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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 11) — Weimar, 1824

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https://doi.org/10.11588/diglit.3218#0210
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Permischte Gegenstände. CCCXI1. ' Bd. XL Nro. 71,

DIE SANDWICHS - INSULANER.

Diese Inselbewohner haben ein ovales'Ge-
sicht, gute Augen und Zähne, überhaupt eine
pffne, einnehmende Physiognomie. Die Na-
senlöcher sind sehr weit; das nicht sehr lange,
schwarze Haar hängt ganz schlicht und straff
lierab,' Die Mähner tragen es zum Theil kurz,
theils lassen sie es bahnenkammartig wachsen.
Der Bart ist bei ihnen dicht, wird aber ab-
geschoren. Die Hautfarbe ist nufsbraun; stark
tätowirt, fällt sie sehr in's Schwarze. Die Wei-
ber haben männliche Züge, schöne Augen und
Zahne; ihr Körper ist aber nicht zart, und in
einem gewissen Alter bekommen sie eine unan-
genehme. Wohlbeleibtheit ; sie scheeren das Haar
kurz ab, nur um die Stirn lassen sie einen Kranz
längerer, borstig in die Höhe stehender Haare,
■welche mit ungelöschtem Kalk weifsgebrannt
werden; oft bleibt auch auf der Stirn eine feine
lange Locke stehen, welche violet gebeizt und
hinten gekrümmt ist. Die Kleidung ist dem
Clima angemessen. Erwachsene Mannsperso-
nen gehen, ein grofses Tuch aus dem Baste
des Papiermaulbeerbaums ausgenommen , wel-
ches zwischen den Schenkeln durchgezogen und
um die Hüften gewunden wird , ganz nackend ;
bei feierlichen Gelegenheiten hängen sie ei-
nen grofsen aus feinen gemalten Bastmatten
•verfertigten Mantel um, der mit Vogelfedern
besetzt ist, und setzen wohl auch aus bunten
"Vogelfedern geflochtene Helme auf. Die Wei-
ber sind von der Brust bis zu den Knieen mit

einem Tuche bedeckt; beiden Mädchen ist der
Oberkörper blofs, nur um den Hals tragen sie
eine Krause' Der Kopf ist wie bei den Män-
nern blofs. Kinder gehen bis in's achte Jahr
nackend. Die einfachen Wohnungen gleichen
urisern Heuschobern, und bekommen nur Licht
durch die Thiir; es stehen ihrer gewöhnlich
100 bis 200 beisammen, welche von der Mee-
resseite durch -eine Steinmauer geschützt sind.
Neben einem solchenDorfe sind dieBegräbnifs-
plätze (Morais). Die Hauptnahrung liefert die
Tarowurzel, welche in grofsen Plantagen mit
künstlicher Bewässerung gebaut wird. ' Sonst
leben sie auch noch von anderen Pflanzen,
Schweinen, 'Hunden, Fischen etc. Die Männer
sorgen für Wohnung, Nahrung, Waffen (wel-
che früher in Speeren mit Widerhaken, Schleu-
dern,.Bogen, Pfeilen und Dolchen bestanden),
die Weiber für Hauswesen und Kleidung. Diese
Insulaner beteten'früher Götzenbilder an, jetzt
findet aber das Christenthum bei ihnen immer
mehr Eingang. Ue.brigens sind sie im Allgemei-
nen sanft und wohlwollend, arbeitsam,. indu-
stries, aufserordentlich neugierig, diebisch, und
den geistigen Getränken, welche sie durch die
Europäer haben kennen lernen, sehr ergeben,,
Die Abbildung stellt den König der Insel Mow
riebst seiner Frau und einen der ersten Häupt-
linge der Insel Owhjhi mit der Frau eines
Häuptlings dar.
 
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