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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0226
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Pflanzen XIII. B. 1. No. 71.
WICHTIGE FARBEPFLANZEN.

Fig. 1. Der Indigo,
oder der Anil.
(Indigosera Anil.)
Die Indigo - Pssanze hat einen Finger dicken , 5
bis 4 Fuss hohen Stengel, mit vielen Zweigen
Und Blattern, blühet roth, trägt Saamen in klei-
nen Schoten (a), und wächst in Ost - und Westin
dien, wie auch im spanischen Amerika. Aus den
Blättern und grünen Stengeln derselben wird die
bekannte dunkelblaue Farbe, der Färber - lndig
gemacht, womit Holland, England, Spanien,
und Frankreich einen sehr wichtigen Handel treibt.
Alan schoeidet nämlich die grünen Blätter und
Stengel vor der Blüthe ab, legt sie in grosse Ku-
fen und giesst Waller darauf. Nach einiger Zeit
geräth diese Malle in Gährung, erhitzet sich und
schäumt stark. Daraus eutsteht eine dicke, grüne
Flüssigkeit, welche in andere Fässer abgelassen,
in diesen aber mit Krücken beständig so stark ge-
rührt wird, dass sie schäumet, so lange bis die
Farbentlieilchen sich zusammen klumpen, und
die Brühe blau wird. Man lässt sie nun flehen,
dals die Farbe sich setzet; dann zapfet man das
gelbe Waller davon ab, und den blauen Boden-
satz lässt man in Säcke laufen, giesst ihn dann in
hölzerne Kasten, lässt ihn trocknen, und diess ist
dann das wichtige Handelsproduct, der Indigo.

Fig. 2. Die Farberröthe,
oder der Grapp.
(Ru&ia tinctorum.)
Die Farberröthe ist für die Färbereyen eine
nicht minder wichtige Pflanze, als der Indigo;
denn die rothe Farbe, die sie giebt, ist eben so
acht und dauerhaft, als die blaue des Indigo. Sie
ist eine strauchartige Pflanze, etwa 3 Fuss hoch,
blühet gelb, trägt kleine schwarze Beeren, und
ihre Wurzel dauert viele Jahre lang in der Erde,
und schlägt alle Jahre frisch aus. Sie wird haupt-
lächlich ihrer Wurzel wegen , welche roth aus-
sieht, und zum Färben der Tücher , Zeuche und
Cattune gebraucht wird, in Flandern, Seeland,
Eisas, der Pfalz und Schießen in Gärten und auf
Feldern stark angebauet. Man gräbt nämlich die
Wurzeln, wenn sie ohngefähr so dick als ein Fe-
derkiel sind, aus, schneidet die Stengel davon
ab, reinigt sie von der Erde, trocknet sie, und
stösst sie dann in besondem Grappmühlen zu Pul-
ver, welches dann in Fässer geschlagen und als
ein wichtiger Handelsartikel ausgeführt wird.
Mit Zusätzen von vielerley Salzen kann man über
fünfzig verschiedene Farben mit dem Grapp fär-
ben. Unter allen Sorten davon, hält man den
Holländischen oder Seeländischen Grapp für den
besten.
 
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