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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0192

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178

Victorinus.

taf. VI. 2), das uns seinen Kopf in ähnlicher Grösse und Deutlichkeit
vergegenwärtigt, wie wir es bei den Medaillons des Postumus ge-
troffen. Die damit übereinstimmenden Gold- und Billonmiinzen
(Münztaf. VI. 3) bezeugen seine ikonische Treue. Haar- und Bart-
tracht sind denen seines Vorgängers analog, das Haar etwas ge-
ordneter und schlichter, der Bart etwas kürzer; ganz verschieden
das Profil, indem die Nase gebogen und Stirn- und Nasenlinie in
derselben Flucht.

Fälschlich, aber nicht ganz ohne Grund, wenn die Aehnlichkeit
des allgemeinen Contours als solcher gefasst werden darf, liiess
früher eine Berliner Büste Nr. 463 (von Hühner als Germanen-
kopf public, in der Arch. Ztg. 1868. Taf. 8) Victorinus, für den
sie allerdings zu jung und zu gut. Auch hätte man nicht zugleich
einen zweiten Kopf daselbst Nr. 462 (abg. a. a. 0. Taf. 7), der
offenbar eine andere Person darstellt, ebenso nennen sollen.

Eine wirkliche Kaiser- oder Feldherrnbüste, die zugleich im
Alter, resp. in der Länge des Bartes, mit dem Medaillon stimmt,
ist der sogenannte Pupien in Neapel, 1. Corr., Gerh. Nr. 149, mit
vollem, ins Gesicht hängendem Haar und schön gebogener Nase;
vollkommen erhalten, auf ungebrochenem nacktem Bruststück, ein
Mantel über der linken Schulter. Allein auch hier wird man die
Arbeit nicht mehr der Zeit des Victorinus zuschreiben dürfen.

Ueber die gallischen Nebenbuhler des Victorinus, Laelianus
(Münztaf. VI. 1) und Marius (Imhoof Porträtköpfe auf röm. Münzen
Taf. IV. 94), welche beide im Jahr 268 fielen, können wir still-
schweigend hinweggehen. Nur mag bemerkt werden, dass Ch. Le-
normant einen Nicolo-Intaglio des Cabinet des medailles zu
Paris (Chab. Nr. 2105) auf Marius bezogen und dass ihm Cha-
bouillet beigestimmt hat1.

Ungleich bedeutender als Beide wäre die Mutter des Victorinus,
Victorina, welche nach dem Tode ihres Sohnes (268) eine Zeit lang
als mater castrorum 2 das Regiment in Gallien führte und den Te-
tricus. zum Kaiser erhob. Indes, obgleich ausdrücklich berichtet

1 La ressemblance du personnage represente (belorbeerte Büste mit Palu-
damentum) avec les medailles de Marius est frappante.

2 Treb. Tyr. trig. 6. 8; 31. 2.
 
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