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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0212

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198

Maximianus.

bronzene Kugel verlor. Nach seinem Tode sollen viele seiner Stand-
bilder umgestürzt worden sein h

liecht im Gegensatz zu seinem Mitkaiser war Maximian ein
roher, barbarischer Charakter, dem Bildung und feinere Umgangs-
formen vollkommen fremd 1 2, zugleich ein Mensch, der von heftigen
Leidenschaften erfüllt war, die zu beherrschen er sich keine Mühe
gab. Seine Wildheit stand ihm auf der Stirn geschrieben 3. Will
man ausserdem den schablonenhaften Angaben des Malalas einen
Wert beimessen, so war er gross, stark, von schwärzlicher Haut-
farbe, und hatte schlichtes und grauendes Haar, einen vollen Bart,
eine schöne Nase und schöne Augen4.

Auf den Münzen (Münztaf. VII. 7—9) ist von dem berührten
Gegensatz freilich wenig zu entdecken, so wenig, dass ohne die
Umschriften und Abzeichen (wie die bei Maximian oft vorkommende
Löwenhaut) die Bildnisse der beiden Kaiser oft kaum auseinander
zu halten wären. Und ebenso steht man den Verschiedenheiten,
welche die Maximianstypen unter sich selber zeigen, wieder ziemlich
ratlos gegenüber. Man vergleiche z. B. den Kopf mit der niedrigen
Stirn und der dicken Nase auf Münzen wie das Wiener Medaillon
(abg. bei Kenner Jahrb. der Kunstsammll. des A. Kaiserhauses IX.
Taf. III. Nr. 277) mit dem so viel edleren Profil des löwenhaut-
bedeckten auf dem Medaillon bei Lenormant (Iconogr. pl. 55. 12).
Auf Grund welcher Argumente will man dem einen vor dem andern
den Vorzug geben? Etwa dem letzteren auf Grund des Malalas,
der ausdrücklich die Schönheit der Nase betont? Aber woher hat
Malalas seine Notiz? Der andere Typus passt dafür besser zu seiner
brutalen Persönlichkeit.

Danach lässt sich beurteilen, was von den Marmorbildnissen zu
halten ist, die in den Museen mit dem Namen des Maximian ge-
tauft sind. Es kann damit im besten Fall nur gesagt sein, dass
ihr Stil und Charakter die Beziehung auf ihn zulässt.

Eine Büste in Mantua Nr. 241 (Dütschke IV. 793; in einer
mir gef. von Dr. Arndt zugesandten Photographie vorliegend) 5, in
deren trotzigem Blick und wilder Physiognomie Labus die bäuer-

1 Lact. De mort. persec. Cap. 42.

2 Civilitatis penitus expers. Eutrop. X. 2.

3 Propalam ferus ct incivilis ingenii asperiiatem suam etinrn vultus horrore
significans. Eutrop. IX. 27.

4 Mal. XII. 311. 6.

5. Schlecht abg. bei Labus III. 38. Haar und Bart haben in Wirklich-
keit viel weniger Relief.
 
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