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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0222

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208

Maxentius.

riert werden muss, wenn man denselben nachspüren will. Maxentius
wie Licinius sind beide auf den Münzen noch bärtig. Und zwar
ist Maxentius ein paar Mal auch in Vorderansicht dargestellt (Münz-
taf. VIII. 9), wie bisher nur Postumus und Tetricus; aber man
kann nicht sagen, dass dies ein ikonographischer Vorteil. Die Zahl
der Varietäten wird dadurch nur um so grösser. Und man bewegt
sich auf einem sehr schwankenden Boden und tliut meines Erachtens
den betreffenden Stempelschneidern zu viel Ehre an, wenn man die
schöneren Typen als absichtlich geschmeichelt, die andern als mehr
dem Leben entsprechend bezeichnet h Der wahre Grund der Ver-
schiedenheit ist, abgesehen vom Ort der Prägung, in den meisten
Fällen nichts Anderes als die grössere oder geringere Sorgfalt und
Geschicklichkeit der Stempelschneider. Wenn daher schon hei Dio-
cletian und Maximian aus den Münzen keine weiteren ikonographi-
schen Ergebnisse abzuleiten, so wird man auch bei Maxentius keine
erwarten dürfen.

Indes hat P. E. Visconti zwei Büsten des Museo Torlonia
Er. 525 u. 526 (abg. Monum. Tori. 159 Nr. 611 u. 612)1 2, welche
1825 bei den Ausgrabungen im Cirkus des Maxentius gefunden
wurden, die eine bärtig mit verhülltem Hinterhaupt, die andere ein
Knabe mit Eichenkranz, die Brust mit der Löwenhaut bekleidet,
diesem Kaiser und seinem Sohne Bomulus zugeschrieben. Er glaubte
dies ohne Zweifel in erster Linie des Fundorts wegen tliun zu
dürfen, obgleich er sich im Catalog nicht auf diesen, sondern auf
den Stil und die Aehnlichkeit mit den Münzen beruft. Auch Bo-
mulus nämlich kommt auf den Münzen vor und zwar als Knabe
oder Jüngling mit der Bezeichnung Divus (Münztaf. VIII. 11),
wonach er jung gestorben sein muss. Die Münzen beweisen nun
meiner Ansicht nach gar nichts. Dagegen gebe ich zu. dass Ver-
schiedenes zusammentrifft, was die angegebene Deutung jener Büsten
einigermassen zu begünstigen scheint: der Fundort, die Vereinigung
von Vater und Sohn, das respective Lebensalter derselben, der
Eichenkranz des Knaben. Man kann hinzufügen, dass der kurze,
nur durch Meisseihiebe angegebene Bart des sogenannten Maxentius
der Zeit, und die Löwenhaut des Knaben, wenn sie alt, einer in
der Familie auch sonst beliebten Costümierung (vgl. Münztaf. VII. 9;

1 „Auf den Goldmünzen von Ostia erscheint Maxentius sehr abgelebt und
mit eingesunkenen Augen. Aehnlich auf den Silbermünzen von Born; in Tar-
raco auffallend geschmeichelt und weniger abgelebt.“ Schiller Kaisergesch. II.
p. 175. Anm. 5.

2 Erstere auch bei Yitali III. 42, aber schlecht.
 
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