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Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 2): Die Bildnisse berühmter Griechen vom IV. Jahrhundert v. Chr. bis in die römische Zeit — München, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1045#0027
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16 ISOKRATES

Kopfform aber ist flacher und länger und die Anlage des Haares,
namentlich des Schläfenhaars, ganz verschieden; die Identität der
Person höchst zweifelhaft.

Alles was sonst den Namen Isokrates trägt, ist unbegründet.

Die Herme im Mus. Torlonia No. 33 und die noch ganz er-
haltene Büste auf runder Plinthe imConservatorenpalast No.94
sind nur von entfernter Ähnlichkeit, erstere nach Winter eine Replik
des Thukydides (s. I. Teil p. 181), letztere ein bärtiger Glatzkopf mit
breiter Stirn und mit der Eigentümlichkeit, dass der Schnurrbart an
die Nasenflügel ansetzt und den grössten Teil der Nasenlippe frei-
lässt (Stil des 4. Jahrhunderts).

An der bei Statius Taf. X abgebildeten Inschriftherme mit
dem Namen des Isokrates in hortis Cardinalis de Medicis war der
Kopf (Aeschines?) willkürlich aufgesetzt, wie schon Ursinus in der
praefatio von 1570 bemerkt. Doch haben die älteren Ikonographen1
keine Rücksicht auf die Berichtigung genommen und ihn weiter als
Isokrates abgebildet.2

An dem Madrider Kahlkopf mit dem düsteren Blick (Hübn.
No. 165) ist die Aufschrift 1ZOKPA (t-/)?) modern.8 Er hätte dem
Formentypus nach eher Ähnlichkeit mit Lysias, dem Ausdruck nach
mit den sogg. Herakliten im Capitol (I. Teil p. 85).

Ganz willkürlich endlich wurde früher Isokrates genannt der
alte hagere Kopf mit den eingesunkenen Augen im capit. Museum,
Philos.-Zimmer No. 18 (Bott. I. 65)*, unter dem sich wahrscheinlich
ein verfehlter Epikur verbirgt.

Archytas

Der Pythagoreer Archytas aus Tarent war ein Zeitgenosse des
Plato, mit dem er während dessen Aufenthalt in Unteritalien ver-
kehrte. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit Mathematik, Physik
und Mechanik. Und von diesen Wissenschaften handeln auch die
Fragmente, die noch von ihm erhalten sind. Er genoss bei seinen

1 Fab. Imag. 76; Bellori 82; Gronov. Thes. II. 81.

2 Dütschke (im Nachtrag zu d. A. B. in Oberit. III. p. 259) bringt ihn ganz grund-
los mit der Herme in Florenz Uff. No. 422 (sog. Alkibiades) in Verbindung. Über
die Inschrift vgl. Kaibel No. 1168.

3Kaibel211*. 4 Righetti I. 111.
 
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