, die des Philippus, einen neuen und letzten
Empfehlungsgrund.

Otacilia.

Marcia Otacilia Severa, die Gemahlin des älteren Philippus, ist uns
nur durch Inschriften und Münzen bekannt. Sie war schon längere
Zeit verheiratet, als ihr Gemahl Kaiser wurde (244); denn ihr Sohn,
der jüngere Philippus, war damals bereits siebenjährig. Sonst lässt
sich über ihr Alter nichts Genaueres sagen, um so weniger, da auch
das ihres Gemahls nicht feststeht. Doch wird sie als Kaiserin keine
ganz junge Frau mehr gewesen sein.

Die Münzen mit ihrem Bildnis, namentlich die Bronzen, sind
noch von gutem Gepräge und geben ein ziemlich übereinstimmen-
des Bild von ihr. Sie hat wieder das künstlich gewellte, in einer
Schlangenlinie die Stirn begrenzende und mit einem kleinen Diadem
geschmückte Haar, das hinten bandartig, hier gewöhnlich nur Ins
zum Wirbel, aufwärts gelegt ist. Doch unterscheidet sie sich von
Tranquillina durch die eckige, oblonge Kopfform, welche einerseits
auf dem senkrechten Profil, andrerseits auf der Linie des fast recht-
winklig aufwärts gelegten Nackenhaars beruht. Sie hat eine ge-
 
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